Donnerstag, 3. Januar 2019

Auf Pony-Suche im Exmoor


Kalte 4 Grad C am Haus und die Sonne kämpft sich durch diese parallelen Wolkenbänder hindurch. Am Abend wird sie es ganz geschafft haben.

Wir fahren heute wieder in das Exmoor, diesmal in den küstenfernen Teil. Unendliche Hecken teilen die Landschaft in geometrische Figuren auf. Alle sehen aus wie Bürsten, braune Reisigfarben und oben alle glatt abrasiert. Tatsächlich haben wir sogar am Neujahrsmorgen einen Traktor mit Mähaufsatz bei der Arbeit gesehen. Zwischen den braunschwarzen Linien dann überwiegend grüne Flächen, das meiste Land ist hier Weideland für Schafe oder Kühe. Je weiter man allerdings in das Exmoor kommt, um so mehr werden die Bergkuppen (höchste Erhebung gut 500 M) kahl und die Farben bestimmt je nach Feuchtigkeit durch das jetzt gelbe Wollgras bzw. Sumpfgräser, alternativ durch Heidekraut und vor allem die jetzt rostbraunen Farnblätter. Immer wieder zwischendurch eine Farm oder sogar eine kleine Ansiedlung. Über weite Strecken sehen wir leider überwiegend nur die Hecken am Wegesrand. Immer wieder laufen uns Fasane über den Weg, sie sind genetisch nicht geprägt, Autos auszuweichen, offenbar!


Ein Stück hinter Simonsbath biegen wir rechts ab in Richtung Dulverton und da kommen endlich vermehrt Wanderparkplätze, von denen aus man auch über die Hecken gucken kann, bzw. Lücken ausnutzen. Irgendwann kommt ein cattle grid im Boden (Gitterrost, der es Vieh unmöglich macht, den Straßenabschnitt zu nutzen) und dann das Hinweisschild freilaufende (wilde) Exmoorponies, Vorsicht! Wir halten an und ich laufe ein Stück in die Moor-Landschaft hinein. Hier oben ist es nur 1 Grad C und der Boden sowie viele Pflanzen sind mit Raureif überzuckert. Der Boden ist gefroren, die durch viele Hufe entstandene Matsche wäre sonst ohne Gummistiefel (die stehen im Haus) schlecht zu durchqueren gewesen. Stechginster blüht und zugleich sind die Blüten gefroren. Ein Vorteil, Exmoor im Winter zu besuchen, sit auch, dass die Bäume kein Laub tragen. Hierdurch sind ihre Adern-förmigen Verästelungen deutlich gegen den hellen Himmel erkennbar. Die Silhouetten zeigen eine riesige Vielfalt von Baumarten, jede mit einem anderen typischen Muster.

Dort, wo Bäche das Gebiet durchziehen, sieht es ein bisschen aus wie im temperierten Regenwald. Von den Ästen hängen Flechten und weite Flächen sind von grünem Moos überzogen. Knorrige Bäume ducken sich in die "Combes", die kleinen Täler, durch die die Bäche fliessen.

Wir haben Glück und sehen eine Gruppe Exmoorponies.

"Das Exmoor-Pony ist eine mittelgroße englische Ponyrasse. Es ist das ursprünglichste und wildpferdartigste der britischen Kleinpferde; einige Herden wandern noch frei in den Mooren Südwestenglands (z. B. Exmoor-Nationalpark, ein Wildes Gestüt). ... Als sicher kann jedoch gelten, dass das Exmoor-Pony die einzige weitgehend unverkreuzte Population eines wilden Pferdetypus ist, der einst über ganz Großbritannien verbreitet war und zumindest bis zum Jahr 1086, der Zeit Wilhelm des Eroberers, zurückverfolgbar ist,[2] weshalb die Exmoorpony-Herden als die am längsten zurückverfolgbaren wilden Pferdepopulationen Europas gelten.[2]
Die Pferde galten in historischer Zeit als scheu und wurden gejagt. Ihr Fleisch stellte eine wichtige Lebensgrundlage für viele Einwohner dar."  https://de.wikipedia.org/wiki/Exmoor-Pony

Wir biegen von der Straße ab und fahren über eine Single Track Road zum River Barle und zu den Bekannten "Tarr Steps". Der Fluss ist bekannt für seine Lachse, er kommt aus den Höhen des Exmoor und mündet in Exmouth, Süddevon, in das Meer. Hier ist er kristallklar. Vom Parkplatz aus führt ein Weg hinunter in das Tal und zu den berühmten "Tarr Steps", einer "Clapperbridge", deren Bauzeit sich im Dunklen der Geschichte verliert. Die Brücke ist etwa 55 Meter lang und besteht aus 17 langen Sandsteinplatten , die auf senkrecht aufgerichteten Felsen ruhen. Keine leichte Arbeit, die Steine dorthin zu schleppen. Man geht etwa in ein Meter Höhe . Das Wasser des Barle ist hier nicht tief, neben der sog. Clapperbridge ist eine Furt, die man allerdings nicht mit dem Jaguar fahren wollte...! Kinder mögen hier, so mein Buch "Wild Guide" im Sommer wunderbar plantschen, ein Stück weiter den Fluss abwärts ist ein weiteres natürliches Plantschbecken.

Laut Wikipedia schreiben manche Historiker der Brücke eine bereits prähistorische Herkunft zu, da sich hier bronzezeitliche Wege kreuzen. Tarr leitet sich zudem com keltischen Lochar (bedeutend Damm) ab. Die ersten Aufzeichnungen stammen aber aus der Tutorien und die herrschende Meinung ist, dass die Brücke aus dem Mittelalter stammt. Jedenfalls konnte man mit Packpferden trockenen Fußes den Fluss an dieser Stelle durchqueren.

Das Gasthaus an der Furt ist zur Mittagszeit voll mit Spaziergängern, also beschliessen wir nach Dulverton weiterzufahren. Inzwischen ist flächendeckend der Himmel blau und das Nachmittagslicht malt Farben in die Landschaft.

Dulverton beginnt als Tal mit vereinzelten Häusern und sieht zunächst nicht so aus, als käme bald ein Gasthaus oder Tea Room oder Café. Aber der kleine Marktort Dulverton hat gut 1.400 Einwohner und die müssen doch in ein Geschäft gehen und sich sozial treffen können. Schließlich liegt die Stadt in der Mitte von Nirgendwo. Und tatsächlich, zweimal um die Ecke und es kommt ein kleines nettes Zentrum, mit allem, was ein kleiner Ort so braucht: Frisör, Apotheke, Bestatter (Firma: Friendship & Sons), Coop, Gemüseladen, Bücherei, Buchladen-Antiquariat, Pub (Lion) einen Metzger (Lloyd Maunder Butchers, seit 1898), Delikatessenladen mit Blumenverkauf, Modeladen, Dekoladen, noch ein Pub und ein Haushaltwarenladen. Bei "Tantivy" gibt es kulinarische Mitbringsel und andere Andenken, Zeitungen und einen Caféflügel. Der Inhaber hat den Carrot Cake selbst gebacken und Armin ist davon begeistert. Ich muss nach einem eher süßen Porridge mit Beeren-Frühstück etwas Salziges haben und bestelle ein -ebenfalls sehr gutes- brie/cranberry toasted sandwich. Der Cappuccino ist gut und vor allem warm! Es ist kalt geworden. Schließlich kaufen wir bei Maunder´s butchers noch zwei Schweinekoteletts, die so sind wie sie sein sollten. Mit Knochen und 3 cm Fettrand und Schwarte. Wie vorgestern im Blog dargestellt, ist Schweinefett ja gesund.



Rechtzeitig zu einem blutroten Sonnenuntergang kommen wir wieder an das Meer zurück.

Frostiger Stechginster

Typische Landschaft im Exmoor

Gefrorene Hufspuren


...der Exmoorponies

Kleine Straße im Exmoor

Alter Baum 

Winter im Exmoor
Tarr Steps - eine Clapperbridge

Die großen Steinplatten

- auf ihren Stützen

Fasane im (und auf dem ) Weg

Hier versteckt sich die Landschaft

Wegweiser im Moor

Würste in Dulverton

Metzgerei Maunder

Sonnenuntergang Saunton Sands




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