Dienstag, 30. August 2016

Kynance Cove bei Hochsommerwetter an einem Bank Holiday Monday und die Spuren des PC Andy Hocking


Heute strahlt die Sonne schon um halb neun warm aus dem Himmel, wir frühstücken auf dem Balkon. Danach fahren wir, wie gestern schon geplant, zur Kynance Cove auf der Westseite der Halbinsel The Lizard und nahe bei Lizard Point, dem südlichsten Punkt von Großbritannien.

Die Kynance Cove ist -neben den Bedruthan Steps- das vermutlich am meisten auf Postkarten und Illustrationen von Cornwall verwendete Motiv einer cornischen Steilküste.
Ich werde vom britischen Tourismusbüro in dieser Einschätzung (die allerdings nicht schwer war..) bestätigt: "Located on the west side of the Lizard and  probably the most photographed and painted location in Cornwall, the contrast between the cove’s white sand beach and the dark red and green serpentine rock produces a breathtaking sight."https://www.visitcornwall.com/beaches/west-cornwall/lizard/kynance-cove-beach

Es ist heute Bank Holiday, also ein ziviler Feiertag, einfach zum Freihaben, nicht um etwas Spezifisches zu feiern.  Der Bank Holiday stammt aus dem 19. Jahrhundert. Bis 1834 hatte die Bank of England 33 Feiertage, um Heilige zu ehren. Da dies ein bisschen viele freie Tage waren, wurden die arbeitsfreien Zeiten begrenzt auf den Mayday (1.Mai), Allerheiligen (1.11.) den ersten Weihnachtstag und natürlich Karfreitag. 1871 kamen  aufgrund des Bank Holiday Acts noch  der erste Montag im Mai und der erste Montag im August dazu:  "Under the Act, no person was compelled to make any payment or to do any act upon a bank holiday which he would not be compelled to do or make on Christmas Day or Good Friday, and the making of a payment or the doing of an act on the following day was equivalent to doing it on the holiday.The English people were so thankful that some called the first Bank Holidays St Lubbock's Days for a while.Scotland was treated separately because of its separate traditions: for example, New Year is a more important holiday there."

Seit den 60er Jahren) wird der Augustfeiertag an das Ende der Schulferien gelegt!
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Bank_holiday

Bank Holiday und letzte Ferienwoche in England, da ist ganz schön viel los. Zum Beispiel in Mullion: da ist heute "Scarecrow"- Festival, überall haben die Leute Vogelscheuchen gebastelt und aufgestellt.

In der Kynance Cove ist Badefestival für jeden Einzelnen. Die Tafel mit den Parkgebühren (National Trust) sieht verschiedene Gebühren für verschiedene Jahreszeiten vor. Alle sind aufgedruckt, nur für die Sommerferien gibt es einen kleinen Schilderhalter mit austauschbaren Holzplätzen für den Preis, derzeit kostet das Parken GBP 5,00, aber da wir im National Trust sind, ist das Parken für uns frei. Megan hat gestern erzählt, dass viele Anwohner in Cornwall nur deshalb im National Trust sind, um Parkgebühren zu sparen, der NT besitzt weite Küstenstriche und bewirtschaftet die Parkplätze.

Jedenfalls bewegt sich eine kleine Ameisenstraße von Menschen in allen Stadien des Bekleidetseins, von Flip Flops zu Wanderschuhen, von Glatze bis Strohhut, von Sari bis Tanga. Mitgenommen werden Picknickdecken, Kühltaschen, Sonnenmilch, Neoprenanzüge, Bodyboards, fast wie im Freibad also.

Armin steht die Panik in den Augen, als er über den Sand geht, überall wuselt es, und das, obwohl wir noch früher sind, als die meisten anderen. Ich weise darauf hin, dass man weiter durch gehen könnte. Das hätte aber bedeutet, dass Armin Schuhe und Strümpfe hätte ausziehen müssen, um durch das Wasserhindernis zu waten. Das ist natürlich ein No Go.  Wir einigen uns auf der anderen Seite der Cove ein Stück hochzuklettern und uns da niederzulassen, da haben wir im Grunde auch den schöneren Blick. Armin lässt sich auf die Decke fallen und steht die nächsten zwei, drei Stunden nicht auf. Ich gehe nach einer kurzen Pause den Küstenpfad weiter in Richtung Mullion Cove, keine 200 Meter weiter wird es ganz leer und ich bin teilweise weit und breit die Einzige. Außer den Kühen. (Keine blöden Bemerkungen, bitte).Die Ausblicke sind grandios!

Dann irgendwann ist es genug mit der Sonne  und Hunger haben wir auch und ein Pit Stop wäre auch nett und  so wir machen uns wieder auf den Runter/Rauf Weg zurück zum Parkplatz.

Armin will evtl. mal in Mullion Golf spielen und wir essen einen Snack im Golfclub, wo er sich sowieso erkundigen wollte. Ich bestelle Cheesy Chips, mit Cheddar leicht überbackene Pommes. Glücklicherweise nimmt Armin mit seinem Sandwich mir welche ab, so viele Küstenpfade kann man gar nicht laufen, um die Kalorien los zu werden. War aber sehr lecker!Jetzt möchte ich drei Monate lang keine Fritten mehr essen.

Wir machen noch eine kleine Rundfahrt über The Lizard und halten auf meinen Wunsch bei Roskillys Eismanufaktur bei St. Kaverne. Armin meint, dass da wegen des Feiertages alles zu ist und ich meine, dass wegen des Feiertags gerade alles auf ist. Ich habe Recht, aber zu sehen ist nicht viel, ein Streicheltierezoogehege brauchen wir gerade nicht und die Schlange im Eiscafé  geht bis zum Kleintiergehege, jedenfalls fast. Wir fahren wieder, Armin kauft später  im Supermarkt Eis zum Ausgleich, aber natürlich kein Cornisches, sondern Hagen Dasz, weil das im Angebot war. Männer!

In Falmouth mache ich noch eine kleine Runde durch den Ort und geniesse die Abendsonne, die Boote dümpeln wie bunte Bonbons auf dem Wasser.

Vor Marks & Spencer finde ich die erste der Fußspuren, von denen ich gerne noch berichten wollte.

Es sind die Fusspuren des vor einem guten Jahr verstorbenen Police Constable mit Namen Andy Hocking und der Dienstnummer 4270.
Er war der Vater meiner Malermitstreiterin Megan. Er ist ganz plötzlich, mit nur 52 Jahren verstorben. Zuvor war er 24 Jahre lang der Village Policeman von Falmouth, ein richtiger "Bobby", wie es sie heute nicht mehr gibt. Schon vor seinem Tod war PC Hocking in den Schlagzeilen , weil Sparmaßnahmen bei der Polizei zu einer möglichen Kürzung seiner Stelle hätte führen können, dies wurde aber noch abgewendet. (siehe hierzu  - mit sehr schönem Foto von ihm): "http://www.falmouthpacket.co.uk/news/11283643.Andy_Hocking_to_be_pulled_from_Falmouth_beat__rumours_quashed/
In Falmouth ist dann allerdings nach seinem Tod tatsächlich kein Nachfolger mehr eingestellt worden.

 Freunde und Kollegen haben mit Hilfe der Ortsverwaltung für ihn einen Trauermarsch entlang seines Reviers (englisch: his beat) organisiert , man rechnete mit bis zu 2.000 Menschen, es wurden tatsächlich 6.000! Die BBC berichtete darüber mit dem Titel: "What made one Cornish Copper so special?". http://www.bbc.co.uk/news/uk-england-cornwall-32401906

Die Antwort war ganz einfach, die Leute mochten ihn, sie vertrauten ihm, was bei dem allgemeinen Misstrauen gegen die Polizei etwas besonderes war. PC Hocking hatte seinen Dienst nie einfach nur abgehakt, es ging ihm um seine Bürger!

Man sammelte zudem in Falmouth Geld, um ihm ein kleines Denkmal zu setzen. Es kam so viel Geld zusammen, dass vom Rest, der nicht für die Bildhauerin benötigt wurde, ein Defibrillator angeschafft werden konnte, der jetzt im Bereich von Pendennis Castle hängt und für alle zugänglich ist. Vom Hauptteil des Geldes wurde eine lokale Bildhauerin beauftragt, eine Bronze zu erstellen. Hierfür entwarf und goss sie vier Paar Fußabdrücke seiner Dienstschuhe, die nun an vier verschiedenen Stellen seines Revieres in den Boden eingelassen wurden.

Eine schöne Erinnerung an ihn und eine besonders schöne Erinnerung für Megan, ihre Schwester und ihre Mutter. Wenn man sein Foto sieht , kann man die Wertschätzung  gut verstehen. Hier ein Zitat aus dem BBC Beitrag:
"Jacqui Owen first got to know PC Hocking at the gates of her children's primary school.
"Andy was one of those people you always felt better for seeing, whether you were just going past him and giving him a wave, or stopping for a chat - he always left you going away with a smile on your face," she said.
"It's a real loss. It's still very hard to come into town because you expect to see him and now… you don't."

Vor der Grundschule steht auch ein Paar der bronzenen Fussabdrücke!

Kynance Cove Panorama 1

Kynance Cove Panorama 2

Türkises Wasser in der Kynance Cove


Der mittlere Badestrandteil von Osten aus gesehen

Der mittlere Badestrandteil von Westen aus gesehen

Leuchtendgelbe Flechten

Serpentin, Granit und Gneiss

Blick Richtung Mullion

Die Kühe und ich und sonst keiner

Kynance Cove Café

Liegeplatz "with a view"

Da springt einer!




Unser Nachbar scheint ein Surfer zu sein

Möwe

Boote wie Buntstifte

Bojen und Boote in allen Farben


Die Fußstapfen des PC Andy Hocking



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