Freitag, 20. Juli 2018

There is no free Lunch - Oder: The Eager Beaver

19.07.2018
8. Reisetag

Heute ist unser letzter Tag im Nationalpark Gaspésie. Morgen geht es weiter um die Spitze der Halbinsel herum bis Percé.

Daher wollen wir heute einmal das Auto stehen lassen und im Umkreis der Lodge etwas unternehmen. Aus der Kategorie der als "einfach" qualifizierten Wanderungen fehlt uns von den nur Dreien noch einer und der geht praktischerweise von der Lodge aus. Allerdings verlängern wir ihn um das Doppelte, so dass wir tatsächlich 2,5 Stunden dafür brauchen werden. Mein Knie macht aber ganz gut mit.
Zuerst geht es etwa 750 m entlang des Flusses St. Anne. An dem quer über dem Weg liegenden Baumstamm, den ich gestern bei meinem Abendspaziergang schon überklettern musste, fällt mir heute erst auf, dass er von einem Biber gefällt worden war. Immerhin hat der Stamm einen Durchmesser von etwa 25-30 cm.  Der Baum liegt etwa auf halber Höhe zwischen Fluß und Straße auf vielleicht 10-5 Meter Höhe über dem Wasserspiegel. Zwei Wanderer kommen vorbei, sehen ebenfalls den Baum und erzählen uns, dass gestern und vorgestern, jedesmal gegen 18 Uhr, ein dicker fetter Biber ganz in den Nähe über die Hauptstraße gewatschelt sei. Er hat sich wohl nicht vom Verkehr  aus der Ruhe bringen lassen. Nach der Beschreibung war es tatsächlich also wohl ein Biber, den Armin gestern (und ich nicht..) gesehen hatte.
Am Wanderweg liegt der Wasserfall des St. Anne Flusses, der laut Schild, eine natürliche Barriere darstellt, die von Lachsen nicht überwunden werden kann.

Ein Stück hinter dem Wasserfall, auf der Höhe  einer Brücke über Stromschnellen, verlassen wir diesen Wanderweg und überqueren  die Straße 299. Auf der anderen Seite beginnt der Wanderweg zum Aussichtspunkt  La Lucerne. Es geht steil bergauf, diesmal ist der Wald licht, es gibt viele Beeren, die allerdings überwiegend noch nicht reif sind, daher vermutlich noch nicht so viele Bären. Jedenfalls sehen wir keinen. Der Aussichtsturm, der schon etwas länger steht, hatte beim Bau betimmt einen tollen Panoramablick, jetzt ist ein Ring Nadelbäume drumherum, die die Sicht auf die bewaldeten Berge verdeckt. Wir sind nahe der Lodge in der vom St. Anne Fluss geteilten eiszeitlichen Rinne zwischen den Gebirgszügen der Chic Chocs und der Mc  Gerrigle Berge:
"There are two major and geologically distinct mountain ranges in the park. The first one, to the west of the St-Anne's River, is the Chic-Choc Mountain range. This range is 600 million years old and was mainly formed from underwater volcanic activitiy.
In contrast, the McGerrigle Mountains are much younger, only 380 million years. From the depths of the sea, magma oozed through cracks in the Earth's crust and then cooled, resulting in a large underground granite batholith. Over time, the softer sedimentary rocks above the batholith eroded away, leaving only the resistant granite. Mont Jacques-Cartier is part of this range." Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Gaspésie_National_Park
Der Weg führt vom Aussichtspunkt in etwa 1 Kilometer zur Gite Mont Albert zurück. Der größte Teil der Wegstrecke besteht aus einem winzigen Pfad durch dichtes Grün. Es riecht nach Nadelbäumen und Sommer. Viele kleine Eindrücke machen hier den Reiz aus. Rindenformen, Kräuter, Flechten, Blumen und der blaue Himmel. 
Gegen halb drei gehe ich zum Centre Découverte, dem Infozentrum des Parks. Ich frage eine hilfsbereite Mitarbeiterin, wo denn der heutige Film gezeigt wird. Sie sagt, dass noch keiner heute danach gefragt habe, am Abend käme sei definitiv eine Vorstellung, sogar mit Rangiertalk. Aber gerne schließe sie mir das Auditorium auf, netterweise fragt sie mich, ob sie die englischsprachige Version anmachen soll. Jaaaa! Jetzt weiss ich ALLES über die Subspecies des Gaspésie Karibus. Es war tatsächlich interessant. U.a. habe ich behalten, dass die Milch der Karibukuh 20 % Fettgehalt hat, dass das aber -wegen der Bären und Coyoten-  im ersten Jahr , in dem gefilmt wurde, nur 1 von 50 Jungen überlebt hat. Trotz fetter Milch, die groß und stark macht. Im nächsten Jahr waren es glücklicherweise ein paar mehr! 

Am Spätnachmittag gehen wir dann noch einmal zurück an den Fluss St. Anne und Armin sitzt (auch der einzigen weit und breit) Bank und liest und ich auf einem Stein und zeichne. Gemeinsam gehen wir danach noch zum Biberkahlschlag von gestern und wir entdecken immer mehr Biberschnipseleien.
Die Biberpopulation ist in Kanada wieder stabil, zumeist stört er die Menschen im dünnbesiegelten Land nicht. Wo er aber als Schädling betrachtet wird, weil er stört, geht man wohl nicht allzu zimperlich mit ihm um. Der kanadische Biber ist größer als der Europäische ( hat dafür aber 6 Chromosomen weniger).
Mehr zum Gaspésie Nationalpark auch unter der offiziellen Seite der Verwaltung der Parks in Québec, SEPAQ: https://www.sepaq.com/pq/gas/decouvrir/portrait.dot
Zur Gite Mont Albert: https://www.sepaq.com/pq/gas/decouvrir/portrait.dot

There is no free lunch.......
...besonders nicht für Biber. Der Baum auf dem Wanderweg.

Chute St. Anne /Wasserfall

Chute St. Anne /Wasserfall

Stromschnellen St. Anne 

Stromschnellen St. Anne

Wasserfarbe durch bunte Steine

Kiesel am Ufer

Rinde der Papierbirke

Auf dem Wanderweg

Beeren

Kletten

Beeren

Rinde
Ziemlich kleiner Pfad durch das Grün

Eager Beaver

Abendspaziergang





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen