Montag, 29. Juli 2019

Sheriffs und Rancher

Der Blog heute ist ein Nachtrag von gestern Da sind wir von Buffalo aus bis Silvergate/Cooke City in Montana gefahren. Silbergate liegt fast unmittelbar am Eingang zum Yellowstone National Park. Die Idee war, dass man in kurzer Zeit im Grasland des Tals des Flusses Lamar sein kann, der immer "Serengeti des Nordens" genannt wird.

Es verwundert natürlich nicht, dass es dort kein Telefonnetz gibt. Der mann am General Store, der gleichzeitig als Rezeption fungiert, zeigte mir das Emergency Telefon außerhalb der Eingangstor. satellitenbetrieben. Es sollte auch Walen in den Cabins geben, aber ebenfalls natürlich über die Satellitentelefonanlage, also bitte nur texten und E-Mailen, keine Uploads oder Downloads. Nun hätte ich also den Blog nicht hochladen können. Aber das Netz funktionierte komplett nicht. Vielleicht lag es am Hagelsturm und Gewitter, dass uns nach einer kleinen Abendrunde furch das Lamar Valley buchstäblich eiskalt erwischte. Innerhalb von Minuten sank die Temperatur von gut 22 Grad auf 1 Grad.

Hagelsturm

37 Grad Fahrenheit


Also gab es gestern keinen Blog und wir haben so viel schöne und verschiedene Landschaften gesehen, dass es nicht in einem zu machen ist. Inzwischen sind wir in Jackson, Wyoming und darüber schreibe ich dann morgen früh unserer Zeit.

Zurück also nach Buffalo und zum gestrigen Tag!

Es geht von Buffalo zunächst über den Highway 16, gleichzeitig der Scenic Cloud Skyway, immer nach Westen in Richtung Yellowstone durch die Big Horn Mountains.

Buffalo hat uns richtig gut gefallen und ich wollte ja noch die Geschichte vom Sheriff  erzählen:

Der arme Kleinbauer sieht erschreckt...

...den bösen Großrancher heranreiten
Buffalo hat einen Helden und der heißt Sheriff Red Angus. Im Jahr 1892 gab es im Johnson County, zu dem Buffalo gehört, Auseinandersetzungen zwischen Ranchern und Ranchern. Auf der einen Seite standen die großen Viehbarone, die gar nicht vor Ort lebten, sondern zum Beispiel im weit entfernten Cheyenne. Auf der anderen Seite standen die kleinen Viehbetriebe und die Homesteaders , genannt Nesters) vor Ort.
Die  Großbetriebe  wollten sich nicht von den Kleinen weiter auf der Nase herumtanzen lassen und griffen zu drastischen Mitteln: Sie machten in Texas bekannt, dass Söldner gesucht würden für USD 5 am Tag mit einem 50 USD Bonus für jeden getöteten Kleinrancher und Kleinbauern. Am 6.April 1892 kam ein Zug mit 26 Killern aus Texas und 24 Wyoming  Männern, angeführt von Major Frank Wolcott , der einst im Militär gedient hatte, nun aber Angestellter des Viehzüchterverbandes von Wyoming war.
Es gab eine Todesliste mit Namen von 70 Aufrührern aus Johnson County, darunter Sheriff Red Angus. Das Todeskommando begann auf der KC Ranch (da, wo heute die Stadt Kaycee ist), um dort Nick Ray und Nate Champion zu eliminieren. Nach mehreren Stunden Kampf erwischten sie Ray, Champion aber kämpfte tapfer weiter. Erst nachdem sie ihn ausräucherten, musste er das Haus verlassen und wurde dabei auch erschossen.

Dann zogen Wolcott und seine Männer 30 Meilen nach Norden zur TA Ranch, wo sie sich verschanzten und auf Sheriff Angus mit seinen Männern warteten. Als der nächste Tag anbrach, waren die Eindringlinge von 200 Einheimischen umzingelt. Alles Kleinrancher und Siedler aus der Umgebung von Buffalo. Nach einer dreitägigen Belagerung , bei dem heftig gefeuert wurde, gab es nur ein Opfer und zwar unter den Texanern. Einer war angeschossen worden, überlebte dies zwar sogar zunächst, starb dann aber an Wundbrand.

Inzwischen hatte der Gouverneur den Präsidenten Harrison umd Unterstützung des Bundes gebeten. Der sandte Truppen vom nahegelegenen Fort Mc Kinney. Die Kavallerie errichte die Ranch, als Red Angus gerade Dynamitstangen legte um das Ranchgebäude in die Luft zu jagen. Die Invasoren wurden festgenommen und schlussendlich ohne Prozeß ( der war dem County Johnson zu teuer) nach Cheyenne transportiert. So kamen sie zwar straffrei davon, aber die Vorkommnisse beendeten die Vorherrschaft der Großrancher für immer.

Auch ein zweiter Sheriff ist für Buffalo wichtig. Dies ist die Krimiromanfigur Walter Longmire. ich hatte mir noch zuhause den ersten Krimi aus einer ganzen Reihe heruntergeladen (Tipp des South Dakota Reiseführers aus dem Moon Verlag) . Nun gehen wir am Abend durch Buffalo und an jeder Laterne hängt ein banner mit Figuren aus seinen Büchern und in mindestens drei Läden habe ich jede Menge Merchandising Artikel  im Schaufenster gefunden. Wer Longmire (von Craig Johnson) gelesen hat, weiss, wie es in den Bighorn Mountains so zugeht. Besonders populär ist er landesweit geworden, durch eine Fernsehserie, die von 2012-2017 in mehreren Staffeln lief und viele Freunde hatte.

Longmire Schaufenster

Die Berge  liegen fast ausschließlich auf einer Höhe von über 1.500 m über dem Meeresspiegel. Die größte Erhebung ist mit 4.020 m der Cloud Peak in den Bighorn Mountains.

in den Big Horn Mountains

Bighorn

Ten Sleep


Kommt man hinunter nach Ten Sleep, begegnet man einem anderen Krimihelden Wyomings: Hier wohnt der fiktive Wildlife und Fisheries Ranger Joe Pickett. Davon habe ich im Laufe der Jahre natürlich auch schon ein paar Bücher gelesen. Ten Sleep ist nach der Indianer Reisegröße von 10 Tagesreisen vom Fort Laramie über den Bringer Trail bis Ten Sleep benannt.

Worland mit den Badlands im Hintergrund
Hinter Ten Sleep kommen Badlands (der Reiseführer Wyoming off the beaten Track sagt hierzu, there are as bad as can be) und dann kommt man 42 km weiter zur Oasenlandschaft von Vorland. Hier wurde einst Zeit ein Bewässerungskanal angelegt, der  Ackerbau ermöglichte. Es werden vor allem Zuckerrüben angebaut und eine Zuckerfabrik gibt es auch. Außerdem wurden hier die Knochen eines Mammuts gefunden.

Wyoming ist Öl und Gas - Land 

Von Worland kommen wir nach Greybull. Über Greybull kann man nicht viel sagen und man findet auch im Internet nicht viel.
Die Handelskammer drückt die Besonderheiten so aus:

"Greybull is located right between Yellowstone and the Black Hills
As of March 2013, the Greybull Cost of Living and Crime Indices are significantly lower than the US average, while the Air and Water Quality Indices are notably higher!

Immerhin hat Greybull einen ziemlich guten Supermarkt, also wirklich gut, nicht ironisch gemeint. Öl und Gas sieht man übrigens immer wieder , wenn man über Land fährt.

Hauptstraße und Bahnanlage

Der Supermarkt

Prärie auf dem Weg nach Cody


Der nächste Ort ist dann Cody, eine Gateway Stadt für Yellowstone und Hauptort des bekannten Jägers Buffalo Bill.

Wären wir von Vorland eine etwas andere Strecke nach Cody gefahren, wären wir durch  Meteetsee (schon allein der Name klingt interessant) gekommen. Wenn es nicht 20 Meilen Umweg gewesen wären und es sicherlich nur eine  verschlafene Kleinstadt ist, wäre ich  wegen der folgenden Geschichte hingefahren.
 Sie handelt aus der Zeit, als im Ort noch eine Bank operierte. Es war ein sehr ruhiger Ort und nicht viel los. An einem schönen Sommertag nahm der Filialleiter aus der Ecke neben dem Schreibtisch seine Angelruten und verließ die Bank durch die Hintertür. Hinter der Bank, ganz in der Nähe floss ein Bach. Der Filialleiter fing mit dem Fliegenfischen an. Da kam zufällig ein Bankinspektor aus dem fernen Cheyenne und fand die Bank zwar offen, aber leer vor. Verärgert drückte er den Notfallknopf , um dem Filialleiter eine Lehre zu erteilen. Nach wenigen Minuten gab es auch eine Antwort darauf. Herein kam aber nicht, wie der Inspektor gedacht hatte, der Sheriff, sondern die Kellnerin der Outlaw Bar mit einem Tablett mit 2 Gläsern Bier.

Wir sind vor 12 Jahren schon einmal durch Cody gefahren und fanden es damals schon in die Kategorie "Königswinter" fallend. Da wir aber dringend einen Kaffee brauchen, halten wir vor dem Abbiegen  Straße  nach Red Lodge, Montana noch bei einem Mc Donald. Alleine das Zubereiten des "Americano" Kaffee, der auf dem Mc Café Bord steht (Espresso gibt es nur mit Karamell), durch zwei Jungs, die gerade in den Sommerferien jobben, nehme ich an, wäre eine eigene Geschichte wert. Aber noch netter ist der Tisch mit den Männern in Cowboystiefeln und -hüten. Einer hat offenbar eine Farm mit 50 Acres Bohnen, der andere eine Ranch. Es gab noch zwei Buddies , alle 4 um die 60 und einen jungen Man, die Ranchhand. Hier im Mc Donalds sind wir weit und breit die einzigen Touris.

Es geht weiter zum  Chief Joseph Scenic Highway, der auf den Beartooth Highway stößt und nach Silbergate führt. Besonders beeindruckend ist der Dead Indian Pass auf 2.460 m  im Absaroka Gebirge:
Dead Indian Pass is associated with the flight of the Nez Perce Indians during the Nez Perce War in 1877. Pursued by several hundred soldiers led by General O.O. Howard, Chief Joseph led 700 Nez Perce men, women, and children and 2,000 horses through Yellowstone Park eastward and into the Absaroka Mountains. From the Absarokas the Indians looked for a route to the Great Plains. However, the U.S. army had anticipated that the Nez Perce would attempt to break out of the mountains onto the Plains and had stationed General Samuel D. Sturgis and 600 cavalry near the base of the mountains to intercept the Indians. Sturgis's forces were strategically placed where he could move quickly south or north toward known trails along Clarks Fork or the Shoshone River.
Sturgis discounted the Clark's Fork exit from the mountains, "finding that no trail could possibly lead through it." The lower several miles of Clark's Fork passed through a narrow canyon with vertical walls.On September 8, 1877, the Nez Perce reached Dead Indian Pass, about six miles from Sturgis's force on the Plains below. Their advance scouts observed the soldiers far below awaiting their appearance. If the Indians took the open and easy route to reach the Plains, they would be easily visible. Instead, they attempted a difficult maneuver to mislead the soldiers. They feinted going south toward the Shoshone River by milling their horses in a big circle to kick up visible dust and sell Sturgis on the idea that they were heading south. Then, invisible to army scouts, they sneaked back north, concealed by heavy timber, and traversed Dead Indian Gulch down to the Clark's Fork River. Dead Indian Gulch was a narrow, steep-sided slit in the rock, dropping almost vertically for 1,000 feet and barely wide enough for two horses to go side-by-side. "In a cleanly executed maneuver," said a military historian, "the Nez Perce had countered an extremely serious threat and won a brilliant, though temporary respite."
Sturgis took the bait and led his soldiers away from the Clark's Fork and headed south to the Shoshone. The Nez Perce passed out onto the Great Plains unopposed. Sturgis quickly realized his error and turned around. He met up with Howard on September 11 who had descended the Clark's Fork following the Nez Perce's route, but the two military forces were now two days and 50 miles behind the Nez Perce. The U.S. army would not finally corner and defeat the Nez Perce until nearly a month later at the Battle of Bear Paw. https://en.wikipedia.org/wiki/Dead_Indian_Pass
Die Aussicht vom Pass ist atemberaubend.

Blick vom Dead Indian Pass, Absarokas

Blick vom Dead Indian Pass, Absarokas


Blick vom Dead Indian Pass, Absarokas

Blechsilhouetten machen die Geschichte greifbar

Blick vom Dead Indian Pass, Absarokas


Es ist eine ganz großartige Strecke. 

Einer der Bärenzähne des Beartooth Highways

Cabin in Silvergate

Cabin in Silvergate

Das Gewitter zieht auf

Lamar River
 Wir checken in unserer kleinen Cabin ein und machen noch einen kleinen Gamedrive. Wie anfangs berichtet, kam dann der Hagelsturm!


Büffel am Abend


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