Freitag, 26. August 2016

Der alte Pinsel für die Gräser und warum Samen auf den Ölbildern sind

Heute Morgen werde ich um 6 Uhr englischer Zeit wach und kann nicht mehr einschlafen, also gehe ich ins Wohnzimmer gegangen und sehe den wunderbarsten Sonnenaufgang. Ein paar Miniwolken im Himmel reflektieren das Licht so, dass es aussieht wie kleine helle Flecken auf dem Himmelblau.

Das Fenster ist beschlagen und die Pflanzen im Garten tropfen fast vor lauter Tau. Ein Tag mit großartigem Wetter kündigt sich an und es bleibt den ganzen Tag schön.

Armin fährt gegen 9 nach Cape Cornwall zum Golf spielen und ich mache mich um kurz nach halb zehn auf den Weg den Berg herunter, an dessen Fußende meine Mitmaler Jim & Dorothy ein Cottage gemietet haben und mich und Wendy, die zu Fuß von ihrem B&B in Penzance gekommen ist, einladen.

Maggie, die Künstlerin, ist noch nicht da und noch nicht da und immer noch nicht da. Wir haben manches gemeinsam, sie hat ihr Leben im Auto (ist etwas unordentlich), sie findet nie ihre Schlüssel, hat gestern ihr Iphone  in der Art School liegen lassen und heute morgen vergessen zu tanken, weshalb sie 3 Meilen Umweg machen musste und sie hat ein großzügiges Verhältnis zur Zeitplanung - sie malt aber deutlich besser...;).

Wir anderen trinken Kaffee und gucken uns die vielen Kunstkataloge cornischer Landschaftsmaler, die Maggie gestern noch auf dem Tisch ausgelegt hat, an. Als sie später hereinfegt, werden wir als Eager Beaver verspottet, und als Musterschüler.

Danach wird im Akkord von Clive zunächst Gesso (Primer) auf die Malpappen aufgetragen, die auf dem Boden links trocknen. Parallel  machen wir in Dreierteams auf die getrockneten Exemplare ebenfalls im Akkord Hintergründe aus Acrylfarbe  in drei Stapeln: Ocker, Rot und Auberginefarben. Ich fange an die die noch nasse weiße Grundierung  zu fönen, damit sie schneller trocknent inzwischen liegt der Boden voll von verschiedenfarbenen Pappen, man muss Slalom gehen, um nicht darüber zu laufen. Wir haben für Morgen und übermorgen mit vorbereitet, es sind jetzt etwa 50 Pappen zum Trocknen ausgelegt.

Unterdessen machen wir eine Lunchpause und Maggie schneidet zwischendurch die schon trockenen Platten in verschiedengroße Stücke.

Vor dem Losfahren gibt es dann noch eine Demonstration zum Arbeiten mit Ölfarben und zum Verwenden verschiedenen Techniken. Maggie arbeitet viel mit Fingern, Handballen, Daumenballen. Wir wünschen uns Demonstrationen von Felsen, Häusern, Grasmalen. Für das Wasser ist eine Mischung von Raw Umber, ultramarinblau oder Cerulean Blau und Weiss gut. Andere Mischungen geben ein frisches Grün, u.s.w. Für Gräser nimmt man am besten einen alten, dickeren Pinsel, an dem die Borsten schon teilweise abstehen, gut geht auch ein Palettenmesser, dass man etwas biegt und: Immer zwischendurch die Augen dabei zumachen!

Danach laden wir alles in die Autos und fahren los zur kleinen Bucht (Cove) von Porthgwarra, zwischen Portcorno und Land´s End gelegen.
Der South West Coast Path geht durch Porthgwarra, es sind etwa  90 Minuten zu Fuß nach  Land's End and 45 Minuten bis Porthcurno.

"The cove and slipway are privately owned, but the public are permitted to quietly and respectfully enjoy them. Swimming in the cove is quite safe, provided swimmers do not go beyond the headland where there are dangerous, strong sea currents. At the foot of the cove's slipway is a tunnel dug by tin miners from St Just to give farmers horse-and-cart access to the beach to collect seaweed to use as a fertiliser. A second tunnel, leading seawards, is the fishermen's access to the tidal 'hulleys' built in the rocks to store shellfish. The 'hulleys', which ceased being used about 20 years ago, had wooden floors and topcovers with trapdoors and were used to store shellfish prior to taking the catch to market once or twice a week. The rope laid down the beach is used to steady boats while landing.(https://en.wikipedia.org/wiki/Porthgwarra)

Die Bucht steht im Eigentum des St. Aubyn Grundbesitzes. Um Maggie zu zitieren:" Wenn es nicht zur Duchy of Cornwall gehört, dann den Bolithos (siehe Blog vom Mai 2015) oder den St. Aubyns.".

Die Dame im Café hat Maggie erzählt, dass sie im August VOR der Neuverfilmung der Poldark Saga 15 Autos im Parkplatz hatten, danach 250. Gut für das kleine nette Café! Aufgrund der zuvor beschriebenen Höhlen zum Verstauen von Schalentieren wurden hier sogar einige Szenen gedreht.

Die Bucht ist wie ein W in den Mitte durch eine kleine Landzunge geteilt, auf diese spazieren wir und dort breiten wir alle Malsachen aus.Wir verteilen uns wieder auf Klappstühlen und im sonnenwarmen Gras. Es riecht nach Cornwall = Tang und Salz und Gras und dazu ein bisschen Sonnenmilch und Terpentin. Ab und zu kommt ein Wanderer auf dem winzigen Pfad von der Bucht nach oben vorbei.

Ein guter Malplatz, einsam gelegen, nicht zu viele Leute, ein Café und Toiletten dazu!

Wir malen und malen und malen, Maggie geht von einem zum anderen. Als sie einmal wieder bei mir ist, reden wir darüber, wie man die Gräser in meinem Bild noch verbessern könnte. Maggie holt eine Malpappe und Pinsel und Palettenmesser und verliert sich kurz darauf in ihrem eigenen Bild. Wir experimentieren, in dem wir trockene Blütenstände abbrechen und in Farbe tupfen. Maggie holt mir dann Ersatzfarbe, weil sie meine mit aufgebraucht hat und lässt ihr kleines Demobild liegen. Ich werde dafür begeistert von einer anderen Kursteilnehmerin gelobt. Schön wäre es, aber leider nicht meins...!

Über uns leuchtend blauer Himmel, unter uns ein glattes blaues Meer und ab und zu ein paar Wanderer, Schwimmer, Taucher. Dann plötzlich Befehlston, ich denke malenderweise ohne Hochzugucken , dass da ein Taucher seine Bootsabfahrt wohl fast verpasst hat. Allerdings hört man eine halbe Stunde lang Befehle. Doch keine Taucher, Soldaten, die eine kleine Übung mit vollem Marschgepäck ableisten müssen. Wenigstens keine Regen und Matsch!

Ölfarbe trocknet langsam und ich habe mir die Gräser, die ich malen wollte, nicht aus der Erinnerung visualisiert, sondern ich sitze mittendrin. Als ich auf mein schräg hinter mir abgelegtes Bild gucke, ist es fast wie mit der Pfeffermühle gewürzt. Alles vom Samen! Ich muss ihn mühsam mit einer Tuchecke vorsichtig aus der nassen Farbe kratzen. Eine Ameise ist sowieso schon versehentlich mit  vermalt worden und bestimmt in der Farbe erstickt.

Auf dem Rückweg zur Schule kommt uns auf der winzigen Single Track Road -mit hohen Hecken auf beiden Seiten- ein Auto entgegen, worin die Fahrerin gestikulierend darum bittet, dass wir zurückfahren. Maggie schimpft auf Frauen, die immer davon ausgehen würden, dass man auf sie Rücksicht nimmt. Ich weise darauf hin, dass jetzt sozusagen Patt sei. Wir fahren an einem Bauernhof vorbei und Maggie weist darauf hin, dass man hier um diese Zeit immer vorsichtig sein müsste, Die Zeit zum Melken kommt und da liefen immer mehrere der 25 Katzen herum. Der Wagen von Clive fährt von Porthgwarra etwas später ab, da die drei Mitfahrer noch ein Eis holen wollen. Dann kommen sie endlos nicht in der Kunstschule an: Durch die 10 Minuten verspätete Abfahrt von der Bucht sind sie in die Melkzeit geraten und musste warten, bis alle Kühe über die Straße waren.

Da fällt mir gerade ein, dass wir auf dem Hinweg halten mussten, weil 5 weiße Gänsedamen im Gänsemarsch die Straße überquerten, schön hintereinander watschelnd, Hinterteil wackelnd und Kopf im Takt dazu , langsam, ganz langsam über die Straße, wie bei Aristocats.

Zum Abschluss in der Schule noch einen Tee oder Kaffee und Digestive-Kekse mit Schoko  und einen Blick über alle Bilder und dann Schluss für heute.

Armin und ich gehen noch in Newlyn essen. Heute also den Berg wieder runter und rauf. Die angerufenen zwei Gastropubs in Marazion und Newlyn hatten alle keine Tische mehr frei. Also essen wir im Cinema, dem Arthouse Kino von Newlyn (gut) . Zum Abschluss des Tages machen wir noch einen Spaziergang im Hafen und werden von dem Licht belohnt. Der Sonnenuntergang ist genauso spektakulär wie der Sonnenaufgang.

Regenbogen über Penzance gestern Abend

Regenbogen über dem Lido von Penzance

Goldenes Licht über dem St. Michael´s Mount

Gigantischer Bogen

Sonnenaufgang

Vor der Tür

Garten am frühen Morgen

Tautropfen auf den Blättern

Maggie O´Brian erklärt Maltechniken

Einfach mit dem Handrücken matschen

und mit dem Palettenmesser kratzen

Clive und Dorothy in Porthgwarra

Maleridyll Porthgwarra

Cottages des St.Aubyn Estates

Dorothy mit dem Strohhut

Bilder im Gras

Margaret´s Bilder

Mitmalerin (Name vergessen)

Mitmalerin Wendy

Mein Bild

Margaret´s

Leider sind die Farben bei den Innenaufnahmen dunkler als in Wirklichkeit.






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