Sonntag, 16. Februar 2020

Stormwatching auf der Halbinsel The Lizard

Zur Sonnenaufgangszeit um halb acht bin ich wach, ich bin sicher, sie ist aufgegangen, irgendwo im Osten, zu sehen ist sie nicht. Nach unserer Wetter-App müssen wir damit auch noch bis ca. halb drei oder sogar drei Uhr warten.

Das Wasser vor unserem Fenster ist eigentlich eher glatt, aber es bewegt sich wie ein lebendes, atmendes Wesen. Heute morgen ist der Wind etwas abgeflaut, wenn auch nicht weg, im Laufe des  Nachmittag soll es wieder aufbrisen .

Da die Wetter-App uns dann ja auch Sonne versprochen hat, beschliessen wir die Sturmbeobachtungs- Hotspots auf der Halbinsel the Lizard anzufahren. Zum Einen sind dies die Nächstgelegenen und zum Anderen soll es an der Nordküste eher wolkig sein. Wir könnten auch nach Porthleven fahren, aber das fühlt sich irgendwie falsch an, wenn wir die ganze nächste Woche sowieso da sein werden.
Bei Port Navas, Im Hintergrund der Helford River-Meerarm

Der kleine See auf der Straße

Wir fahren über die kleinen Straßen zu The Lizard, also über Glendurgan, Mawnan Smith , Port Navas, Constantine und Gweek. Immer wieder bekommt unser Auto eine unfreiwillige Unterbodenwäsche, einmal will Armin auf KEINEN Fall durch die 10 Meter lange Pfütze, aber drehen ist auch nicht einfach. Die einzige Stelle zum Wenden ist sehr matschig und wenn die Räder durchdrehen, kommen wir mit dem Wenden auch nicht weiter. Inzwischen sind drei Autos ohne Motorschaden durch die Pfütze gekommen und Armin fährt jetzt auch -ohne Problem- durch.
Schön sind die vielen Felder voller Osterglocken, die dort für den Verkauf gezogen werden. Leider kann man  an keiner dieser Stellen für ein Foto anhalten. Und genauso strahlend wie das Gelb der Blumen ist inzwischen auch die Sonne, die es durch die Wolken geschafft hat.

Den ersten Stop machen wir an der Kynance Cove, die an einem Abschnitt des Küstenpfades liegt, der dem National Trust gehört. Die Kynance Cove ist mir ihren Felsformationen nicht nur ein Lieblingsplatz von uns. Im Sommer leuchtet das Wasser über dem hellen Sand in karibischem Türkis, heute allerdings ist alles von Schaum bedeckt, der viele Meter hoch wie Schnee durch die Luft wirbelt. Schon auf dem Weh hinunter in die Bucht merkt man die Wetterlage: Das Wasserrinnsal ist jetzt ein brausender Bach, fast wie ein Wasserfall, geworden. Bis ganz nach unten gehe ich nicht, die Böen sind sehr stark, man kann kaum Kamera oder I Phone fest-, geschweige denn ruhig halten. Ich will nach links den Küstenpfad in Richtung Lizard ein paar hundert Meter lang gehen. Dafür muss man aber erst eine lange exponiert liegende Treppe hoch und dann weiter entlang der Steilküste. Ein Paar kommet gerade von dort und versichert, dass man nicht weggeweht wird ( it is not too bad), da der Wind vom Meer kommt und man daher auf die sichere Seite geweht wird. Es tun sich immer neue Panoramen auf, das Meer in seiner Wildheit lässt sich auf dem Foto gar nicht richtig abbilden.

Armin hatte den Chillfaktor  des Windes unterschätzt (der die Außentemperatur von gut 10 Grad auf gefühlte 2 Grad herunterdrückt) und nur die Barbourjacke und keine Mütze mit. Er sitzt bereits im warmen Auto, als ich wieder am Parkplatz ankomme.


Gischt in der Kynance Cove

Kynance Cove: Weisswasser

Gischt 

Welle im Gegenlicht 

Rechts das Café an der Kynance Cove

Der Wildwasserbach

Detail Bach

Blick Richtung Lizard Point

Weiter geht es zum Ort Lizard, wo das Coast-Café noch bis Ende Februar sonntags geschlossen hat. Wir fahren statt dessen zum Lizard Point Parkplatz und von dort aus zum Lizard Point, dem südlichsten Punkt von Großbritannien. Das kleine Café neben der National Trust Hütte hat einen der besten Ausblicke der Cafés auf der Steilküste. Und , wie Armin mir versichert, sehr guten Chocolat Fudge Kuchen.
Ich gehe noch ein Stück weiter und fotografiere und gucke lieber von draussen auf das Meer. Es ist nach 3 und die Sonne ist strahlt. Eine schöne Abwechslung nach dem langen Regen.

Café am Lizard Point

Wellen am Lizard Point

Alte Lifeboat Station, Lizard Point

Auch hier schäumt das Meer

Halbinsel The Lizard:Hotspot der Schiffswracks

Die perfekte Welle

Leuchtturm Lizard Point
Zum Abschluss fahren wir noch zur Mullion Cove, einem alten kleinen Hafenbecken. Das Hafenbecken mit seinen zwei Pieren aus Granit und Serpentine-Stein wurde 1892 angelegt, um Schutz vor dem Meer zu gewährleisten und den notleidenden Bauern und Fischern zu helfen. Der Hafen steht unter Denkmalschutz. Die Zukunft ist aber aufgrund der heftigen Stürme ungewiss:

"The coastal environment has long been adversely affected by storms, sea level rise and climate change, and evidence shows that damage has occurred on an increasingly dramatic and costly level, most recently in the period from 2011 up until the present time. Beginning in 2003 the National Trust indicated that "Mullion Cove may not stand the ravages of the sea much longer".A survey in 2006 threw doubt on the future of the harbour."(https://en.wikipedia.org/wiki/Mullion_Cove)

Wer -wie wir heute- beobachtet hat, mit welcher Wucht die Wellen auf das Land und den Pier krachen, kann diese Bedenken gut nachvollziehen.

Blauer Himmel

Wasserzufluss Mullion Cove

Treibholzbank

Attacke der Wellen

Salz auf der Linse

Mullion Cove

Mullion Cove

Mullion Cove

Mullion Cove Überblick

Ebbe, bei Flut wäre noch mehr los!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen