Dienstag, 9. Oktober 2018

Besser geht´s nicht!

Beim Wachwerden blinkt die Sonne durch die Lamellen des Rollos. Die Sonne steht schon knapp über dem Horizont. Ich ziehe mir schnell eine Jeans an und einen Sweater über mein Schlafshirt und gehe hinunter zum Wasser. Alles glitzert,  die Farben der bunten Kanus an der Kaimauer sind scharf. Mir begegnen immer wieder ein paar Leute mit der Morgenzeitung unter dem Arm und einem freundlichen Good Morning auf den Lippen: It is stunning, isn´t it! Yes it is! Absolut!

Am Hafen von Mousehole

Dann finde ich meine "große" Kamera nicht. Sie liegt nirgendwo in unserem Haus und auch im Auto, wo sie eigentlich sein MÜSSTE, finde ich sie nicht. Armin auch nicht. Ein letzter verzweifelter Versuch der Suche nach dem Frühstück noch einmal im Auto, eigentlich müssen wir dringend los nach Newlyn. Ich will unter dem Beifahrersitz nachgucken und da fühle ich, dass sie genau da liegt , wo ich sie gestern hingelegt hatte, hinter dem Beifahrersitz. Im scharfen Schatten, war die schwarze Hülle nicht zu sehen gewesen. Tag gerettet. Allerdings habe ich in der Eile die kleine Kamera  ohne Akku eingepackt (der war noch in der Ladeschale) und die große Kamera (die ich eigentlich während des Frühstücks laden wollte) wäre vielleicht noch vom Füllstand gegangen, aber zu schwer für das Wandern mit Malsachen. Als wird es ein Iphone Tag. Gut, dass die Kamera darin sehr ordentlich ist!

"What a gorgeous day", "Aren´t we lucky?" heisst es dann  auch in der Newlyn School of Arts. Wir verlieren nicht viel Zeit (M. geht es besser und sie ist nett, C. hat Migräne und musste leider absagen, erstmal jedenfalls und An. ist gar nicht gekommen, sie ist wohl mit ihrem Mann unterwegs). R. aus Falmouth kommt wieder als Letzte und hat es wieder nicht geschafft, Essen mitzubringen, sie ist  cool und nett und chaotisch.

Der kleine Bus bringt uns zum Parkplatz von Land´s End und wir gehen direkt zum Küstenpfad in Richtung Sennen Cove. Unsere "lovely Ann", die nette Chauffeurin fährt unterdessen mit dem Bus zur Sennen Cove, im Bus transportiert sie  alle großen Malbretter, die Farben und die Din à 1 Blätter sind. Dort werden wir sie später treffen.

Wir wandern los mit kleinem Gepäck, nur unsere Kursschulmappe mit Stiften und Papier. G. hat eine praktische Umhängetasche mit, in die auch die Mappe passt. Nach etwa 500 m ist der erste Malstop. G. stellt fest, dass seine Mappe bei Ann im Bus liegt und in seiner Umhängetasche im wesentlichen nur sein Telefon und sein Butterbrot ist. Imogen, die Kursleiterin hat Extrablätter und -stifte bei. Den Rest kann er sich bei einem von uns leihen.

Wir werden auf dem Weg zur Sennen Cove ab jetzt immer wieder halten und 5-10 Minuten Skizzen fertigen. Es läuft sich auf dem Küstenpfad wie auf einem Teppichboden, die Sonne knallt, alles glitzert und die Wellen rollen heran um mit weißem Schaum in die Granitfelsen zu brausen. Wie hoch wir sind, sieht man nur, wenn ein Stück weg ein Mensch zu sehen ist und so die Proportionen klar werden.

Es ist so einer dieser kostbaren Tage. Keine Arbeit, man macht etwas Schönes und der Himmel singt mit. Schöner kann das Wetter nicht sein. Ich erzähle den anderen, dass wir viel reisen und es viele schöne Orte gibt, auch zuhause. Aber Cornwall im Sonnenschein ist einer der schönsten Orte, die ich mir vorstellen kann oder je gesehen habe.

Wir hocken auf den Felsen am Abgrund , zeichnen und gucken, ab und zu wird ein Foto gemacht. Nicht nur, weil man versucht ist, diese Momente für immer festzuhalten, sondern auch, um später einmal die Skizze zur Hand nehmen zu können und das Foto und dann ein Bild damit zu malen.

Zu schnell (und etwas 6 Skizzen und ein Picknick später) sind wir in Sennen. Imogen schlägt vor in der Strandbar erst einmal einen Wein trinken zu gehen, um die nötige Lockerheit für das großformatige Papier zu bekommen und überhaupt. Inzwischen haben wir alle drei Lagen Kleidung schon in den Rucksack gestopft. Im Beach Café "Surf " verteilt Ab. Sonnenmilch. H. aus Schottland bestellt ein Bier und erhält ein Pintglas. Das Erste in ihrem etwa 70-jährigen Leben, wie sie sagt. Der Barmann meinte, da sie keine spezielle Größe bestellt habe, habe er ihr halt das Übliche gegeben. Gott sei Dank ist am Parkplatz eine Toilette und daher können wir alle drauflos trinken. H. ist gespannt, ob sie den Pinsel noch wird gerade halten können. Wir halten die Gesichter in die Sonne. Unsere Künstlerin bezeichnet sich ja als "Contemporary Impressionist", also Jetztzeit Impressionisten. Die Impressionen von heute will jeder auf dem großen Blatt unterbringen.  Sonne im Nacken, Salz in der Luft, blau und türkis und dicke weiße Linien. Ein Surfer mit rotem Brett, glitzerndes Wasser und leuchtender Tang.
Der letzte Maltag findet langsam sein Ende.

Es wäre schön, jetzt eine Woche lang nur zu wandern und zu faulenzen und dann noch einmal den Faden wieder aufzugreifen. Weiter zu arbeiten an der Balance im Bild und dem Zusammenfügen und Verschränken aller Elemente. Zum Beispiel dadurch, dass man dem Flug einer Möwe mit eine, Strich Ölkreide folgt.

Es war, wie jedesmal, wieder eine inspirierende Zeit im Kurs, mit interessanten Menschen, die man im Streiflicht kennenlernt.

Ab Morgen wird dann wieder "richtig" Urlaub gemacht, leider nur noch ein paar tage. Aber Zuhause kann man das Gelernte ja auch wieder aufnehmen.

Erster Blick nach dem Aufwachen

Harbour Road, Mousehole

Vor der Mauer zur Harbour Road

Glitzernde Sonne

Minigasse in Mousehole

Fenster in Mousehole

Fenster im Atelierraum, Newlyn School of Art

Granitfelsen am Küstenpfad nahe lLnd´s End

Zum Größenvergleich, links oben sitz ein Pärchen

Ausdrucksstarker Fels

Schäumendes Meer

Skizzen am Abgrund

Blau und Türkis

Panoramafoto

Sennen Cove-Whitesand´s Beach

Imogen Bone und Zuschauer am Wegesrand

Surfer und Lifeguard, Sennen

Weite

Wellen

Tang

Ausbeute der 4 Tage

5-Minuten-Skizze

Das Riesenblatt (1 m breit) = Work in Progress




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen