Sonntag, 11. August 2019

Letzter "richtiger" Urlaubstag unseres Roadtrips

Heute vor drei Wochen  und zwei Stunden sind wir in Denver angekommen. Hinter uns liegt eine Rundfahrt der Superlative, das was auf englisch "iconic" oder "epic" Roadtrip genannt wird.  Diese beiden Begriffe geben es ganz gut wieder: Bildgebend und erzählend. Wir haben inzwischen schon viele Fotos des Urlaubs, aber noch mehr Bilder im Kopf. Vielleicht ist es gut, dass es "nur" drei Wochen sind. Die Eindrücke sind so vielfältig, noch kann ich auseinanderhalten (meistens) was wo war!
Heute aber ist noch nicht die Zeit Bilanz zu ziehen, dass bleibt einem separaten Blog vorenthalten.

Heute haben wir nämlich noch einen ganzen richtigen Urlaubstag. Allerdings wirft der Flug morgen bereits seine Schatten voraus, Einchecken bei Flug und Bahn, Kühlschrank leeressen, viele Prospekte wegwerfen, ein T-Shirt noch waschen. Zum Frühstück gibt es Bacon mit Hashbrowns, ich hatte die übriggebliebene Kartoffeln einfach gestern Abend gekocht und heute mit dem Bacon in der Pfanne knusprig gebraten. Kühlschrank und Vorratsschrank wieder weiter leer, check! So, ich habe gerade nach dem letzten Satz eine kurze Pause gemacht, weil mir eingefallen ist, dass ich noch Himbeeren aufessen muss.

Heute morgen regnet es und es ziemlich kalt. Hoffentlich trocknet das T-Shirt noch. Wir warten ein wenig und fahren dann erst einmal zur Post, um Briefmarken zu kaufen. Die Stadt Estes Park, über die ich heute schreiben wollte, ist insoweit geschäftig, als dass der Farmer´s Market und ein Weinfest ihre Buden aufgebaut haben, aber wegen des Regens singt der Gitarrist auf der Bühne seine Country Songs ohne Zuschauer, abgesehen von den Budenbesitzern. Wir fahren auf dem Highway 7 , dem Peak to Peak Highway in Richtung Osteingang "Wild Basin" des Rocky Mountain National Parks. Erste Station ist der Lily Lake. Praktischerweise it es aufgeklart und wir können den kleinen See umqueren, ohne nass zu werden. Es ist auch vergleichsweise viel ruhiger, als in den anderen Bereichen des NP. Um hierher zu kommen, muss man um Estes Park herum fahren und dann noch ein Stück Richtung Boulder, dieser Parkteil ist von den anderen durch die beiden höchsten Berge, den Longs Peak und Meeker Mountain abgeschnitten. Bei allen Spaziergängen und Touren habe wir noch nicht so viele verschiedene Wildblumen gesehen wir hier am Lily Lake Außerdem gibt es Enten, eine Schar Kanadagänse und natürlich Streifenhörnchen. Kein Reh in Sicht. Sowas!

Cutleaf (sieht man) Cornflower (Rudbeckia Laciniata))
Kanadagänse, Lily Lake
Blanktflower (Gaillardia aristata)
Sweetpea/Wicke ?
Bank!

Hexenkreis? Magischer Kreis?

Lily Lake 
Chipmunk/Streifenhörnchen

Lily Lake
Es geht weiter zum RMNP Wild Basin Eingang, der ist klein und familiär und wenig besucht und nass, denn es regnet wieder. Wir fahren die Dirtroad/Schotter-Parkstraße bis zum Parkplatz am Ende. Es regnet immer noch. Ich unterhalte uns mit Stories aus dem Reiseführer. Nach 30 Minuten regnet es immer noch, auch wenn es "dahinten" hell wird. Für Armin ist Regen wie Mücken, ein Ausschlusskriterium, um sich draussen zu bewegen.
Ich möchte aber gerne den kleinen Spaziergang zu den Copeland Falls machen. Armin setzt eine Deadline bei 13.50 Uhr. Um 11 vor Zwei steige ich aus und erkläre es für trocken. Armin sieht noch Tropfen und bleibt sitzen. Er werde warten oder nachkommen, je nach nass.
Am Trailhead (Beginn des Wanderweges) stehen zwei ältere Ranger, bereit Fragen zu beantworten. Ich werde freundlich begrüßt und gefragt, was ich vorhabe. Dazu muss man sagen, dass ich nur Sport-, keine Wanderschuhe anhabe; keinen Tagesrucksack, keine Wasserflasche, keine wasserfeste Kleidung mithabe und in der Hosentasche ein kontaktmäßig nutzloses Handy. Ich denke, sie sind besorgt: Unterkühlung, Wassermangel, Verirren, Fallen, Bergwacht! Ich sage, dass ich nur bis zu den nahegelegenen Copeland Falls gehe, mein Mann warte im Auto, der möge keinen Regen. Die eine Rangerin strahlt und sagt, dass das ein Mann nach ihrem Geschmack wäre. Sie brauche den auch nicht. (Den Regen)

Mir kommen einige Wanderer entgegen, darunter eine Gruppe Frauen mit schweren Backpacks, Mehrtageswanderer, die im Backcountry übernachtet haben. Alle Wanderer grüßen freundlich, Ausnahme: U25.

Ich freue mich, dass ich losgegangen bin. keine 250 m und die Sonne kommt heraus, ich binde mir meine Funktionsjacke um und trage die Windjacke überdies in der Hand. Wieder schöne Blumen am Wegesrand, Nadelbäumedickicht und kleine Bäche. Die Lower und Upper Falls sind sehr schön und man könnte, bei stabilerem Wetter das tun, was im amerikanischen Reiseführer zum RMNP steht: Eine Staffelei aufstellen und Malen. Fotografieren ist aber auch gut und man kann immer noch nach den Fotos später etwas skizzieren oder malen.
Auf dem Rückweg kommt mir Armin entgegen, frohgemut und voll der Erkenntnis, dass die Sonne scheint.
Dann geht es zurück in Richtung Estes Park, wir halten nur noch an The Eagle´s Plume, einem Laden mit vielen kunsthandwerklichen Ausstellungsstücken in  Museumsvitrinen und sehr schönem Schmuck. Die Sachen sind aber für die Portokasse oder als Mitbringsel deutlich zu teuer und ich habe ja schon eine schöne Kette.

Copeland Falls Bereich, Wild Basin
Sego Lily
Momogramme in der Birke 
Copeland Lower Falls
Eiszeit Boulder/Findling
Copeland Upper Falls 
Copeland Upper Falls
Copeland Fluss
Espe
Eagle´s Plume
Eagle´s Plume
Eagle´s Plume
Mit unserem Bummel durch Estes Park wird es nichts. Es ist -jetzt trocken- sehr voll und da haben wir gerade beide keine Lust zu. Stattdessen kaufen wir Blueberry Pie und essen die auf unserer Terrasse zuhause. Die Porch ist eben die happy Porch! Noch ist der Himmel blau und aus dem Liegestuhl schaut man in die Krone gleich von 6 dicken alten Ponderosa Pines, die unmittelbar am und um das Haus herum stehen. 

Heute Abend gehen wir essen, im Dunraven Inn, das etwas außerhalb liegt. Angesichts des Almauftriebs in Estes Park an diesem Sommersamstag keine schlechte Idee. Estes Park ist eine typische Gateway Town zu einem Nationalpark, mit vielen Unterkünften und einer Mainstreet choc-a-block voll mit Restaurants, Imbissläden, Saltwater Taffy und Fuddelnden, Eisbuden und T-Shirt Läden. 

Dennoch ist es auch ein älterer gewachsener Ort, der auf einen Claim zurückgeht , den Joel Estes 1859 gesteckt hatte. Schon seit 12.000 Jahren leben aber Menschen in der Region. Paleo Indians, Ute und Arapaho. Estes war während des Goldrausches nach Colorado gekommen, hatte dann aber stattdessen zunächst in Fort Lupton bei Denver mit der Viehzucht begonnen und sich schließlich mit seiner Familie hier niedergelassen. 1866 gaben sie niedergeschlagen auf. William M Byers, Herausgeber der Rocky Mountain News (Zeitung)   war schon zwei Jahre zuvor die Besteigung des Longs Peaks angegangen und hatte in seiner Zeitung über seine Abenteuer berichtet. Das Tal vor dem Bergmassiv, nannte er, nach dem Siedler Estes Park. Seit 1866 ist Estes Park Touristenort...: Die Ranch von Estes übernahm nämlich ein vorausschauender Mann namens Griff Evans und wandelte sie zur Guest Ranch um, denn die Schönheit der Gegend wurde bereits seit einigen Jahren in Büchern beschrieben. So schrieb der Jäger Rufus B. Sage schon 1846, dass es sich um einen "Charming retreat for someone of the world-hating literati" handele (Vgl. Erin English, RMNP, Moon Verlag 2017.)

So gerade vom Dunraven Inn zurück, gut gegessen und noch die folgende kleine Geschichte:
Als das Dunraven Inn (von unserer Landlady und vom Reiseführer zu Recht empfohlen, italienische  und Steakkarte) unter dem ersten Inhaber erstmals aufmachte, hat am Eröffnungstag jemand u.a. mit einem Dollarschein bezahlt, auf den er "Good Luck" geschrieben hatte. Der wurde an die Wand geklebt und seitdem ist die Bar Schein an Schin mit Dollarscheinen gepflastert. Wir haben richtig gut gegessen ! www.dunraveninn.com.

Italienische Küche Dunraven Inn
Bier aus Deutschland
Dollarscheine an der Wand




Samstag, 10. August 2019

The mighty Colorado River-noch ganz klein und ein kleiner See, ganz groß

Am Morgen fahren wir die Trail Ridge Road einmal mehr über die Berge und hinunter in das Kawuneeche Valley, durch den der Colorado River fliesst. Wir haben ihn vor ein paar Tage schon einmal bei unser Fahrt zum Rocky Mountain National Park im Cache La Poldre Gebiet als Bach gesehen. Hier im Coyoten-Tal (deutsch für das indianische Wort Kawuneeche) ist er schon ein bisschen breiter geworden. Eine der vielen Wasserscheiden,  die wir in diesem Urlaub gekreuzt haben, verläuft auf unserer heutigen Strecke. alle Quellen und Bäche auf der einen Seite münden in den Mississippi und auf der anderen in den Colorado River.

Kawuneeche ist ein eiszeitlich bedingtes Gletschertal. Um den Fluss herum sind Wiesen und am Flussufer Weiden, ideales Moosehabitat, und tatsächlich entdeckt die jugendliche Tochter der Spaziergänger vor uns auf den Coyote Trail eine Elchkuh mit Kind. Im dichten Gestrüpp sieht man von der Mutter nur den Hintern und die Ohren und vom Kind nur einen hellbraunen diffusen Fleck daneben. Auf dem Rückweg haben wir etwas mehr Glück. Sie sind beide noch da und wenigstens das Kind erwische ich mit der Kamera ungefähr ganz!
Moosespuren
Colorado River
Da hat ein großes Tier gelegen...
Mama Moose im Gestrüpp
Baby Moose
im Kawuneeche Tal

Heute und tolle Wolkenformationen am Himmel und so ist die Rückfahrt auf der Trail Ridge Road nice langweilig, auch wenn keine Rundfahrt möglich ist.


Tolle Straße und wunderbare Ausblicke
Felsen, Schnee und Wolken
Kiefernskelett
Meterhoher Schnee
Danach verbringen wir drei Stunden auf unserer Terrasse, denn jetzt tanzt im RMNP der sprichwörtliche Bär, die echten haben sich wahrscheinlich fernab der wenigen Straßen  in das Hinterland verzogen. Auf der Terrasse merke ich, im Liegestuhl liegend, dass sich direkt neben mir etwas bewegt, ich schaue nach links und direkt in das Gesicht eines Humming Bird (sehen aus wie Kolibris). Ich erschrecke ziemlich, der Humming Bird lacht und ist wieder weg.

Gräser am Fluss vor der Tür

Nochmals Gräser

Blick nach oben vom Liegestuhl
Gegen 5 Uhr brechen wir zur Bear Lake Road auf, auf der noch immer ein Warnschild steht, dass der Bear Lake Parkplatz voll sei. Es ist Freitag, da kommen zusätzlich noch die Wochenendurlauber aus dem Großraum Denver. Wir wollen zum Sprague Lake und da ist zwar auch noch Betrieb, aber wir bekommen einen Parkplatz von jemandem, der abfährt. Armin hat schließlich ein enges Timing, weil er am Bear Lake die Zeit gestoppt hat, als die Mücken kamen...! Hier ist es aber etwas windiger und noch lassen uns die Mücken in Ruhe. Als wir den See umrundet haben, ist vielmehr ein ganzer Schwarm Fliegenfischer am bzw. im See aufgetaucht!

Zum Abschluss spazieren wir noch eine kleine Strecke entlang des Hollowell Park Trails. Hier ist es ganz ruhig. Ein Mule Deer Bock grast vor sich hin, Vögel fliegen auf und nieder und Streifenhörnchen flitzen mit aufgestelltem Schwanz über Baumstämme.
Vom Trail aus sieht man, wie man für den Bau des Stanley Hotels eine riesige Schneide geschlagen hatte. Aber dazu mehr morgen, dann erzähle ich etwas zu Estes Park.

Sprague Lake

Mein Freund der Baum
Baumstumpf
Sprague Lake
Sprague Lake
Fliegenfischer im See
Angelnde Familie ( Papa, ich habe schon zweimal den Wurm verloren)
Hollowell Park Trail
Der Mule Deer Bock
Heike, die Mücken kommen....



Freitag, 9. August 2019

Athletisch, Bunt, Colllegestadt: Boulder, Colorado

Ich hätte als C auch Cannabis nehmen können oder Cultural Centre oder Culinary Arts oder Colorful (aber das war durch Bunt schon abgedeckt)
.
Jedenfalls führt uns der Weg heute in eine Stadt (! = 80.000 Einwohner, der Rekord unserer Reise), in der ich als Soup of the Day Carrot-Ginger-and-Coconut-Soup. bekomme.

Möhreningwerkokossuppe


Boulder ist eine Ort, die man auf Anhieb schön findet: Er hat alte Häuser, eine Fußgängerzone, nette Geschäfte (man kann auch Colorado T-Shirts kaufen, aber im Prinzip dominieren NICHT die Andenkenläden.) Es gibt Straßencafés und -restaurants, viele Blumen, viele Bänke, Denkmäler, Straßenkünstler, alte Fassaden, Läden mit Haushaltswaren ( Eiswürfelbehälter in Cannabisblattform), mit Postern (z.B. signierte Grateful Death) , im Individualbesitz befindliche Buchläden, Kaffeeröstereien, Modeläden, Dritte Welt Shops , Skateboarder, Müllcontainer mit Dreiertrennung, und die Fußgängerüberwege sind nicht schwarz-weiß, sondern bunt gefärbt. Immer wieder sind in der Fußgängerzone Boulder aufgestellt, damit man weiss, dass man in Boulder (übersetzt: Felsblock) ist. Kleine, ganz große und gespaltene.

Boulder hat 32.000 Studenten. Außerdem leben oder trainieren hier auf 1.600 m ( Mile high) Höhe viele Sportler. Unmittelbar bei Bolder liegen auch zwei Top Klettergebiete , an dem man die Kletterer am Fels beobachten kann. Es sind dies der Eldorado State Park und die Flatirons.

Die Söhne von Dimmie & Greg leben in Boulder und das kann ich gut verstehen.
Armin und ich trennen uns zweimal und treffen uns zwecks Suppe bzw Kaffee wieder, Läden gucken und Häuser fotografieren ist nicht so Armins Ding. Er guckt lieber H#user und fotografiert gar nichts.
Dafür wird er in der Fußgängerzone mit einem zögerlichen "Herr Dr. Buchmeier???" angesprochen. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Rechtsabteilung von Bayer, inzwischen seit vielen Jahren für Bayer in den USA, allerdings nicht in Colorado, aber die Kinder sind hier in einem Science-Kurs. Snall World.

Art Deco Kino
Amerika-Kissen
Outdoorladen
Straßenüberweg
Eines der vielen alten Häuser in Historic Downtown
Haus von 1882
Großer Fahrradladen
Unser Kaffeehaus
Fußgängerzone
Hotdog Stand
Kleiderboutique
Springplatz mit kleinen Felsen für Kinder
Bison
Geteilter Boulder
Historic Downtown
Historic Downtown
Historic Downtown
Hutladen
Zaundetail
Historic Downtown
Baumbestandene Straßen mit alten Häusern

Auf dem Rückweg wollen wir den 119 West fahren, um dann auf den Peak to Peak (von Gipfel zu Gipfel) Scenic Highway zu wechseln. Das Problem beim Navigieren ist, dass wir bislang (fast) immer nur in der Natur unterwegs waren und die Navikarte im Auto immer geradeaus eine Straße umgeben von Grün anzeigt. Ich stelle den Maßstab größer. Jetzt gibt es ganz viele Straßen. Aber: Die Kartenansicht ist in Fahrtrichtung, daher nicht so, dass oben Norden ist. Das fiel natürlich vorher nicht auf. Jetzt machte es aber einen großen Unterschied, da plötzlich nicht Estes Park oben, also im Norden ist und der Scenic Byways nicht links, also im Westen. Mit einmal Drehen, schaffen wir es in die richtige Richtung zu fahren, nur den Byway haben wir dabei noch zu weit links liegen lassen. Irgendwie fahren wir durch Wald und Canyons in die richtige Richtung. Etwas irritiert, dass der "Overland-Highway", auf dem wir uns befinden, zur Schotterstraße wird, aber er führt uns schließlich zur richtigen Straße.
Glück gehabt! Die wäre total "scenic", wenn nicht der 4.345 m hohe Long Peak Berg  in den Wolken läge..! Er ist einer der 54 Berge über 14.000 ft (4267,2 m)  in den Rocky Mountains und der höchste Berg im Rocky Mountains Nationalpark. In den Alpen gibt es übrigens 82 Berge über 4.000 m. Von denen sind allerdings nur 24 auch über 14.000 ft , also höher als  4267 m. (Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Viertausender_in_den_Alpen)

Es ist aber auch so eine sehr schöne Strecke, auf der uns einmal wieder Rehe am Straßenrand begegnen.


Rehe am Straßenrand

Schotterstraße mit einsamer Farm (durch leicht grüne Windschutzscheibe)

Estes Park