Montag, 8. Oktober 2018

Malen am Pendeen Lighthouse

Heute gibt es keinen orangefarbenen Sonnenaufgang, sondern wieder einmal grauen Hochnebel, der sich -von kleinen Ausnahmen abgesehen,  den ganzen Tag nicht auflöst. Trotzdem stellen wir am Abend fest, dass wir "Farbe bekommen haben", die UV-Strahlen haben es also geschafft , durch die Wolkendecke zu kommen.

Am Morgen gibt es in der Newlyn School of Art erst eine Runde entlang der entstandenen Skizzen und Bilder mit Kommentaren, Vorschlägen und Diskussionen. Womit ist man zufrieden, womit nicht? Stimmt die Balance? Wo könnte man noch etwas nacharbeiten,-oder eben auch nicht-.Dann haben wir noch eine halbe Stunde, um das ein oder andere umzusetzen. Man muss dabei ganz schön vorsichtig sein, das Bild nicht zu verschlimmbessern. Rachel geht mit einem breiten Pinsel voll Ocker radikal über die obere Hälfte ihres einen Bildes. Erst nach unserer Rückkehr am Nachmittag, nachdem die Farbe getrocknet ist, konnte man die Wirkung sehen, der Mut hat sich geloht.

Während des gemeinsamen Rundganges hatte ich mich so halb sitzend an einen der Ateliertische gelehnt, mit dem Ergebnis, dass die Platte an der anderen Seite hochging und nach meinem vorsorglich schnellen Aufstehen mit lautem Klappern wieder runterging. So schlimm war es nun doch nicht, da die Platte aus höchstens 10 cm herunterfiel. Eine ältere Kursteilnehmerin, M.  erschreckte sich aber offenbar so, dass sie scharf nach rechts guckte und sich dabei einen Nerv im Nackeneinklemmte. Ich erzählte dann die Geschichte von "How clumsy can a wife be", aber die Dame war offenkundig "not amused". Rachel ist im Hauptberuf Ärztin und schlug vor die Seite des Halses zu kühlen. Mangels Alternative hielt sich  M. eine Zweiliterflasche Milch aus dem Kühlschrank  an den Hals. Unsere Kursleiterin fand das "rather surreal". Als ich wieder von meinen Korrektur/Ergänzungsarbeiten aufgucke, ist M. weg.  Sie hat sich von einer Mitarbeiterin der School of Art zum Krankenhaus fahren lassen, weil sie solche Schmerzen hatte und sich schwindelig fühlte. Ich kam mir ein bisschen so vor, als hätten die Deutschen schon wieder was kaputt gemacht, "don´t mention the war" and all that, aber meine Mitstreiterinnen meinten, dass das nun wirklich nicht meine Schuld sei, wenn die Dame "zu den etwas nervösen Menschen gehöre".

Als wir später von unserem Outing zum Pendeen Lighthouse zurückkommen, (drei Stunden später) ist M. gerade zurück. Sie wurde mit Paracetamol versorgt und war nun auch wieder in der Lage, den Mittagssnack etwas verspätet zu essen. Nach insoweit wiederhergestellter Ordnung, gibt es einen weiteren lauten Krach, Hilary ist ein Kaffeebecher auf den Boden geklatscht. Ich war glücklicherweise auf der anderen Seite des Raumes und sagte: "It was not me", aber M. war erneut not amused.

Auf der Klippe von Pendeen Lighthouse  haben uns wir auf der südlich gelegenen Seite der Landzunge niedergelassen. Von dort hat man den dramatischen Blick auf das schäumende Wasser unten und die Ruinen der Totallack, Geevor und Levant Minenruinen mit den typischen Schornsteinen hoch oben.



Leider ist diese Stelle ganz schön exponiert. Es ist ein ganz toller Platz zum Malen, aber wir beginnen mit dem Picknicken, während Imogen etwas demonstriert und danach ist mir schon kalt. Außerdem hingen bereits mein Ärmel rechts und der Ellbogen links der "Kanadajacke" nacheinander in der weißen Farbe. Bei den Bodenverhältnissen und dem Wind ist nix unter Kontrolle. (Glücklicherweise lässt sich das Meiste erst herauswaschen und zurück im Haus der Rest abkratzen. Acrylfarbe ist gemein!). Aber wir halten immerhin knapp gut zwei Stunden aus. Ich rühre mich nicht vom Fleck, nachdem ich eine einigermaßen bequeme und etwas windgeschützte Grasnarbe gefunden und mich darauf niedergelassen habe. Unter dem Hintern ein dünnes Klappkissen, was sowieso sofort wegfliegen würde, wenn man aufstehen würde. Ist mir vorgestern dauern passiert, aber heute sind wir direkt neben der Abbruchkante der Klippe, da wäre das Kissen ruckzuck weg. Und Toiletten gibt es sowieso nicht und die Büsche bestehen aus 30 cm hohem Heidekraut. Also gibt es keinen Grund sich zu bewegen.

Mein Bild


Das Panorama ist, wie immer, überwältigend und das Meer braust. Wir sehen sogar eine der selten gewordenen cornischen Choughs (gesprochen chuff , also Tschaff). Dieser selten gewordene Vogel war 28 Jahre lang, seit 1973,  aus Cornwall ganz verschwunden, jetzt gibt es wieder eine kleine, wachsende Population. Auf deutsch heißt der Vogel
Alpenkrähe.

Nachdem wir alle dauerhaft  eiskalte Hände haben, machen wir uns auf den Weg zurück.  Eigentlich ist es kein richtig kalter Tag (15-18 Grad), aber der Platz ist so toll, weil er so exponiert ist. Gestern barfuss , heute Mütze, Küste im Oktober! Wir fahren jedenfalls nach dem Malen zu Marks & Spencer und ich hole mir eine Thermostrumpfhose und ein Thermounterhemd und eine Daunenweste. Morgen geht es nämlich von Land´s End bis zur Sennen Cove und Whitesands Bay. Aber wahrscheinlich können wir dann wieder im T-Shirt wandern und malen....

Cove am Pendeen Lighthouse

Basislager

Demo von Imogen Bone

Blick auf unseren Lagerplatz

Pendeen Lighthouse

Demo-Skizzen und Palette von Imogen

Hilary hat sich ein Platz am Hang gesucht

Wildes Meer

Türkisches Wasser unter und über der Gischt

Imogen Bone

Demo
 
Die perfekte Welle

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