Mittwoch, 13. Mai 2015

Im Atelier von Jessica Cooper, meine Lilien, Birnen und ein Stilleben aus Acryl, Sonne pur in der Sennen Cove und am Whitesands Strand

Strahlende Sonne nach Regen in der Nacht und ein frischgewaschener blauer Himmel. In unserer Küche hängt ein Bild mit Sprüchen, einer davon heißt :"Choose with no regret", also bedauere ich einfach ´mal nicht, dass ich heute drinnen malen "muss". So gut wie alle Kurse der Newlyn School of Arts finden draußen statt, aber  bei "Die Essenz der Form" am Beispiel Stilleben geht das natürlich nicht. Und ha! Um die Mittagszeit zieht ein Wolkenband durch und pünktlich um vier strahlt schon wieder die Sonne. Außerdem hatte ich einen großartigen, inspirierenden Tag. Der Tag im Atelier begann zunächst mit einem Besuch im Studio unserer Tutorin, also von Jessica Cooper.

Sie erzählt von ihrer Arbeit, den Ausstellungen, dem Wochenablauf, der Pinselführung, der Farbwahl, der Technik, beantwortet geduldig alle Fragen und lässt uns sogar in ihre Skizzenbücher (etwa 50 ) reingucken. Im Winter sei es kalt im Atelier, es gibt einen Wasserkocher und Tee, Musikanlage, eine Holzplanke als Palette, auf der Farbe auf Farbe gehäuft wird. Die derzeitige Palette ist seit zwei Jahren in Benutzung. Sie bereitet gerade eine Ausstellung in Warwickshire im Juni vor. Thema ist " The four corners of the world + 1", sie zeigt uns einige der Bilder für die 4 Corners, aber was das +1 wird, verrät sie nicht (oder weiss es selbst noch nicht).  Im Winter hat sie 3 Monate nicht Malen wollen, sie schimpft, dass ihr dies gerade im Winter passiert sei, sie sei schon immer Surferin gewesen ( in Nordcornwall aufgewachsen) und sie konnte die Auszeit im Winter wetterbedingt nicht richtig ausnutzen. Sie zieht uns in ihre Bilderwelt hinein. Weisser Hintergrund ist nicht etwa eine leergebliebene Leinwand, ihre Passion für Weiss ist der Grund und es sind bis zu 10 Lagen weiße Acrylfarbe notwendig, bis sie mit dem Ergebnis einverstanden ist. Zum Nachmachen regt uns der Effekt, den sie bei einigen Bildern dadurch erzielt, dass sie die Farbe zuhause mit dem Kärcher wieder ablöst, an.

Auf vier kleinen Bildern sind ihre typische Strichcottages, die sie auch für die Tate- Kollektion verwendet hat. Ich erzähle, dass ich gerade noch zu meinem Mann gesagt hätte, dass man immer an den Schornsteinen erkennen kann, ob ein Cottage in den British Isles gelegen ist: Die Schornsteine sind immer an den Außengiebeln. Bei uns hingegen sei der Schornstein eher mittig. Das löst allgemeine Spekulationen aus,  bei welchen Klima ein Ofen stehen muss und welche Länder da wie vorgehen.

Dann geht es zurück in den "Klassenraum" und wir müssen heute Farbe in die Bilder bringen. Zunächst sollen wir ein Acrylbild malen,  unter Verwendung einer der Techniken von gestern, dann dürfen wir frei malen, aber es muss etwas vom Tisch sein.

Wir kürzen alle die Mittagspause ab und machen weiter, heute wird noch nicht mal viel gequatscht, die Konzentration ist groß! Jennifer ( mit einer Stimme wie Miranda Hart) wird es zu viel und sie flieht eine Stunde. Ihr verstorbener Mann war Mitbegründer der Tate Cornwall, sie ist Kunsthistorikerin. Wir reden über das Problem, viele Bilder von großartigen Künstlern zu kennen und daher den Kontrast zum eigenen Dilettantismus bis zur Blockade  zu merken. Es ist gut einen Kurs zu machen und wegzukommen von der Vorstellung ein "schönes" Bild für Zuschauer machen zu müssen.

Wir gehen auseinander und bedauern, morgen nicht gemeinsam weitermachen zu können. Vielleicht nehmen wir Jessicas Hinweise auf, jeden Tag eine kleine Skizze zu machen und nie ohne Skizzenbuch unterwegs zu sein. Sie hat übrigens eingeräumt, dass sie seit kurzem auch Fotos als "Skizze" nutzt, das I Phone ist eben immer dabei.

Zurück in der Sennen Cove packe ich den Rucksack um und mache mich auf den Weg zum Strand der Whitesands Bay, den ich bis zum Ende und noch in die nächste Bucht (Gwenver Cove) langwandern möchte.
Leider ist die Flut zu hoch, man kommt noch nicht weiter, ich muss ein Stück zurück und hoch auf den Küstenpfad, um die Felsbarriere zu umgehen. Die Sonne strahlt immer noch und der Himmel ist
über dem Land knallblau. Man möchte geradezu den Pinsel in die Hand nehmen und die Farbe anmischen.....! Ich setze mich oberhalb der Gwenver Cove auf einen Felsen und schaue auf das Meer. Überall blühen im Gras Blumen, die Bluebells haben einen ganz intensiven Duft, den man in der Abendsonne schon von weitem riechen kann. Immer noch kein Basking Shark in Sicht.

Auf dem Rückweg entdecke ich Armin am Strand. Wir bleiben noch ein wenig sitzen und gucken Surfern und Kanuten beim Umfallen zu und dann machen wir uns auf den Weg in den Dorfpub, weil wir Hunger haben und bei dem guten Wetter weder gestern noch heute im Supermarkt waren. Das Gasthaus heißt "Old Success Inn". Ich bestelle mir ein Pint "Proper Job" der cornischen Brauerei in St. Austell, da unser Haus schließlich "Proper Job" heißt.

Während des Essens halten wir immer die Sonne im Blick, denn ich will unbedingt den Sonnenuntergang fotografieren. Es fällt dabei auf, wie , anders als in den Tropen oder auch in Südeuropa, endlos lange die Sonne braucht, um ein vergleichsweise nur noch kleines Stück der Kreisbahn zu schaffen.

Mit der Kamera mache ich mich, lange nach dem Essen, von unserem Haus aus die paar Schritte auf zur Cove und sehe dort auf der Mole bereits mehrere Leute mit Kamera und Stativ bewaffnet. Ach ja, gute Idee, das Stativ. Also zurück und das Stativ holen und wieder runter zur Mole, oder doch lieber nach oben zur Mauer, nein doch wieder runter auf die Mole, auf die man nur vom Strand aus kommt. Die Sonne ist immer noch nicht untergegangen.

Es gibt einen perfekten Ball, der im Meer versinkt. Armin meinte, er habe auch Ball geguckt in der Zeit, aber er meinte Bayern München. ... - das war ja nicht ganz so perfekt;)! Das Sonnenuntergangsbild gibt es erst morgen, ich hatte vorher schon die Fotos von heute übertragen!

Morgen kein Programm auf dem Plan , warten wir einmal ab, ob die Sonne scheint!

( Für die Bilder aus dem Atelier: Dank an J.Cooper dafür, dass wir Fotos machen durften. Ihre Website hier noch einmal: www.jessicacooper.co.uk)

Im Atelier von Jessica Cooper

Im Atelier von Jessica Cooper

 Jessica Cooper demonstriert eine Technik und hat Spaß dabei

Im Atelier von Jessica Cooper

Im Atelier von Jessica Cooper

Meine Bilder von heute

Bluebells für Uschi 2


Wellen ohne Pause: Whitesands Bay

Blick vom Balkon 

Gwenver Cove

Surfer an der Whitesands Bay



Auf unserem Esstisch





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