Donnerstag, 16. September 2021

Rumstadt Flensburg

 Der Tag beginnt mit einem Wolken und Sonne Gemisch, um dann gegen 10 Uhr wieder ungemütlicher zu werden. Daher fahren wir nach Flensburg, um in das Schifffahrtsmuseum zu gehen. Als wir am Museumshafen parken, hört der Reger auf. Wir spazieren erstmal die  Norderstraße entlang, die am Nordertor beginnt und dort noch zunächst von Halal Metzgereien und orientalischen Supermärkten sowie einer Moschee im Gründerzeithaus geprägt ist , sie führt schließlich bis zur Fußgängerzone und Einkaufsstraße. Die  die zunehmende Gentrifizierung ist schon vorher unübersehbar. „ Scheisz Hipster“ steht irgendwo zwischen den kleinen , unabhängigen Läden und Cafés gesprüht. In diesem Bereich hat sich irgendwann etabliert, dass Schuhe über der Straße zu hängen haben und Katzen mittels Airbrush an Wände gemalt werden.

Leider ditches zum Essen zu früh, wir lassen die Cades rechts und links liegen, gehen noch ein bisschen die Fußgängerzone entlang und dann zum Museum. Armin will auf dem Weg Pfeifentabak kaufen ( Tabak war früher ein wichtiges Handelsgut für Flensburg), findet aber zuerst nur Shishaläden, dieser für eher überflüssig hält. Ähnlich wie in Lübeck, liegen entlang der ehemaligen  Kaufmannskontore schön begrünte Innenhofgänge. 

Das Schifffahrtsmuseum  besteht aus vier um einen Hof gebauten Häuser mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Seile, Taue und Takelwerk sowie Schiffsmotoren gucken wir nicht, dafür alles über den Handel, aufgeteilt auf Historie und Schifffahrt und Überseehandel mit Tabak und Rohrzucker. 

Für Flensburg ikonisch ist der Rumhandel der Familien Dethleffsen (auch durch Bommerlunder bekannt ) , Hansen, Pott, Braasch und Johannsen sowie Weitere.

Leider konnte der auf dem internationalen Markt zunehmend nicht mehr konkurrieren, so dass Verkäufe an große Konzerne erfolgen mussten. 

 Warum war und ist Flensburg eigentlich die deutsche Rum-Hauptstadt? Flensburger Rum lässt sich – grob zusammengefasst – auf das Handelsschiff "Neptunus" zurückführen und ist aus gutem Grund untrennbar mit der Handelsstadt Flensburg verbunden. Bei der "Neptunus" handelt es sich um das erste Segelschiff, das von Deutschland aus in die Karibik aufbrach – wobei Flensburg zu jenem Zeitpunkt zum dänischen Königreich gehörte und als Dreh- und Angelpunkt für den Handel mit den dänischen Kolonien in der Neuen Welt dienen sollte. Die Jungfernfahrt des historischen Segelschiffes nach Westindien fand 1755 statt. Interessierte sollten einen Besuch des Flensburger Rum-Museums in Betracht ziehen, denn dort wird dieses Ereignis seit Kurzem anschaulich aufgegriffen. Genauso wie Flensburg im Norden der heutigen Bundesrepublik war die Insel St. Croix in der Karibik ein Teil des dänischen Territoriums. Das Handelsschiff "Neptunus" steuerte sie an und brachte damit den Import von Rum in Gang. Sowohl unverdünnter Original Rum als auch der für den später in Deutschland entwickelten Rumverschnitt der Flensburger Rumhäuser Alkohol wurde von den Danish West Indies nach Flensburg transportiert.

Der Import von und Handel mit Rum und anderen Luxusgütern verwandelte die Stadt Flensburg mit ihrem großen Hafen in ein bedeutendes Handelszentrum. Zur Blütezeit des Rums Anfang des 19. Jahrhunderts schaffte man es schätzungsweise auf einen Import von fast einer Million Litern Rum im Jahr. Nach dem Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert war Flensburg eine der wichtigsten Handelsstädte im skandinavischen Raum, doch der Dreißigjährige Krieg beendete die Blütezeit des Flensburger Handels. Interessanterweise wurde die Verbindung zum Rum aufrechterhalten. Das hatte man u. a. Johann Gerhard Feddersen und der Gründung der "Westindischen Kompagnie" durch Flensburger Kaufleute Mitte des 18. Jahrhunderts zu verdanken.

Es verlief jedoch nicht alles glimpflich: Die Industrialisierung sorgte für Veränderungen in der Wirtschaft und im Handel, kombiniert mit der Gewinnung von Zucker aus Zuckerrüben statt Zuckerrohr. Schließlich konnten die Zuckerraffinerien in Flensburg nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten. Aus der Not wurde eine Tugend: Man erfand den Flensburger Rum-Verschnitt, den Du noch heute entdecken kannst, da er nie komplett aufgegeben wurde. Für den Flensburger Rum-Verschnitt importierte man hochprozentigen Original Rum aus der Karibik, u. a. aus Jamaika. Er wurde im Herstellungsland gebrannt und im rohen Zustand nach Flensburg verschifft. Rund 5 % jenes Destillates nutzten die Kaufleute bzw. Rum-Häuser als Grundlage für ihren Rum Verschnitt. Dieser umfasste daneben noch den besonderen "German Flavoured Rum", neutralen Agraralkohol aus Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben sowie Wasser. Das Verschneiden auf diese Weise dachte man sich aus, weil zu jener Zeit exorbitante Einfuhrzölle auf Spirituosen wie Rum erhoben wurden. Um diese zu umgehen, wurde der Original Rum gemischt und verändert. Es entstand der "deutsche Rum". Deutscher Rum aus Flensburg bzw. Flensburger Rum Verschnitt machte es möglich, nur noch kleine Mengen an Rum einzuführen und kaum Einfuhrzoll zu entrichten. Das wiederum setzte eine neue Blütezeit in Gang und etablierte den Rum aus Flensburg.

Etwa 100 Jahre lang florierte der neuartige Rum-Handel und mit ihm der Flensburger Rum. Die Handelsstadt Flensburg ging danach von Dänemark an Österreich und Preußen über, was bedeutete, dass man nicht mehr Alkohol von den Jungferninseln wie St. Croix einführen konnte. Wie immer ließen sich die findigen Flensburger jedoch davon nicht unterkriegen. Die voranschreitende Industrialisierung führte zu verkürzten Lagerzeiten und einer gesteigerten Herstellung von Rum Verschnitt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts begann der Niedergang der Flensburger Rumhäuser, von denen es damals über 20 gab. Rennomierte Rumhäuser wie Pott, Hansen, Asmussen, Sonnberg und Dethleffsen waren lang die Hauptakteure, mussten sich aber nach und nach geschlagen geben. Flensburger Rum Verschnitt geriet mehr oder weniger in Vergessenheit – mit Ausnahme vom Rumhaus A. H. Johannsen mit seiner beachtlichen Firmengeschichte von mehr als 130 Jahren. Circa 250 Jahre lang waren Flensburg und der deutsche Rum untrennbar miteinander verbunden. Vor einigen Jahren haben Unternehmen damit begonnen, dieses Zeitalter in Erinnerung zu rufen. Deutscher Rum wurde wiederbelebt, und in diesem Zuge macht auch der Flensburger Rum erneut auf sich aufmerksam. Die Flensburg Rum Company mit ihrem Rum ist ein tolles Beispiel hierfür – und das Flensburger Rum Museum lässt die Geschichte vom Seehandel mit der Flensburger Rumregatta und vom Rum Verschnitt ebenfalls weiterleben.“

Quelle: https://www.rumundco.de/magazin/flensburger-rum-und-deutscher-rum-wenn-vergangenheit-und-gegenwart-verschmelzen/

Vom Schifffahrtsmuseum  aus gehen wir  zum Auto zurück und fahren noch ein bisschen durch die Oberstadt des tatsächlich sehr hügeligen Flensburg. 

Ein spätes  Mittagessen gibt es im Sandwik Strand Bistro in Glücksburg mit Blick auf die Seebrücke. 

Schließlich muss irgendwann in dieser Woche auch noch das Glücksburger Schloss besichtigt werden, schließlich wohnen wir in den Remisen. Dazu schreibe ich aber morgen etwas! 

Am Museumshafen Flensburg 

Schloss Glücksburg 

Hafen Flensburg

Schloss Glücksburg 

Stromkosten Flensburg 

Rekonstruierter Kran, Flensburg 

Hipster Viertel Norderstraße

Schuhe, Norderstraße 

Schifffahrtsmuseum  Flensburg 

Innenhofgang Flensburg 

Hansen  Rum und die Feuerzangenbowle 

Sandwik Strand Glücksburg 

Treppe in einem Gang, Flensburg 

Seebrücke Glücksburg 

Rum im Kolonialwarengeschäft 

Haus Norderstraße 

Haus und Huhn 

Tür mit Graffiti 

Museumshafen, aktive Boote 

Bürstenlafen Norderstraße 

Herr Pott 

Eines der vielen historischen Häuser in Flensburg 

Altes Haus, Flensburg 

Collage mit Katzengraffiti-Fotos  Flensburg  

Alter Gang, Flensburg 

Bemalte Wand mit Seil 

Graffiti Flensburg 

Altes Kontorhaus 


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