Dienstag, 18. Februar 2020

Trelissick und Truro

Aprilwetter und heute einmal nicht so lange Spazierfahrten?! Wr entscheiden uns für den an der Straße in Richtung Truro liegenden Trelissick Garden und einen Einkaufsbummel in Truro.

Etwa 30 Minuten vor Sonnenaufgang
Sonniger Blick auf Flushing links 
... und aus dem Fenster geradeaus
...und nach unten
Der Grundbesitz wurde 1755 zunächst als Erweiterung eines Farmhauses erbaut. In der heutigen Form geht das mit Säulen verzierte  Herrenhaus  aber auf die Copeland Familie zurück , insbesondere auf Ida Copeland, die das Anwesen 1937 vom der Industriellen Cunliffe in ihrer Eigenschaft als dessen Stieftochter erbte. Ida war da schon mit Ronald Copeland verheiratet, der Managing Director der W.T. Copeland and Sons Ltd. , einem Unternehmen zur Fertigung von feinem Spode Porzellan. Sie lebten in Stoke-on-Trent in den Midlands. Im 2. Weltkrieg  wurde das Trelissick von der US Army, und zwar 77. Luftabwehr- und Artillerie Einheit, genutzt.  Diese half  zum Einen die Region um Falmouth zu schützen  und zum Anderen auch bei der Vorbereitung des D-Days.
Nach dem 2. Weltkrieg zogen Ida und Ronald ganz nach Cornwall. 1955 übergab sie den Besitz dem National Trust unter der Maßgabe, dass die Familie weiter dort wohnen könne. Erst 2013 zogen Sohn und Enkel dann auch weg.

Trelissick Haus
Trelissick Spode Porzellan
Die Besucher kommen allerdings nicht wegen des Hauses, sondern wegen des weitläufigen Parks und Waldgelände. Der Garten ist ein sog. Spring Garden, der seine große Vielfalt von Rhododendren , Kamelien, Magnolien und Azaleen im Mai am Besten zeigt. Dann blühen auch unzählige blaue Glockenblumen und der Bärlauch.
Jetzt ist aber erst Februar. Dennoch gibt es Teppiche von Schneeglöckchen, erste Rhododendronblüten, ein, zwei schon jetzt voll aufgeblühte Magnolien und viele blühende Kamelien. Ein besonderer Reiz besteht darin, dass die Laubbäume noch nicht grün sind und man daher ihre Aststruktur so gut erkennen kann.

Trelissick Rhododendron
Trelissick Rhododendron
Magnolien, benannt nach dem franz. Botaniker Pierre Magnol (1638-1715), stammen aus Ostasien und den USA, es gibt nach verschiedenen Quellen zwischen 200 und 250 Arten plus Hybride. Etwa 150 Sorten sind vom Aussterben bedroht. Magnolien sind prinzipiell immergrün, es gibt aber auch sommergrüne Arten und von denen blühen einige schon, bevor die Blätter ausschlagen. So ist das auch bei der wunderschönen Tulpenmagnolie in Trelissick.

Trelissick Magnolie
Trelissick Magnolie
Trelissick Magnolie
Verwehte Magnolienblätter
Für Cornwall besonders typisch sind neben den Rhododendren die vielen Kamelien. Die Großgrundbesitzer hier haben tatsächlich sogar Expeditionen nach Asien in das Hochland finanziert, um neue, seltene Arten hierher zu holen. In einem Buch über das harte Leben der Minenarbeiter in Cornwall kann man lesen, wie arm die Menschen hier waren. Die Bolitho Familie zum Beispiel  betrieb Minen und gleichzeitig sponsorte sie teure Expeditionen. Im Castle Caerhays haben wir gelernt, wie die Familien Pflanzen  austauschten, um Züchtungen zu ermöglichen. Zudem stelle ich mir vor, konnte man auch mit einer neu entdeckten, besonders seltenen Pflanze gut prunken!

Trelissick Kamelie
Trelissick Kamelie
Trelissick Kamelie
"Die Gattung der Kamelien umfasst rund 300 Arten sowie unzählige Sorten und Hybriden. Sie alle zählen zur Familie der Teeblattgewächse (Theaceae). Die Chinesische Kamelie (Camellia sinensis) ist in Ostasien eine Jahrtausende alte Kulturpflanze – schon seit über 4.000 Jahren werden aus ihren Blättern der Grüne und der fermentierte Schwarze Tee gewonnen. Neben der eigentlichen Teepflanze gibt es auch andere Kamelien, die wegen ihrer schönen großen Blüten als Ziersträucher äußerst beliebt sind. Die bekannteste Kamelien-Wildart ist die Japanische Kamelie (Camellia japonica). Sie wurde 1735 vom schwedischen Pflanzenforscher Carl von Linné entdeckt und nach Georg Joseph Kamel benannt, einem mährisch-österreichischen Jesuitenpater und Naturkundler, der erstmals die Pflanzenwelt der Philippinen beschrieb.

Die ersten Kamelien gelangten vermutlich im 16. Jahrhundert nach Europa – kurioserweise vor allem durch das Bemühen der europäischen Staaten, die kostbaren Teepflanzen zu importieren. In China wurden oft die optisch sehr ähnlichen Zier-Kamelien als Tee-Kamelien deklariert, weil das Land sein damaliges Monopol im Tee-Anbau schützen wollte. Das führte dazu, dass die Kamelie schon Mitte des 18. Jahrhunderts in England eine sehr beliebte Gartenpflanze war, der Tee aber immer noch aus Ostasien bezogen wurde."(Quelle: https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kamelie)

Der Parkplatz von Trelissick Garden war heute sogar voller als im Mai. Viele Familien nutzen die "Half-term"-Ferien zu einem Winterurlaub und scheuchen die Kinder durch die Botanik, Rallyezettel in der Hand.

Trelissick Schneeglöckchen
Feock, Cottage
Blick auf den Meerarm
Von Trelissick aus fahren wir nach Truro und gehen erst einmal in Charlotte´s Tea House, in der alten Coinagehall, deren Geschichte auf das Jahr 1302 zurück geht, das gegenwärtige Gebäude stammt aus dem Jahr 1848. Hier trafen sich die Minenbesitzer und die Banker. Ob sie in einer Pause bei einem Brandy über den neuesten Kamelienerwerb redeten oder ob die Damen  eher beim Tee damit angaben, weiss ich nicht.

Wir jedenfalls folgen dem Tipp unserer Freund Marita und Hans  (Teehaus in Düsseldorf-Benrath: http://www.teehaus-benrath.de) und gehen Tee trinken. Wir bestellen zwei Cream Teas, worunter man neben einer Kanne Tee Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream versteht. In Cornwall kommt erst die Marmelade auf die Scone-Hälfte und dann die Clotted Cream oben drauf, in Devon macht man es umgekehrt.

Charlotte´s Teahouse ist ein bewusst altmodisch gehaltenen Unternehmen, gut besucht und preisgekrönt. Nicht gerade hip oder hygge, dafür tragen die servierenden Damen schwarze Kleider mit weißen Schürzen und Stirnbändern/Häubchen. Alle Speisen sind hausgemacht und wirklich lecker. http://charlottes-teahouse.co.uk
Das Teahouse besteht seit 1994 und ist definitiv nicht als Touristenlokal konzipiert oder von diesen okkupiert.
Ein Interview mit den Inhabern dazu gibt es hier: https://www.cornwalllive.com/news/cornwall-news/charlottes-tea-house-truro-history-834277

Charlotte´s Teahouse
Scones
Der Rest ist Einkaufen.Das Übliche eben. Erwähnenswert ist aber, dass wir eine Auftragsarbeit bei M&S erledigt haben, zwei Tweedcaps für meinen Vater, als Ersatz für welche, die er selbst einmal bei M&S gekauft hatte. Wir sind sofort fündig geworden! 20 % off, weil ja schon die Magnolien blühen und der Winter auf dem Rückzug ist!

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