Dienstag, 31. Juli 2018

Betrachtungen über Montreal und die Provinz Québec

30.07.2018
19. Reisetag

Der Name der Stadt Montreal geht auf den "Berg" Mont Royal  in der Stadt zurück. Grund genug für uns heute einmal dorthin zu fahren
Aber vorher gibt es noch ein kanadisches Frühstück im "Eggspectations" auf der Rue de la Notre Dame. Mit French Toast, Ahornsirup, Bacon, Pommes de Terre  Lyonnaise und Spiegeleiern.

Der Mont Royal ist der Hausberg Montreals und auf ihm steht hoch oben ein Kreutz, drumherum befindet sich auf der einen Seite das Wohnviertel der wohlhabenden Frankokanadier ( Outremont) und auf der anderen das der wohlhabenden Anglokanadier (Westmount ). Dazwischen ist am Fuß des Berges und am Abhang die Universität von Montreal (hier möchte man nicht ein Buch vergessen haben, das ist alles sehr steil...) und ein großes psychiatrisches Krankenhaus (teilweise an anderer Stelle in Neubauten umgezogen), das aussieht wie ein riesiges schottisches Schloss, mit grauen Natursteinwänden, Burgtürmen und Zinnen,.

Mir fällt auf, dass im eher englischen Teil auf den Stoppschildern "Stop" steht, während wir uns inzwischen an "Arret" gewöhnt haben. Überhaupt verwirrt mich das Mischmasch aus den Sprachen im Hotel, im Restaurant und in den Läden. Gerade habe ich mich wieder ins französische zurückgefunden, muss ich jetzt mal so mal so denken. Beim Frühstück fällt mir in keiner Sprache ein, was "Spiegelei auf beiden Seiten gebacken" meint. Wäre doch eigentlich easy (over) gewesen...!

Wir fahren zunächst zum Oratorien Saint Joseph, einer riesigen Wallfahrtskirche - Basilika mit Kuppel-  (Organist ist der von gestern, Vincent Boucher) . Zur Kirche führen 300 Stufen empor, die man als Wallfahrer auf den Knien hochkriegen kann. Wir zahlen 5 CanD und können mit dem Auto auf die Anhöhe fahren und auf der Rückseite der Kirche parken. Es gibt nur den Hintereingang, drumherum gehen geht nicht. Ich gehe einmal vor, um zu sehen, wie das mit dem Eintritt ist und ob es sich lohnt. Nach 100 Metern hole ich Armin dazu. Im (katholisch-)gläubigen Québec ist dies keine Besichtigungskirche ( lohnt architekturmäßig auch nicht) , sondern wirkliche Pilgerstätte. Es gibt Weihwasser , für 1 CanD kann man es in kleine Plastikfläschchen , Größe wie Hotelshampoofläschchen- abfüllen, es gibt eine Cafeteria, die nach Krankenhauskantine riecht, es gibt Fürbittenstellen, Münzdruckmaschinen und eine Rolltreppe zur Kirche. wir sind fehl am Platz und gehen wieder zum Auto. Die Basilika hat als Schutzheiligen Bruder André, der 2010 nach dem posthumen Nachweis zweier Wunderheilungen heilig gesprochen wurde.
https://www.saint-joseph.org/en/

Vom Oratorium aus versuchen wir den Weg zum Chalet im Park mit dem Aussichtspunkt zu finden. Letztlich geben wir auf. Ganz Montreal ist von Tiefbauern unterwandert. Selbst das Navi resigniert ob der vielen gesperrten Straßen.

Armin setzt mich in Downtown Montreal ab. Ich spaziere die Einkaufsstraße Sainte-Catharine entlang und schaffe es sogar am Ende zu Fuß bis zur Altstadt zu laufen. Das öffentliche Verkehrs-Transportsystem ist unübersichtlich  und erschließt sich mir nicht so ganz. Flaggschiff ist der Apple Store. Die Hudson Bay Company präsentiert ihr Kaufhaus mit dem Charme eines Kaufhofs in der Provinz vor 20 Jahren. Es wundert mich nicht so wirklich, dass sie rote Zahlen schreibt.

Im Quartier des Spactacles wird der letzte große Event gerade abgebaut, im Chinaviertel ist es um 16.00 noch ruhig und dann ist es gar nicht mehr weit bis zur Place de l`Armes und ich bin bald wieder im Hotel. 

Beim Abendessen im Restaurant Taverne Gaspar (tavernegaspar.com) , an der Uferstraße gelegen, haben wir ein paar Fragen zur Statistik. Wir stellen fest, dass wir beide nicht erwartet haben, dass die Provinz Québec so riesig ist und so stark französisch geprägt. Amtssprachen in ganz Kanada sind englisch und französisch, in der Provinz Québec ist es ausschließlich französisch. In der Gsspésie haben die meisten Leute schlechter englisch als ich französisch gesprochen. Es ist eine der großen AHA Erlebnisse dieses Urlaubs, dass die französische Kultur über 1200 Kilometer (!) Nord-Süd-Erstreckung absolut dominiert. Nicht 200, 1200 Kilometer. Erst in Montreal reden die Leute tatsächlich beide Sprachen und statistisch sind beide Bevölkerungsgruppen auch bereits ungefähr gleich vertreten. Zudem ist hier auch deutlich zu merken, dass der Tourismus aus den USA eine Rolle spielt. Das war, zumindest nördlich von Québec City überhaupt nicht der Fall. 

Wir haben mal nachgeguckt, wie die Zahlen im zweitgrößten Land der Erde sind:

Gesamteinwohnerzahl
Kanada          36.503.092 
Québec            8.349,793 
Deutschland  82.521.613 

Quadratkilometer Landfläche
Kanada            9.984.670  qkm
Québec            1.542.056  qkm
Deutschland       375.385  qkm

Einwohnerzahl pro qm
Kanada                3,6
Québec                5,6
Deutschland    231,0

Jetzt ist es schon wieder spät geworden, weitere Geschichten und Gedanken daher im nächsten Blog. 
Eine nette Beobachtung Armins aber noch zum Schluss für heute: Gestern im Botanischen Garten saßen wir auf einer Bank nahe den Eiern/Höhlen von Patrick Dougherty. Ein Vater dirigierte lautstark seine Familie in Fotoposen. Er war etwas auf der nervigen Seite. Dann sahen wir ihn eine Viertelstunde später mit Frau und Kindern davon ziehen. Der Vater schob den Doppelbuggy, dessen Sitze hintereinander angeordnet waren. Vorne saß der etwas größere Junge, so etwa 3-4 und hinten der kleinere, so etwa zwischen 1,5 und 2. Der vorne sitzende Junge hielt mit beiden Händen ein kleines Tablet fest, auf dem er sich eine Mickymaussendung ansah!


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Frühstück im "Eggspectations"

Hotel William Gray Zimmer

Hotel William Gray Zimmer Detail


So sind die Kanadier

Straßenszene

Zentrum First Nations

Straßesazene

Terrasse vor dem Oratoire St. Joseph

Ein Teil der Stufen zum Oratorien de St. Joseph
Bruder André auf dem Banner
Eindrucksvolle Häuser auf dem Mont Royal

Eindeutig: Englischsprachiges Westmount-Viertel

Typische Architektur Altstadt

Westmount Haus

Downtown: Quartier des Spectacles

Zeit für eine Pause

an der Place d`Armes

Rue St. Paul Est

Steak Frites in der Taverne Gaspar

...und Crème Brulée mit Ahornsirup (Erable)

Place Jaques Cartier am Abend

Place Jaques Cartier am Abend

Place Jaques Cartier am Abend





Montag, 30. Juli 2018

Vieux Port, Botanischer Garten und eine Organist, der alle Register zieht

Wir haben im Hotel kein Frühstück gebucht und so machen wir uns auf den Weg, um eine Café für`s Frühstücken zu suchen.
Das gestaltet sich nicht ganz so einfach, wie wir dachten, denn es ist Sonntag und da haben viele Cafés zu. Etwa 15 Meter vom Mc Donald´s und 25 von einem Starbucks entdecken wir dann doch noch ein offenes Café, das Paquebot. Es ist m Loftstil mit entkernter Decke im ersten Stock und bestückt mit ziemlich vielen Vinylschallplatten. Der Patron legt eine Platte mit Louis Armstrong und Ella Fitzgerald Duetten, z.B. Dancing Cheek to Cheek.

Dazu gibt es Kaffee und da wir gerade keine Lust auf Süßes haben, warme Frühstückswraps. Gestern noch in der Wildnis, heute urban, mehr geht gar nicht.

Wir spazieren durch das alte Hafenviertel Montreals und fragen an der Kirche Notre Dame nach, ob es Karten gibt für das Orgelrezitativ heute Abend um 19.00 Uhr. Während des Sommers spielt jeden Sonntag Abend ein bekannter Organist auf der großartigen Orgel in der großartigen Kathedrale von Montreal, in der der Papst (Johannes Paul) gepredigt und Zeilen Dion geheiratet hat. Wir werden informiert, dass die Karten abends an der Tür der Kathedrale verkauft werden und dass wir am besten eine halbe Stunde vorher da sein sollten. Schon mal was zum Freuen!

Nach einen kurzen Stop im Hotel fahren wir dann zum Botanischen Garten (http://espacepourlavie.ca/en/botanical-garden), mit rund 750,000 qm der zweitgrößte der Welt. Wir halten uns dort etwa 4 Stunden auf und meine Knien protestieren am Schluss lautstark.

 Es ist ein eine tolle Vielfalt von Themengärten, einem Arboretum und den großen Blöcken China/Japan und First Nations. Nur der Rosengärten ist ein bisschen traurig und bedarf einer Menge TLC/liebevoller Pflege.

Sonntag ist auch in Montreal natürlich Familientag, viele Besucher sind mit Kindern unterwegs und der Garten bietet für sie auch eine Menge an. Dazu gibt es noch ein Konzert und im First Nations Bereich indianische Tänze.

Im Garten sieht man die große Vielfalt der Menschen unterschiedlichster Herkunftsländer, darunter Touristen, aber eben auch ganz viele Montreal. Kanada ist bekannt für seine Einwanderungspolitik, die die Vielfalt fördert und darauf setzt, dass der kulturelle Austausch alle weiter bringt.

Besonders gefallen mir die Arbeiten des Künstlers Patrick Dougherty, der aus kunstvolle geflochtenen Zweigen begehbare Skulpturen geschaffen hat, die auch die Kinder super finden.

Nach dem Garten legen wir im Hotel eine Stunde die Füße hoch und "müssen" dann zur Kirche.

Für heute erst einmal nur die Fakten, morgen ein paar mehr Geschichten. Jedenfalls war das Konzert klasse, wenn ich 5 Euro in das  Phrasenschwein werfe, darf ich vielleicht sagen, dass der Organist alle Register gezogen hat.

Café Paquebot

Café Paquebot

Place d`Armes

Place D`Armes

Hinweis aufs Rezitativ

Heute sind es aber 28 Grad

Da haben wir Pause gemacht

Häusr im Vieux Port Viertel

Neue Yachten im alten Hafen

Hummer - Foodcart

Mary Poppins Mural

100 Jahre alter Bonsai

nur einen Taglilie

Patrick Dougherty





Turm am Olympiazentrum

Teichrosen im Jardin Botanique Montreal

Teichrosen im Jardin Botanique Montreal


Nachtrag; Feuerwerk gestern neben dem Riesenrad


Sonntag, 29. Juli 2018

St. Lorenz-Strom: Rundfahrt endet in Montral

Gestern war der letzte volle Tag in der Natur Kanadas und auch in der netten Cabin -jetzt-mit-Bettwäsche.  Es geht heute weiter nach Montreal. Wir schließen den Kreis um den St. Lorenz Strom, dem wir etwa 950 km in nördliche Richtung gefolgt waren. Richtig wäre es allerdings gewesen, von Quebec aus auf der rechten Seite des Stromes zu fahren. Wir bleiben aber auf der linken Seite, diesmal aber nicht wie zu Beginn der Reise auf der Autobahn, sondern wir fahren auf der Straße 138, diesmal auf der Westseite. Sie folgt dem  Chemin de Roy, der uralten Handelsstraße entlang des Flusses:

1706 beschloss der Große Rat (conseil supérieur) der französischen Kolonie Neufrankreich den Bau einer Straße, welche die Siedlungen am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms miteinander verbinden sollte. Die Bauarbeiten, die 1731 begannen, standen unter der Leitung des Straßenbaumeisters (grand voyer) Eustache Lanouiller de Boisclerc. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1737 war die Straße 280 Kilometer lang und 7,4 Meter breit; sie führte durch 37 Grundherrschaften (seigneuries). Damals war der Chemin du Roy die längste Straße Amerikas nördlich des Rio Grande.
Im Winter war die Straße, die über 24 (später 29) Poststationen verfügte, konkurrenzlos, da auf dem zugefrorenen Sankt-Lorenz-Strom keine Dampfschiffe verkehren konnten. Nach der Eröffnung von Eisenbahnlinien (1854 am Südufer, 1879 am Nordufer) verlor der Chemin du Roy zunehmend an Bedeutung. Heute entspricht sein Verlauf weitgehend jenem der Route 138. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Chemin_du_Roy
Noch einmal sehen wir die vielen bunten Häuser, die übergroßen Dorfkirchen mit den spitzen Türmen und die Farmen mit den Zigarrensilos. Es ist heute Samstag, viele Gruppen sind mit Rennrädern unterwegs, bereit für die nächste Tour de France. Ausserdem gibt es jede Menge Dorffeste, Trödelmarktstände vor Haustüren (Garage Sale/ Vente de Garage), kleine Schlangen vor den vielen Obstständen in jedem Dorf und sehr viele Männer mit Strohhüten auf ihren fahrbaren Rasenmähern.

Auf unserer Fahrt kommen wir wieder durch Trios-Rivière, wo die Hauptstraße wegen einer Veranstaltung gesperrt ist. Wir sehen Leute, die gekleidet sind, als würde hier eine Anti-AKW Veranstaltung stattfinden, mit Gasmasken und komischen Anzügen. Aber dann tauchen Darth Vader und sonst wie nach Startrek aussehende Leute auf. Einige sind wie grüne Elfen mit Mr. Spock Ohren gekleidet. Ich habe keine Ahnung, wo die drin vorkommen. Kann jemand helfen?

Ab Berthierville, etwa 75 km vor Montreal wechseln wir dann auf die Autobahn 40 und geben auch die Adresse in das Navi ein. In der Altstadt von Montréal werden die Straßen  heftig saniert und wir kommen nur auf Umwegen zum Hotel, dass von einer der vielen Baustellen umzingelt ist.

Ich mache einen kleinen Erkundungsgang 6 Blocks in die eine und 3 in die andere Richtung. Es ist etwa 17.30 Uhr und heftig was los. Junggesellenabschiede, Mengen von Touristen, Brautpaare (eines lässt sich vor dem säulenbewehrten Portal des Court d`Appellation de Québec fotografieren, ein anderes steht mit Freunden in blauen Anzügen und Braut im weißen Kleid vor einer Eckkneipe mit Gläsern in der Hand.  Eine Gruppe gutgezieltere Männer steigt in eine Limo mit weißer Schleife. Die Leute stehen Schlange vor den vielen Restaurants oder sitzen auf Bänken und Mäuerchen. Auch hier wieder viel Livemusik. Es ist eine Mischung aus Königswinter, Ballermann, Flanieren in der Stadt , Summer in the City und irgendwie Samstagabend für alle. Viele Leute müssen bei der lokalen Holi-Veranstaltung gewesen sein, denn sie sind alle farbig gepudert. Um 22.00 Uhr wird ein Feuerwerk stattfinden. Das gehört offenbar zu einer Montréal-Besonderheit. Jedes Jahr im Juli/September gibt es ein Feuerwerk-Festival mit Darbietungen immer mittwochs und samstags. Jedes steht unter einem anderen Motto. Heute ist es Amerika. ich werde berichten.

Mein abendlicher Freund, Mr. Fox

Folgt gerade meinem Auto

Immer wieder Spiegelungen

Dieses Warnschild steht etwa 5 km HINTER der Stelle, wo der Fuchs immer ist.

Wundersame Spinnweben am Morgen

???

Cabin Schlafteil, Fatboys wieder festgezurrt.

Cabin Kochzeile

Blick auf die Veranda mit Mückengittern

Fensterausblick

Typische Häuser am Weg



Montreal

Montreal

Montreal

Lord Nelson

Montreal

Montreal

Kreuzfahrtschiff

Nebenstraße