Freitag, 2. Oktober 2015

Der Tag hat 33 Stunden: Leverkusen-Victoria, British Columbia

Spoilt forever! Wir haben Plätze auf dem Oberdeck der Boing 747-400, obwohl  nicht das neueste Modell, schon mit der "neuen" Business Class. Ich habe den Fensterplatz, Armin neben mir am Gang. An der Fensterseite ist ein breiter Sims, auf dem ich alles wichtige verstauen kann. Es gibt einen Fußhocker und außerdem einen verstellbaren Sitz (in alle Richtungen) bis auf 180 Grad. Das Essen wird auf einem weissen Tischtuch serviert, auf Porzellan und mit Speisekarte, ist aber nicht ganz so ansehnlich angerichtet, wie in dem Sky Chefs Kochbuch, dass mit Helga und Heinrich einmal aus der Ringeltaube der Lufthansa gekauft hatten.

Armin wird zunächst gefragt, ob er Arzt sei, mich fragt keiner, obwohl ich auch einen Titel habe und alle Staffeln ER gesehen! Pünktlich zum Film "Jurassic World" (2015) kommen ein paar hundert Kilometer vor Grönland Turbulenzen, die  etwa eine Stunde andauern. Der Spiegel in meinem Wasserglas zittert zum Takt des Gehens der Riesensauriere. Ach zu den Helikopter Flügen und herumwirbelnden Kabinen der Action Szenen, passt die Bewegung des Flugzeugs ideal. Statt Popkorn gibt es mal Wasabi Nüsse, dann Schokinüsse, dann  Gummibärchen.

Als wir die Spitze von Grönland überfliegen, haben die Dinos aber Pause. Ich überlege, ob ich Armin wecken soll, aber der ist schon einmal über Grönland geflogen und er muss noch bis Victoria Auto fahren. Also geniesse ich ganz alleine. Mehr Drama kann kein Hollywoodfilm, als diese grandiose Ansammlung von Felsformationen, Bergketten, Gletschern, die sich in das Meer bewegen und unzähligen kleinen Eisbergen, immerhin ist es schon Oktober, mehr Schmelzen geht nicht mehr im Jahreskreislauf. Das war schon einmal ein Auftakt der Naturbeobachtungen, der sich mehr als gelohnt hat. Gut, dass gerade keine Wolken da waren. Einmal über dem amerikanischen Kontinent fliegen wir endlos über Tundra, dann kommt die Hudson Bay, aber es wird wolkiger. Um Calgary und Edmonton dann wieder freie Sicht und viele Rechtecke auf dem Boden: Weiden und Felder . Kein Blick aus dem Fenster, ohne dass man auf einen Schlag Hunderte Seen sieht und das schon seit mehreren Flugstunden. Um Edmonton herum haben die Felder alle kleine Seen, das sieht von oben aus wie Pockennarben.

Dann kommen die Rocky Mountains mit ihren schneebedeckten Gipfeln, 600 km mindestens nur Berge. Ein türkisblaues Band: Der mächtige Columbia River.Das Flugzeug nähert sich Vancouver und es tauchen noch einmal Gipfelketten auf, die Coastal Mountains. Das Flugzeug ist nun im Sinkflug und manche Bergkuppen kommen zum Greifen nah.

Um Vancouver herum gibt es viele Flussmündungen und Inlets (Meerarme), interessant ist, dass man überall treibende Baumstämme sieht, die flussabwärts geflößt werden.

Von Vancouver in Richtung Tsawaassen, dem Fährhafen, stehen wir erst einmal im Berufsverkehrsstau. So verpassen wir knapp die 5-Uhr Fähre, allerdings war die ausgebucht, da hätten wir schon viel früher da sein müssen. Wir bekommen aber Tickets für die Fähre um 18 Uhr und gehen in die kleine Fährhafen-Minimale und kaufen Kaffee, 16 Unzen. Daran dachte ich dann später im Bett noch, das hat uns zwar wachgehalten bis Victoria, aber mich leider noch ein bisschen darüber hinaus.

Der Ladeanzeiger der Fähre zeigt etwa 400 Fahrzeuge, das Schiff ist ähnlich groß wie eine Kanalfähre und benötigt 1,5 Stunden bis Swartz Bay, dem Fährhafen auf Vancouver Island. Allerdings geht es nicht über wildes, offenes Meer, sondern durch die St. George´s Strait, der Meerenge zwischen dem Festland und der Insel, Teil der berühmten "Inside-Passage", auf der viele Kreuzfahrtschiffe (und eine BC Fähre von Port Hardy nach Price Rupert oder Bella Coola )von Seattle bis Alaska fahren. Die Meerenge ist berühmt für die Orcas, die aber vor allem im Sommer hier zu sehen sind.

Ich sehe zumindest ganz viele Seehunde, manchmal tauchen und auftauchen sie an 10 Stellen gleichzeitig. Ob es "nur" Seehunde sind, kann ich noch nicht einmal genau sagen.

Wir fahren an vielen der Gulf Islands vorbei, die untergehende Sonne spiegelt sich im glatten Wasser und immer wieder treiben Nebelbänke, durch die wir durch müssen und in denen das Schiff alle 2 Minuten tutet.
Hinter mir sitzt eine Frau und telefoniert offensichtlich mit ihrem Kind, das genauso offensichtlich verhandelt, ob es wach bleiben darf, bis Mama zu Hause ist. "Yes Sweetie, I love you too, kiss kiss" und so weiter. Eine nette, nachvollziehbare Unterhaltung, aber ich merke, wie mich der fehlende Schlaf einholt und mir die etwas hohe Tonlage an den Nerven sägt.

Von Swartz Bay aus sind es nur noch 30 Kilometer bis Victoria, inzwischen ist es aber dunkel geworden und daher muss man beim Fahren etwas aufpassen, vor allem in Downtown Victoria, da wi die richtige Straße finden müssen.

Unser Wohnungseigentümer erwartet uns an der Einfahrt zur Tiefgarage und wir fallen in der schönen Wohnung (später hierzu mehr) gegen 20.30  Ortszeit todmüde ins Bett, in Deutschland ist es jetzt nach 5 Uhr.
Ich liege noch wach bis 22.15, dann schaue ich das nächste Mal um Mitternacht auf die Uhr, ich habe da wohl doch etwas geschlafen. Dann werde ich im Stundentakt wach und um 5.30 stehen Armin und ich dann auf. Zeit zum Koffer auspacken, Tee kochen, Blog schreiben und für Armin zur ersten Pfeife (Balkon) seit gestern Morgen in Deutschland.

Sobald es hell ist und die Cafés öffnen, freue ich mich auf ein dickes Frühstück (Bacon ist ein Muss!) und dann auf die Erkundung von Victoria. Unsere Wohnung ist am Rand von Chinatown und nur einen Steinwurf vom Wasser entfernt, das hier natürlich allgegenwärtig ist. Ich werde berichten!
Gletscher Grönland

Gletscher Grönland

Eisflächen und Eisberg Grönland

Gletscher Grönland

Gletscher und Eisberge Grönland

Eis bis zum Horizont

Vorspeise im Flugzeug 




Treibende Holzstämme, Vancouver

Überfahrt nach Vancouver Island



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