Donnerstag, 1. August 2019

Wildlife aus der Künstlerperspektive

Es ist warm, aber bedeckt, so ein bisschen schwül, als ob Licht und Laute durch einen Filter kämen. Eigentlich ein brauchbares Wetter zum Wandern, jedenfalls knallt die Sonne nicht. Wir fahren über die Moose-Wilson Road (No Moose Today) in Richtung Jenny Lake und es ist absolute keine Option hier zu halten, alles voll, einschließlich der Overflow Carparks. Gott sei Dank wollten wir sowieso zum nördlichen Parkplatz am Leigh Lake. Der ist relativ groß, aber auch voll. In allen Parkbereichen warten schon andere. Ähhhmm, eher nicht, dann.

Wir beschließen stattdessen die kleine Spalding Bay Road zum Jackson Lake zu fahren, schließlich haben wir 4-Rad-Antrieb. Am rumpeligen Ende der Schotterstraßen-Fahrt durch Schlaglöcher und  ein Gebiet, in dem vor nicht allzu langer Zeit ein Waldbrand war, stehen die neuen kleinen Nadelbäume erst 1-2,5 m etwa hoch. Weihnachtsbaumhöhe.
Am See gibt es viele Blumen und Beeren, typisches Bärengebiet (in der Theorie). Der See liegt ruhig da und es ist nichts los. Dafür gibt es nur einen Trail und den versucht ein junges Paar mit gutem Wanderschuhen angestrengt im Unterholz erst einmal zu finden. Zwei Kanufahrer kommen, es ist ein Paar Ende 60, vor einem Jahr aus Connecticut hierhergezogen. Wohnen (aber dauerhaft) in unserer Aspen-Subdevision und sind der Kinder und Enkelkinder wegen hierher gekommen. Die Familie des Sohnes wohnt in San Francisco, nur eine Stunde Zeitverschiebung entfernt. Die Familie der Tochter wohnt gegenüber den Eltern. Die Frau hat am nächsten Montag eine Knie-OP 15 Jahre hat sie es so gerade ohne geschafft. Ich nicke und sage, dass ich genau weiss, wovon sie redet. So wie dieses Gespräch hat man viele in den USA. Es sprechen einen ganz oft Leute an, wo kommt man her, was macht man hier, warum wieso weshalb. Nicht nur, weil sie gehört hätten, dass wir keine Einheimischen sind, sondern auch offenkundige Landsleute werden gefragt. Tipps ausgetauscht (Moose!) und kurze Familiengeschichten. Nett! Mich ärgert immer, dass die Leute in Deutschland sagen, dass die Amerikaner oberflächlich seien. Es geht doch gar nicht darum, Freundschaften zu schliessen. Nur darum, Interesse an anderen Reisenden und ihrem Weg zu haben. Neugierde im Sinne von kurz nett zu plaudern, und dann sich zu verabschieden: Have a nice day/summer/onward journey. Have fun, enjoy, take care. Streiflichter, mehr nicht, aber ein kleines Mosaik kann man zu legen beginnen.

Spalding Bay

Wiesenblume

Wiesenblume

Wilde Lupine

4-Wheel Drive ist eine gute Idee


Immer wieder die Tetons
Wir fahren wieder los, unser Ziel ist das National Museum of Wildlife Art. https://www.wildlifeart.org. Es ist ein architektonisches Meisterstück, am East Gros Centre Butte kurz vor Jackson aus Richtung Norden kommend gelegen und phantastisch in den Hang hinein gebaut. Durch die Verwendung von Natursteinen in den lokalen Farben ist das Museum perfekt getarnt. Eigentlich fallen einem nur die großen Skulpturen auf. Bison, Hirsche, Adler, Dickhornschafe. Auf den zweiten Blick dann viele andere Skulpturen, moderne, kontemporär.

Zunächst einmal geht es in das Restaurant auf die Terrasse mit tollem Blick. Das Restaurant ist stilsicher modern/elegant und -abgesehen von Moose-Silhouetten irgendwo und Hirschgeweihtürgriffen weitgehend Moose-Frei. Insbesondere gibt es nichts kariertes, gerüschtes und auch keine Plüschelche. Das Essen ist sehr gut.

Aus Urheberrechtsgründen poste ich lieber keine Fotos aus der Ausstellung, aber es sind phantastische Exponate dabei. Eine besonders führende Rolle spielen die Bilder des deutschstämmigen Malers Rungius, der sich auf Wildtiere spezialisiert hatte. Rungius wurde 1869 in Berlin-Rixdorf geboren und hat in Berlin Kunst studiert. Schon damals malte er gerne im Berliner Zoo Tiere nach dem lebenden Modell. Sein Vater war mit der künstlerischen Karriere nicht einverstanden.
“In 1894, Rungius's Uncle Clemens Fulda invited him to hunt moose in Maine. Shortly after, in 1895, he traveled to Wyoming, which for him was an exotic experience. Open skies, mountain scenes and big game abounded. He made extensive studies of his trophies, and stalked game, which allowed him to gain a better understanding of the animals he painted. His summer in Wyoming persuaded Rugius that the United States would be his new home; “I painted from the collected material and later in the spring of 1896, I went back to Germany...My decision to cut all ties with the Old World and to live in America got good was due in no small part to this first Wyoming trip. For my heart was in the West.In 1896, Rungius immigrated to the United States. After hunting and painting trips to New Brunswick in 1900-1909 and to the Yukon in 1904, Rugius’s fascination with the North American moose began.https://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Rungius

Wildtiermalerei ist deshalb speziell, weil es weltweit einen vergleichsweise nur kleinen Nachfragemarkt gibt. 1994 eröffnet hat das Museum eine Sammlung von insgesamt 5.000 Exponaten. In aktuellen Ausstellungen kommen natürlich noch Leihgaben hinzu. Für die Realisierung des Baus wurden 10 Mio USD gesammelt.

Jeder , der in die Region kommt, sollte das Museum auf alle Fälle besuchen.

Weil nicht nur für Rungius der Elch eine besondere Faszination hatte, fahren wir am Abend noch einmal zur Gros Centre Road. Viele Elchgucker, viele Stative , viele Teleobjektive und Ferngläser, kein Moose. Dann sehe ich, dass sich inzwischen etwa 400 m weiter eine kleine Ansammlung von parkenden Autos mitten im Nirgendwo entwickelt hat. Wir fahren dahin und erwischen gerade noch den Rücken einer Elchkuh mit Zwillingen, wie dieser im Gebüsch verschwindet. Künstlerpech.

Zurück fahren wir in zunehmender Dunkelheit durch die Messe-Wilson Road und sehen nach einem teilweise Aufreissen der Wolken die Tetons, wie von Laserlicht umgeben. Mitten im Wald stehet dann auf einer Lichtung eine Herde Wapitis (Elk).

Ein mir wichtiges Wildtier, dass ich immer noch nicht zu fotografieren geschafft habe, ist der Humming Bird, eine Art Kolibri. Rasant schnell im Flug, verfliegt sich einer ab und zu auf unsere Terrasse, schwebt einen Moment nachdenklich in der Luft und macht dann eine 45 Grad Biege, begleitet von Hochfrequenzbrummen. Ich krieg Euch noch!!!! (Wahrscheinlich nicht...)


Büffelfleisch im Restaurant Palate

Für Armin ohne Fleisch

Im Hintergrund links der Sleeping Indian

Prärie durch einen Büffel betrachtet

Skulpturen von Herb Alpert



Fototermin mit Bison

wie bei Lassie

Die Wolke über dem Grand Teton sieht aus wie der Grand Teton

Keine Bisons aber Pusteblumen am Abend

Strahlende Tetons

Das Rudel Hirsche 

Rungius Exponate

Cymer Sammlung

Schon wieder ein Moose

Herb Alpert Skulpturen

Herb Alpert Skulpturen

Herb Alpert Skulpturen

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