Mittwoch, 23. November 2016

Die "Sendung mit der Kokosnuss" und das Majestätische einer echten Karettschildkröte

Lange geschlafen und zum Frühstück Mango und Toast gegessen. Vor dem Losradeln müssen wir Costas rufen, die WC Spülung tut es nicht. Er sagt, dass sei ein einfaches Problem, wegen des Salzwassers bleibe der Schwimmerschalter immer wieder einmal stehen. Vorletzte Woche sei ein Rohr durchgefressen und es habe nur so aus der Wand gespritzt. Jedenfalls kochen wir mit dem Wasser Tee und Kaffee und mir ist nicht aufgefallen, dass das Wasser salzig wäre. Kann nicht viel sein, aber es muss dauernd Probleme deshalb geben.

Wir beschließen per Fahrrad heute einmal in die andere Richtung zu fahren, bis zum Ende der Straße. Der Weg führt durch das kleine Zentrum von La Passe, vorbei am Pier und der Polizei, der Feuerwehr, Läden, Unterkünften und Restaurants. Eines bietet "Bat Curry" an und das ist sicher nicht eine Schreibfehlervariante von Bad Curry...!
Ich möchte jedenfalls kein Flughundcurry essen, auch wenn es bestimmt "nach Huhn" schmeckt. Wie Bill Bryson, der sagte, dass er nie wieder etwas bestellen würde, "that tastes like chicken."

An der Anse Patate machen wir eine halbe Stunde Pause. Das ist eine sehr schöne Bucht, nur das Hotel Patatran stört.

Die Straße schlängelt sich entlang des Meeres um die halbe Insel, 30 Minuten müßten wir ohne Stops fahren. Mehrfach müssen wir einen Hügel hochschieben. Irgendwo stellen wir uns unter Bäumen und später einem Sonnenschirm unter, weil ein Monsunregen niedergeht, wir essen unterdessen noch einen Rest Kuchen, " rain is a piece of cake"!

Etwa 250 bis 100 Meter vor dem Ende der Straße zieht sich ein sehr schöner Strand entlang, die Anse Fourmis, dort bleiben wir den Rest des Nachmittags. Ich beginne das Projekt Kokosnuss und bin jetzt bereit für die Präsentation des Werdegangs der Kernsuche in der Kokusnussfrucht.

Eine halbe Stunde haue ich die Nuss gegen die Straßenkante. Dann schneide ich Fasern ( etwas planlos) mit dem Taschenmesser durch. Mein Werk sieht zu diesem Zeitpunkt aus wie ein Frisierkopf mit schlechtem Frisör. Nach langem Abziehen erst der festen grünen Außenhaut ( maximal 3 mm Streifen machbar) und dann der braunen Fasern dahinter, komme ich dem Kern der Angelegenheit etwas näher. Wenn es überhaupt einen gibt..., vielmehr fürchte ich so langsam, dass ich eine taube Nuss aufgehoben habe und innen nur Fasern sind. Mit meinem Faserstapel könnte man ein großes Sofakissen stopfen. Und dann, tatsächlich, der Kern. Er ist da und ich arbeite ihn mit etwas Mühe erfolgreich heraus. Robinson Crusoe hatte viel Zeit, 30 Jahre? Da hat er sich bestimmt nicht gelangweilt, denn das ist mal ein schwer erarbeitetes Essen. Ein kleiner Hund bleibt bei mir liegen, wenigstens einer, der überzeugt ist, dass es klappt. Später folgt der Hund auch Armin.
Die Kokosnuss( Innenteil) hat in der holzigen Hülle an einer Seite drei Löcher. Eines davon ist nur durchlässig, dort kommt nämlich der Keim heraus. Mir dem Taschenmesser finde ich das richtige Loch und bohre es frei. Geschafft, das leckere Wasser wird als erstes getrunken. Wirklich köstlich. Dann zurück zur Straßenkante und nun wird die braune Innennuss gegen die Steine gehauen. Sie zerbricht in vier Teile, das ist ein spätes Mittagessen, ich biete Armin ( der kein Kokos beträgt) den Restanteil meines Kuchens an!

Nach einer Weile Strandlaufen und Lesen schaue ich einmal wieder zum Wasser und sehe , dass inzwischen die Ebbe stärker zu merken ist. Eine Koralle ragt aus dem Wasser und auch ein runder Granitbrocken scheint trockenzufallen.

Nur, es handelt sich nicht um Stein, sondern eine riesige ( Gattung "echte", engl. hawksbill turtle) Karettschildkröte kriecht zur Eierablage geradewegs auf uns zu. Vorsichtig und leise weichen wir inklusive, Schuhe, Strandtuch, Rucksack und was sonst noch herumlag zurück. Im weiten Bogen gehe ich dann um die Schildkröte herum und mache weitere Fotos, ich hoffe, die Eiablage auch abbilden zu können. Da kommt das andere Paar an diesem Strand angelaufen, weil es die Schildkröte jetzt erst entdeckt hat und sie gehen viel zu nah dran und das auch noch von zwei Seiten. Die Schildkröte versucht auszuweichen, die Leute folgen. Da dreht sie ab und geht ins Meer zurück. Was für Idioten! Und überhaupt hatte der Typ eine weiße Speedo-Badehose an, da kann man nix erwarten.
Wir sind traurig, dass das Naturschauspiel so ein zu schnelles Ende fand und beide sehr beeindruckt von der Urgewalt , die dieses Tier ausgestrahlt hat.

Auf dem Rückweg halten wir an der Anse Banane bei "Jules" und bestellen Mangosaft. Er wird serviert mit einer kleinen Knabberei: eine Kokosnusshälfte, in der die Stücke schon grob geschnitten sind!

Zurück in La Passe fahre ich noch zum größeren Supermarkt, der hinter dem Fußballplatz liegt. Viele Jugendliche kicken. Hier ist Man Un der eindeutige Starclub. Ich sehe allerdings einen kleinen LKW mit riesiger Schrift "Gunner's Car" über dem Fahrradhaus. Das wäre Arsenal, nicht Manchester United.

Zum Abendessen gibt es einen improvisierten Mix aus Baconstücken, Ingwer, Zwiebel, Knoblauch und Currypulver ,kleingehackter Tomate und Blumenkohl. DAzu orientalischer Reis.

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