Montag, 4. Mai 2015

Cornwall Coast Path - zur Nordküste bei St. Agnes

Sechs Uhr aufgewacht und mal aus dem Fenster geguckt: Sonnenaufgang, keine Wolken. Also schnell ein Foto gemacht und wieder weitergeschlafen. Vielleicht sollte ich abends die Kamera auf das Stativ montieren, dann wird es einmal ein scharf fotografierter Sonnenaufgang...!

Nach einem Frühstück mit einem Omelette mit Blattspinat (warum gibt es in Deutschland so selten den zarten Babyspinat?) haben wir uns, den Wetterbericht vor Augen, aufgemacht zu einer Wanderung auf dem Küstenpfad. Mir war gestern zufällig auf einer Cornwallkarte (Free Copy) mit Werbung ein Bild aufgefallen mit der Bucht Chapel Porth nahe St. Agnes. Da waren wir noch nie. Mit der Nordküste ist das so eine Sache. Immer wieder sind zwischen den schönen Orten solche mit Pebbledash und Amusement Arcades. St. Agnes gehört nicht dazu und ist eigentlich ganz nett, wenn auch nicht in einer Chocolat box - Art und Weise. Wir biegen aber nach links ab in Richtung Bucht Chapel Porth, National Trust Parkgebühr GBP 4,00; members free, na also! Die Parkwächter sind zwischen 20 und 30 und haben Rastalocken. Surfer, die sich ein bisschen Geld nebenbei verdienen. An der NT Holzhütte ( "Start your membership today" hängt ein Wet Suit (Neoprenanzug).

Im Wanderführer zum Cornish Coast Path heißt es zum Stück zwischen St. Agnes und Porthtowan:"The wlking is relatively easy and you should be able to crack on and make light of a few ups and downs, the most severe of which is down to Chapel Porth." Da parken wir und daher steht der steilste Anstieg am Anfang der Tour. Noch scheint die Sonne und das Meer ist türkis. Chapel Porth ist bekannt für seine hohen Wellen und die ersten Surfer legen ich bereits los. Kinder kreischen in der Brandung, Wanderer machen sich zu beiden Seiten der Bucht bergauf auf den Weg.

Nach einem knappen Kilometer kommen wir zu einer ehemaligen Zinnmine. Gemessen an der Strecke in Laufrichtung Land´s End (die wir gerade nicht gehen) ist dies die erste der vielen Minen direkt am Küstenpfad. Es handelt sich um die Wheal Coates und Towan Roath Minen, die verlassenen Maschinenhäuser mit ihren Schornsteinen ein so typischer Anblick für Cornwall mit seiner Erzgewinnungshistorie. Immer wieder kommt man am Eingang zu Schächten vorbei, abgesichert und heute von der gefährdeten Hufeisenfledermaus bewohnt. Man kann nicht erkennen, wie tief es runtergeht. An einer Stelle sieht man, etwa 4 Meter breit, eine Riesenspur altes Abraumgeröll zum Meer herunterliegen.

Die Blicke gehen nach Westen bis St. Ives und nach Osten bis Perranporth. Ersteren Ort muss man sich merken, letzteren kann man vergessen.

Die hohen Wellen überschlagen sich und an der Kante geht eine Gischtfahne nach hinten weg. Surfer, von hier oben klein wie Fliegen, versuchen die Wellen zu reiten. Windsurfers do it standing up.

Inzwischen hat es sich ein bisschen bewölkt und die Sonne kommt allenfalls noch milchig durch. Das Meer nimmt die Farbe von hellem Blei an. Erst, als die Wolken etwas lückenhafter werden, sieht man wieder türkis. Scheint nicht die Sonne, leuchtet der Stechginster mit Farbwucht an gegen das Grau, Braun, Schwarz und Grün von Meer, Klippen und Heidelandschaft auf der Kante. Unzählige Farbflecken gibt es auch von der rosafarbenen Grasnelke. Außerdem gibt es die auch in Blau, neben Veilchen und Primeln.

Um die Ecke von Trevaunance Cove kehren wir um und gehen weitestgehend den selben Weg zum Auto zurück, alles in allem etwa 6 Meilen.

Vor den Klippen segeln ein paar Basstölpel im Wind und stürzen sich von Zeit zu Zeit senkrecht kopfüber ins Wasser wie ein Torpedo.

Neben mir taucht plötzlich ein Turmfalke auf ( wissen die alle eigentlich, dass ich eine Vogelphobie habe???, andererseits bin ich auch ein geheimer Birdwatcher, also alles gut).
http://de.wikipedia.org/wiki/Turmfalke

Leider ist der Turmfalke schneller weg, als ich meine Kappe vom Objektiv entfernen kann, aber das war ein eindrucksvoller Anblick.Da ich gegenüber seiner Flugbahn leicht erhöht stand, konnte ich wunderbar den rotbraunen Rücken erkennen. Englischer Name ist kestrel, die RSPB (Royal Society for the Protection of Birds weiss, dass es immerhin 46.000 brütende Paare im UK gibt: https://www.rspb.org.uk/discoverandenjoynature/discoverandlearn/birdguide/name/k/kestrel/)

Also war meine Beobachtung jetzt leider nicht so sensationell.

Irgendwo auf den Klippen haben wir Wasser getrunken und Flapjacks (so ein Zwischending von Kuchen und Müsliriegel, süß und aus Haferflocken) gegessen und jetzt sind wir (Frühstück war mit Tee) gefährlich und ernsthaft unterkaffeiniert.

Leider hat St. Agnes, zumindest auf den ersten Durchfahrblick, kein Café und Perranporth ist Cornwall Central des Greasy Spoons und so beschließen wir, zu unserer Cafétière in unserer Wohnung zurückzukehren.

Wie vorhergesagt, fängt es auf der Rückfahrt an zu regnen, also alles richtig gemacht.
Nach dem ich mit zwei Bechern Kaffee meinen Krimi zu Ende gelesen habe, mache ich mich auf den Weg zur High Street, um bei Marks & Spencer noch ein paar Lebensmittel einzukaufen und bleibe im WH Smith hängen und kaufe eine Buchkassette von Collins mit drei Bildbänden über die Welt, ganz toll und runtergesetzt auf GBP 2,00. Ein richtiges Schnäppchen. Außerdem kaufe ich heruntergesetzte Stifte und einen Malblock und ein neues Scrabble (bei unserem alten sind die Buchstaben so verblasst, dass man dauernd die Buchstaben verwechselt, zum Beispiel das T und das I) und eine Handschuhfachkarte für das Westcountry.

Alles eine gute Idee, aber als dann noch zwei Einkaufstüten dazukommen, verfluche ich den Hügel, den ich hoch muss und dann noch die drei Etagen.

Dafür kann ich mir jetzt Marks & Spenders Black Olive Crackers nehmen, mit Parmesanschnitzen und einem Glas Sparkling Rosé Traubensaft oder sogar einen Bio-Öko-Fairtrade Rotwein aus Südafrika und dabei mir im Bildband mit dem Teiltitel Fragile Earth anschauen, wie eine Landschaft vor und nach einem Vulkanausbruch aussieht. Und natürlich Armin im Scrabble besiegen. Und meine neuen Stifte ausprobieren.

Wohnzimmer mit Aussicht auf die Bucht von Falmouth

6.00 Uhr morgens

Chapel Porth Strand

Chapel Porth

Chapel Port und der Cornish Coast Path

Blick Richtung Westen und St. Ives

Heike auf dem Küstenpfad

Armin traut sich an die Abbruchkante

Stechginster - Gorse

Typische cornische Steinmauer

Wheal Coates Engine House




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