Samstag, 16. Mai 2015

Kurz mal aus Leeds Castle berichtet

Nein, Armin hat nicht das Castle gekauft,leider, sondern das Castle hat Zimmer zu vermieten und eines davon haben wir gerade!

Heute sind wir leider aus Cornwall abgefahren, durch Devon, Somerset, Hampshire, Surrey bis Kent! In Somerset waren wir noch in Barrington Court und dann ging es weiter bis Leeds Castle. B&B Gäste dürfen den Garten nach der Öffnungszeit nutzen. Im Castle wird gerade eine Hochzeit gefeiert und im Pub gab es keine Rotweingläser mehr! Der ausführliche Bericht folgt morgen oder übermorgen!

Surfing Cornwall und warum ein Breakwater breakwater heißt...

Aus gegebenem Anlass: Erst einmal muss  ich noch etwas zum Blog von gestern schreiben: Natürlich weiß ich, dass sich Marie Curie mit ie und einem r schreibt! Aber die Texterkennung macht immer andere Wörter und dann fällt das beim Korrekturlesen nicht immer auf. Aus Pennten wird zum Beispiel immer Pennten oder Pendel. Hah! Der Ort Pendeen ist gemeint. Ich traue mich aber nicht, die Fehler nach dem Veröffentlichen zu korrigieren, sonst beschwert sich Helga, dass sie die Posts mehrfach bekommt. Also bitte beim Lesen immer sinnwahrend mitdenken!

Nach dem Aufwachen zeigt der Blick zum Morgenhimmel heute helle, aber hohe Bewölkung, gleich kommt wahrscheinlich die Sonne heraus, wir beschließen an den Strand zu gehen.

Ich habe heute eine Textnachricht von Bruny aus Canon Beach, Oregon bekommen und als ich meinen seit unserer USA Reise nach Oregon noch verpackten (damals gegen alle Schwierigkeiten von mir aus den USA importiert!) auf dem Strand aus der Hülle ziehe, ist er noch voller Sand von Canon Beach!

Es hält mich aber nicht lange auf meinem bequemen roten Faltstuhl (Armin sitzt auf einem Stein, da er prinzipiell 2010 gegen das Mitzurücknehmen der Faltstühle war;)), denn ich muss den Strand lang laufen, mit der aufkommenden Flut kommen die Surfer und die hohen Wellen und außerdem ändert sich das Licht alle zwei Minuten und damit die Farben des Meeres.

Die Whitesands Bay/Sennen ist ein Strand der Kategorie 6 und damit eher einfach bis mittelschwer.
Ich finde die Wellen eindrucksvoll genug.

You can´t stop the waves, but you can learn to surf" ist sowieso ein ganz gutes Lebensmotto.
(Mehr Surfersprüche folgen am Ende).

Außer Surfern und Armin und mir sind natürlich noch ein paar andere Leute am Strand, aber weitgehend ist er leer. Es gibt ein paar Familien, ein paar Wanderer , keine Busladungen deutscher Touristen wie gestern in St. Ives, einen Jogger, der bei einer Pause Luftboxen macht, einen Mann mit einem Metallsensor auf der Suche nach Münzen oder Armreifen, gelangweilte RNLI Surfaufsicht und das ist es auch schon. Vorsaison eben! Im Sommer ist der Parkplatz voll und der Ersatzparkplatz ist oben auf dem Berg, da fällt der Rückweg ganz schön schwer.

Auf dem unteren Parkplatz ist, wie eigentlich immer in GB , eine öffentliche Toilette. Darauf ein großes Schild TOILET, wie ich beim Näherkommen sehe, heisst es aber nur TO LET, also "zu vermieten" ?! Auf einem kleineren Schild steht, dass Interessenten ab dem 29. Mai Angebote abgeben können. Es gebe eine Genehmigung für eine gewisse Umgestaltung, aber eine öffentlich zugängliche Toilette sei weiterhin zu gewährleisten. Sollte also jemand diesen Blog lesen und eine kreative Idee zur Umgestaltung haben, viel Glück beim Bewerben! (s.a. untenstehendes Foto)

Nach 2,3 Stunden am Strand gehen wir im Haus Reste essen und dann muss ich noch unbedingt runter zum kleinen Hafen und fotografieren, wie die wellen über das Breakwater schlagen. Das Wasser ist dabei cornisch-türkisblau und alles schäumt und braust und wenn eine Welle über die Mauer klatscht , macht es einen Riesenlärm. Gefühlte (und vermutlich auch tatsächliche)  200 Fotos später hoffe ich, dass ein gutes dabei ist. Eigentlich ist der Wind nicht besonders stark und das Meer hat auch keine Schaumkronen, aber Windrichtung und  Flut führen dazu, dass die Dünung extrem ist. Wenn eine Welle Richtung Land und eine vom Breakwater zurückgeworfene Welle sich kreuzen, türmen sie sich zu doppelter Höhe auf!
Die Cove wird vor dem Westwind vom Pedn-men-du-cliff Geschütze und ist Ende des 19. Jahrhunderts zur Zeit der Heringsschwärme sehr beschäftigt gewesen, die Männer waren mit dem  Fischfang und die Frauen mit dem Verarbeiten und Verpacken beschäftigt.
Heute gibt es nur noch ein paar kleinere Fischerboote.

Danach fahren dann noch einmal schnell nach Penzance, letzte Einkäufe erledigen (also ich).
Auf dem Weg zurück nach Sennen halten wir noch in Polgoon, einer der beiden Winzereien in Cornwall. 2014 war ein gutes Weinjahr in Cornwall!
https://www.polgoon.com/about-polgoon-cider-orchard-and-vineyard

Eigentlich wollte ich noch etwas von Jack Penhale, dem Bergmann erzählen, dessen kleines Buch ich nun ausgelesen habe. Leider hat Armin das Buch schon weggepackt, aber eine Geschichte muss ich noch erzählen: Der große Wunsch von ihm war, endlich ein "Hard Rock Man" zu werden, also der, der das Erz mit Hammer und Bohrer aus dem Fels haut und vor allem, der mit Dynamit arbeiten darf. Die Dynamitstangen und die Kerzen sind keine gesunde Kombination, aber viel gefährlicher war noch, dass die Zündhütchen und die Zündschnur mit einander durch Andrücken des Metalls verbunden wurden. Das machten die Bergleute nicht mit einer Zange, sondern den Zähnen, sehr gefährlich, aber Ehrensache oder zumindest Gewohnheit. Man steckte z.B. 5 Stangen Dynamit in ein Bohrloch. Diese hatten alle unterschiedlich lange Zündschnüre, damit man wegen des zeitversetzten Knalls nachvollziehen konnte, ob alle Stangen explodiert waren oder ob ein Blindgänger dabei war.

Das letzte Kapitel des Buchs beschreibt das große Unglück, bei dem 31 Bergleute starben, als  die Man-Engine (also der merkwürdige Leiter-Aufzug) kaputt gegangen war. Ich habe die Man Engine einmal gegoogelt. Die Erfindung stammt aus Niedersachsen und diese Transportmethode war offenbar sehr verbreitet. Auf der Wikipedia Seite ist ein kleiner Trickfilm, der zeigt, wie das funktioniert, erklären lässt sich das nicht, zumindest, wen man kein Ingenieur ist. (siehe nachfolgenden Link)

Levant mine accidentEdit

In the afternoon of 20 October 1919 an accident occurred on the man engine at the Levant MineSt Just, Cornwall. More than 100 miners were on the engine being drawn to the surface when a metal bracket at the top of the rod broke. The heavy timbers crashed down the shaft, carrying the side platforms with them, and 31 men died. The man engine was not replaced and the lowest levels of the mine were abandoned."Quelle: http://en.m.wikipedia.org/wiki/Man_engine
So, das war es erst einmal aus Cornwall. Mehr ist heute nicht passiert!

Morgen geht es auf den Rückweg und wir werden noch eine Zwischenübernachtung in Leeds Castle machen. Dazu schreibe ich natürlich noch etwas.
Danke soweit für´s Mitlesen des Blogs!!!

 Hier die versprochenen Surfsprüche:
"Sometimes in the morning, when it's a good surf, I go out there, and I don't feel like it's a bad world."
Kary Mullis
"I love surfing more than cricket. It's more interesting and you meet great people."
Hansie Cronje"One drop in is an accident, two is rude, three is a twatable offense."
Roger Sharp
"I took off on a wave, went down the side, popped out the other end, and went, shit, I'm still alive!"
Greg Noll
"It's like the mafia. Once you're in - your in. There's no getting out."
Kelly Slater



Der Stuhl und der Dickkopf auf dem Stein

Möchte jemand ´mal was ganz Neues anfangen?

Surfing Whitesands Bay 
Surfing Whitesands Bay 

Surfing Whitesands Bay 

Heike in der Sennen Cove

Überschlagendes Wasser am Breakwater

Türkise Wellen

Links ist Westen!

Überlauf 1

Überlauf 2

Überschlag 2

Freitag, 15. Mai 2015

Levant:Die Mine unter der See, ein Gastropub, St. Ives und Wellen in der Sennen Cove

Heute morgen scheint die Sonne nach Regen in der Nacht und man kann sich wieder einmal nicht sattsehen an dem Wellentheater vor dem Fenster. Wir machen uns auf den Weg Richtung Nordwesten und wissen noch gar nicht so genau, wohin eigentlich. Ich würde an Cape Cornwall oder bei Zennor gerne etwas wandern, Armin, der zweimal an Cape Cornwall Golf gespielt hat und außerdem nicht sehr wanderlustig ist, fährt weiter. Wir fahren am Minenort Botallack vorbei und kommen so zum Abzweig zur Levant Mine vor dem Ort Pendeen. Spontan biegen wir ab und es war eine richtig gute Entscheidung. Die Mine (NT) liegt direkt am Meer, tolle Ausblicke in alle Richtungen. In Cornwall wurde schon vor 5.000 Jahren Kupfer und Zinn abgebaut, es bestand reger Handel, z.B. mit den Griechen, Phöniziern und Persern. Ohne das  Erz aus Cornwall wäre die Bronzezeit nur schwer machbar gewesen...!

Höchste Zeit also, dass wir einmal etwas über die Minen lernen.

Um 12.15 ist ein Talk mit Vorführung der Dampfmaschine. Ein älterer Mann erzählt, eigentlich kann er nicht mehr in der Mine gearbeitet haben, sein Vater aber vielleicht schon.

Nach den Erzählungen haben die Gärten der Familie Bolitho ( wir haben heute auch gelernt, dass man das Boleitho ausspricht) etwas an Strahlkraft verloren. Edward Bolitho finanziert eine botanische Expedition in der Himalaya letztlich vom Gewinn der Minen. Die Bolitho Familie besaß nicht nur Minen, sondern auch die Anlagen zum Weitertransport der Erze und zu deren Verarbeitung. Das Leben in den Minen war Proletarierschicksal, wie es härter nicht sein könnte.

Aber Minenarbeiter zu werden, war nicht nur das Schicksal der Jungen in den Dörfern, sondern auch deren BerufsWUNSCH. In den Erinnerungen von Jack Penhale heißt es dazu wörtlich: "Here, in the hamlet (sc. kleines DorfAnsiedlung)  that nests on the clifftop overlooking the broad Atlantic, the boys have one ambition: to go to work in one of the mines whose stacks and buildings scar the horizon for miles around, belching forth columns of black smoke, as the engines inside hiss and whirr, hoisting the ore (sc. Erz) and pumping the water from the narrow shafts".

Viele Minenarbeiter aus Cornwall sind übrigens, der besseren Bezahlung wegen, nach Südafrika ausgewandert und haben mit ihren Fachkenntnissen beigetragen, die dortigen Goldminen anzulegen. Viele Arbeiter sind dort aber aufgrund des Quartzstaubs mit 30-40 Jahren früh gestorben.

Der Schreiber des kleines Buches, aus dem ich berichte,  Jack Penhale, wurde so, nach der Rückkehr seines Vaters aus Südafrika, im Jahr 1917 bereits mit jungen Jahren Halbwaise. Viele Jugendliche werden 1917 in den Krieg eingezogen, Jack ist aber erst 14. Nach der Schule fängt er zunächst über Tage an, er ist in der "Dressing plant" beschäftigt, dort, wo das erzhaltige Gestein zerquetscht und gemahlen wird. Er verdient einen Schilling und einen Penny am Tag und brennt darauf, endlich unter Tage zu dürfen. An einem der nächsten Montage hat er die Genehmigung des Captains. Seine Mutter packt ihm den Lunch in einen Leinenbeutel (Cornish Pasty) und das Wichtigste: Einen wasserdichten Zylinder mit Streichhölzer zum Anzünden der Kerzen, der einzigen Lichtquelle unter Tage. 36 Kerzen stellt  die Unternehmensleitung pro Woche , das reicht nicht für die 12-Stunden Schichten, sind die Kerzen verbraucht, müssen neue Kerzen vom Lohn dazu gekauft werden. Schafft man es aber doch, kann man die übrig gebliebenen Kerzen versuchen, an einen Ladenbesitzer zu verkaufen.

Die Schächte gehen bis 600 Meter unter die Erde und bis zu 1,6 Kilometer unter das Meer. Gefährlich ist auch, dass die Schächte verschiedener Minen wie Finger ineinandergreifen. Versehentlich falsch gebohrt und gehämmert und Wasser kann aus einem anderen Schacht einströmen.
In Levant ist man zwar nicht besonders großzügig, aber wenigstens beginnt die 12-Stunden Schicht und damit die Bezahlung bereits mit dem Einfahren in den Schacht. In anderen Minen beginnt die "Stechuhr" erst , wenn der Bergmann an seinem Arbeitsplatz angekommen ist. Das kann dauern, wenn man eine Meile entfernt arbeitet und ein paar Hundert Meter in der Tiefe dazu.

In die Tiefe geht es nicht etwa in einem "Käfig", vielmehr geht eine Art senkrechter Balken , sich bewegend in die Tiefe, an dem Balken sind kleine Stufen und Halter zum Festhalten, jeweils im Abstand von 12 Fuß. Ebenfalls im Abstand von 12 Fuß sind an den Schachteingängen korrespondierende Plattformen, auf die die Männer aufspringen müssen. Wenn der nächste Balken kommt, müssen sie wieder aufspringen, das Ganze bei Kerzenlicht. Eine Art Pater Noster ohne Kabine und mit 133 Stufen.

Es gibt in der Mine Lorenponies. Nach 4 Monaten sind die Tiere erschöpft und werden ausgewechselt. Zweimal müssen sie unter Tage, dann werden sie verkauft, nicht unbedingt für den Kochtopf, auch Bauern aus der Umgebung kauften die Ponies. Wir kamen aber die Ponies in die Tiefe: Das Gitter, auf dem die riesigen eimerähnlichen Eisenbehälter für die abgebauten Erze nach unten geschafft wurden, wurde mit einem Blech belegt und die Ponies dann in den kleinen Käfig gezwängt und nach unten transportiert. Beim zweiten Mal, so wird uns erzählt, sträubten sich die Ponies sehr, da sie jetzt ja wussten, was sie erwartete.

6 Tage in der Woche musste 12 Stunden  in der Mine gearbeitet werden ( Frauen und Kinder über Tage und nur 10 Stunden) , sonntags war frei. Viele der Minenarbeiter waren besonders stramme Methodisten und mussten an ihrem freien Tag auch noch drei Mal in die Kirche. Da blieb kaum Zeit, sich eine Rute zu nehmen und ein bisschen angeln zu gehen. Gab es Heringe , war für volle Töpfe , durch Haltbarmachung auch im Winter, gesorgt.

In nur 20 Jahren hatten die Eigentümer 180.000 Pfund Sterling verdient.

Wir werden uns jedenfalls jetzt die Neuverfilmung von "Poldark Mine" kaufen. Das war schon sehr interessant.

Auch die Dampfmaschine wurde angeworfen. Nicht, dass ich das richtig verstehen würde. Zu viele Stangen. Das kriegen wir später..., bekanntlich!

Außerdem erzählte der Vortragende, dass im Gestein viel Uran ist. Marie Curie hat das "Pitchblende" genannte Material in Mengen aus der Trenwith Mine bei St. Ives bezogen, um den Nachweis der Radioaktivität zu erbringen.
Der Vortragende rät uns, keine schweren glänzenden schwarzen Steine mit nach Hause zu nehmen....!

"Trenwith Mine, above St Ives, produced 694 tons of pitchblende and other ores over the period 1911 to 1917. Recovery of the ore was mainly from the dumps, where it had been discarded as worthless because it had originally been confused with black copper ore. Radium, discovered by Marie Curie, was first isolated by her from pitchblende from Trenwith Mine. The dumps were a plentiful source of stone for local streets and houses. Now they provide hard core for the large car park that occupies the mine site (above). One recent visitor was quite alarmed when he found several rocks used in the car park walls to be radioactive, claiming that the whole area should be cleared.http://www.aztecresearch.net/trenwith.htm

Er erzählt auch, dass es hier überall Granit gibt, im Boden und in den Hauswänden, darin findet sich überall eine Minimalstrahlung.

Von der Mine aus fahren wir weiter Richtung St. Ives . Auf der Höhe der Landzunge von Gurnards Head  liegt der Gasthof  Gurnards Head: http://www.gurnardshead.co.uk, ein klassischer Gastropub with Rooms und sehr gutem Essen. Wir bestellen das dreigängige Lunchmenu (GBP 19,00) und sind begeistert. Außerdem ist die Atmosphäre super. Definitiv ein Ort zum Weiterempfehlen!
http://www.gurnardshead.co.uk

Weiter geht es nach St. Ives mit dem perfektem Blick auf die Stadt und leerer Batterie in der Kamera. Schnell noch in der Tate ein Geschirrtuch kaufen, dass "meine" Malerin für die Tate entworfen hat.

Zurück in Sennen strahlt die Sonne noch vom Himmel und die wellen klatschen über das Felsenband, also Gummistiefel an und raus! Man kann sich einfach nicht losreissen vom Blick! Er ist einfach grandios!

Frühstück

Levant Mine mit Möwe und Bluebells (Uschi 3)

Engine House, Levant Mine

Steilküste

Ein Abhang voller Grasnelken

Im Museum der Levant Mine

Die Bergwerks"uhr" mit der Tiefe nach Fathoms (Faden)

Steilküste II

Mein Nachtisch mit Marmelade-Eis

Gurnard´s Head Inn

Küstenstraße  bei Zennor

Fensterladen in der Sennen Cove

Heranrollende Wellen, Sennen Cove

Breakwater Monochrom-Modus, Sennen Cove







Donnerstag, 14. Mai 2015

Noch mehr Kamelien, der Kopf eines Türken und das Lebensrettungsboot

Ausschlafen Brot kaufen, English Breakfast, Badewanne und dann doch irgendwann losfahren. Heute geht es in (noch) einen Garten, diesmal Trengwainton, ebenfalls bei Penzance. Es ist noch ein bisschen grau und windig, daher macht es mehr Sinn, durch einen geschützten Garten zu gehen, als  über den Küstenpfad.

Der Garten wird zumindest vom National Trust gemanaged, möglicherweise steht er auch in dessen  Eigentum, jedenfalls ist das Herrenhaus aber noch in Privatbesitz. Es taucht dabei der schon von Trewidden bekannte Name Bolitho auf. Die Familie erwarb den Besitz 1857, aber erst als Edward Bolitho ihn 1925 erbte, liess er den Garten anlegen. Der Gärtner war Rose Price, Sohn eines wohlhabenden Zuckerrohrplantagenbesitzers in der Karibik. Price pflanzte als Erstes eine lange Reihe  Eichen und Buchen auf beiden Seiten des Baches, westlich vom Haus , um so Haus und Garten vor den Winden des Atlantik zu schützen. Der Graten türmt Kamelien , Rhododendren, Azaleen und Magnolien neben und übereinander. Der riesige Walled Garden (er soll die Größe der Arche Noah haben) ist in viele Abschnitte unterteilt und von einer Ziegelmauer umgeben, die die Wärme besser speichert, als der lokale Granit. Viele der Pflanzen stammen aus einer Expedition in den Himalaya im Jahr 1927, die Edward Bolitho mitfinanziert hatte. Ein Magnolie aus der Szechuan Provinz in China hat Blüten, die haben einen Durchmesser von 30 cm. Toller Garten!

Von dort aus fahren wir nach Penzance. Penzance ist viel rauer als Falmouth, es ist ärmer und die Region karger, die traditionellen Einkommensquellen waren hier immer Fischfang und Erz-Minenbergbau. Man erkennt an einigen Stellen, dass Penzance, wo die Immobilienpreise  heute auch noch günstiger sind als anderswo, gentrifiziert werden wird. Im Augenblick sieht man zwar schon Maler auf dem Gerüst, um die wunderbaren georgianischen Häuser zu renovieren, aber es dominieren noch einfache Läden und -letztlich auch- einfache Leute. Auf der Main Street Dominien kleine Läden, Haushaltwaren, Charity Shops, Tea Room, Schreibwaren, Galerie, Trödel, Friseur, Bäcker, Metzger, Gemüsemann, Pub, Bank, Krimskrams und Dekoläden.

Nirgendwo kann man besser den Leute zuschauen, als im Delikatessenladen "The Cornish Hen" am kleinen Market Square. Hier gibt es guten Kaffee, Sandwiches (BLT mit Pancetta statt traditionellem Bacon)  , italienische Käsespezialitäten und Kuchen. Wir ergattern gerade noch zwei Barhockerplätze am Fenster mit Blick auf den Marktplatz. Wir sehen genau 3 schick angezogene Frauen, der Rest hat im wesentlichen graue, beige oder hellblaue Anoraks an. Oder lila Fliessjacken. Eine ältere Frau trägt 1960er Look mit Kopftuch, unter dem Kinn gebunden. Eine Frau mit schwarzer Schlabberhose trägt eine Staffelei vorbei. Zwei alte Frauen treffen sich vor der Lloyds Bank und schwatzen, sie sind beide höchstens 1,50 m groß. neben und sitzt ein Mann mit einem Broschur-Buch über Faust. Er liest gerade ein Kapitel über Goethe in Weimar. Sieht eher englisch aus, Deutschlehrer?

Über die alte Chapel Street mit ein paar netten Läden (Galerien und Antiquariate) und dem "Turk´s Head"-Pub, gehen wir im Bogen zurück zum Parkplatz.

Der Turk´s Head ist einer der ältesten Pubs in Cornwall und der älteste in Penzance. Schon vor 750 Jahren haben hier die Schmuggler ihr Bier getrunken. Ein unterirdischer Tunnel führte vom Hafen hierher, auf diesem Weg konnte die Beute heimlich transportiert werden.

Interessant sind auch Fassade und Geschichte des "Egyptian House" auf der Chapel Street. Erbauen ließ es ein Mineraloge aus Penzance im Jahr 1835. Heute gehört das Haus dem Landmark Trust, zwei Etagen können als Ferienwohnung gemietet werden. Zur Historie habe ich am Ende des Blogs einen Abschnitt eingefügt.

Von Penzance aus fahren wir nach Norden nach Hayle, um dort zu Godrevy Point zu gehen. In der Bucht sind immer sehr viele Seehunde. Auf dem Weg kommen wir an einer Minimall mit Marks & Spencer und einem Next Laden vorbei und bleiben dort erst einmal hängen. Wer Wäsche kauft, muss weniger Wäsche waschen;)! Danach gegen Drei ist die Sonne draussen und es ist richtig warm. Also ist nix mit den Seehunden, wir fahren zurück, schließlich haben wir ein Ferienhaus dort, wo andere Urlaub machen. Da muss man nicht noch weiter fahren!

Ich setze mich mit einem Skizzenblock auf ein Hafenmäuerchen in die Sonne und lerne Boote zeichnen. Plötzlich Aufregung, das RNLI -Seenotrettungsboot macht eine Übung. Es ist immer wieder ein toller Blick, wenn das Boot die Rampe hinuntergleitet und ins Wasser klatscht.
Als das Boot knapp 2 Stunden später zurückkommt, stellen wir den Herd aus und gehen noch einmal um die Ecke zum kleinen Hafen. Aber das blöde Boot parkt doch erst einmal 2 Km von der Station entfernt. Wir warten 15 Minuten und gehen dann zum Herd zurück. "Could be another 20 minutes or so", hatte ein Nachbar weise gesagt und ist auch nach Hause gegangen. Rechts hatte er. Wir haben den Teller schon halbwegs leer gegessen, als das Boot endlich kommt. Selbst schuld mit der Bummelei, müssen die jetzt eben ohne Armin als Harbourmaster auskommen.
Das Lifeboat fährt die Rampe herunter 
"Located 50 or so metres from the top of Chapel Street is the Egyptian House (Nos 6-7). It's perhaps one of Cornwall's most flamboyant examples of architecture with it's ornate facade of lotus columns and stylized cornices. Set in amongst the Egyptian styling and spynx like adornments is the royal coat of arms of George III/William IV maybe just to remind us we are still firmly in the British Empire.The building dates back to 1835 and it is thought that the architect was a John Foulston from Plymouth who is credited for the design of the similar Classical and Mathematical School in Devonport, Devon. It has been said that the facade was an exact copy of a museum in Picadilly, London built in 1812 which was inspired by the Temple of Hat-hor at Dendra in Egypt. This is not strictly true although it is likely the museum served as the main source of inspiration.The original owner of the Egyptian house was John Lavin, a mineralologist from Penzance. He lived here for some time and housed his extensive mineral collection in the shop downstairs. This collection was eventually sold by Lavin's son and was later donated to the Oxford University Museum.The building had fallen into some disrepair by the end of the 1960s but was restored to it's original splendour in 1973 after several years work. " http://www.cornwalls.co.uk/Penzance/egyptian_house.htm
Sonnenuntergang gestern

Azaleen, Trenwainton Garden
Komplementärfarben

Was war zuerst da?

Ausschnitt Walled Garden, Trengwainton
Noch mehr Azaleen
A gardener´s work is never done

Hauptstraße (Fußgängerzone)von Penzance

The Cornish Hen: Deli am Marktplatz von Penzance

Schild des Pubs "The Turk´s Head"

Fassade des "Egyptian House"

Blick von meinem sonnigen Platz am Hafen




Mittwoch, 13. Mai 2015

Im Atelier von Jessica Cooper, meine Lilien, Birnen und ein Stilleben aus Acryl, Sonne pur in der Sennen Cove und am Whitesands Strand

Strahlende Sonne nach Regen in der Nacht und ein frischgewaschener blauer Himmel. In unserer Küche hängt ein Bild mit Sprüchen, einer davon heißt :"Choose with no regret", also bedauere ich einfach ´mal nicht, dass ich heute drinnen malen "muss". So gut wie alle Kurse der Newlyn School of Arts finden draußen statt, aber  bei "Die Essenz der Form" am Beispiel Stilleben geht das natürlich nicht. Und ha! Um die Mittagszeit zieht ein Wolkenband durch und pünktlich um vier strahlt schon wieder die Sonne. Außerdem hatte ich einen großartigen, inspirierenden Tag. Der Tag im Atelier begann zunächst mit einem Besuch im Studio unserer Tutorin, also von Jessica Cooper.

Sie erzählt von ihrer Arbeit, den Ausstellungen, dem Wochenablauf, der Pinselführung, der Farbwahl, der Technik, beantwortet geduldig alle Fragen und lässt uns sogar in ihre Skizzenbücher (etwa 50 ) reingucken. Im Winter sei es kalt im Atelier, es gibt einen Wasserkocher und Tee, Musikanlage, eine Holzplanke als Palette, auf der Farbe auf Farbe gehäuft wird. Die derzeitige Palette ist seit zwei Jahren in Benutzung. Sie bereitet gerade eine Ausstellung in Warwickshire im Juni vor. Thema ist " The four corners of the world + 1", sie zeigt uns einige der Bilder für die 4 Corners, aber was das +1 wird, verrät sie nicht (oder weiss es selbst noch nicht).  Im Winter hat sie 3 Monate nicht Malen wollen, sie schimpft, dass ihr dies gerade im Winter passiert sei, sie sei schon immer Surferin gewesen ( in Nordcornwall aufgewachsen) und sie konnte die Auszeit im Winter wetterbedingt nicht richtig ausnutzen. Sie zieht uns in ihre Bilderwelt hinein. Weisser Hintergrund ist nicht etwa eine leergebliebene Leinwand, ihre Passion für Weiss ist der Grund und es sind bis zu 10 Lagen weiße Acrylfarbe notwendig, bis sie mit dem Ergebnis einverstanden ist. Zum Nachmachen regt uns der Effekt, den sie bei einigen Bildern dadurch erzielt, dass sie die Farbe zuhause mit dem Kärcher wieder ablöst, an.

Auf vier kleinen Bildern sind ihre typische Strichcottages, die sie auch für die Tate- Kollektion verwendet hat. Ich erzähle, dass ich gerade noch zu meinem Mann gesagt hätte, dass man immer an den Schornsteinen erkennen kann, ob ein Cottage in den British Isles gelegen ist: Die Schornsteine sind immer an den Außengiebeln. Bei uns hingegen sei der Schornstein eher mittig. Das löst allgemeine Spekulationen aus,  bei welchen Klima ein Ofen stehen muss und welche Länder da wie vorgehen.

Dann geht es zurück in den "Klassenraum" und wir müssen heute Farbe in die Bilder bringen. Zunächst sollen wir ein Acrylbild malen,  unter Verwendung einer der Techniken von gestern, dann dürfen wir frei malen, aber es muss etwas vom Tisch sein.

Wir kürzen alle die Mittagspause ab und machen weiter, heute wird noch nicht mal viel gequatscht, die Konzentration ist groß! Jennifer ( mit einer Stimme wie Miranda Hart) wird es zu viel und sie flieht eine Stunde. Ihr verstorbener Mann war Mitbegründer der Tate Cornwall, sie ist Kunsthistorikerin. Wir reden über das Problem, viele Bilder von großartigen Künstlern zu kennen und daher den Kontrast zum eigenen Dilettantismus bis zur Blockade  zu merken. Es ist gut einen Kurs zu machen und wegzukommen von der Vorstellung ein "schönes" Bild für Zuschauer machen zu müssen.

Wir gehen auseinander und bedauern, morgen nicht gemeinsam weitermachen zu können. Vielleicht nehmen wir Jessicas Hinweise auf, jeden Tag eine kleine Skizze zu machen und nie ohne Skizzenbuch unterwegs zu sein. Sie hat übrigens eingeräumt, dass sie seit kurzem auch Fotos als "Skizze" nutzt, das I Phone ist eben immer dabei.

Zurück in der Sennen Cove packe ich den Rucksack um und mache mich auf den Weg zum Strand der Whitesands Bay, den ich bis zum Ende und noch in die nächste Bucht (Gwenver Cove) langwandern möchte.
Leider ist die Flut zu hoch, man kommt noch nicht weiter, ich muss ein Stück zurück und hoch auf den Küstenpfad, um die Felsbarriere zu umgehen. Die Sonne strahlt immer noch und der Himmel ist
über dem Land knallblau. Man möchte geradezu den Pinsel in die Hand nehmen und die Farbe anmischen.....! Ich setze mich oberhalb der Gwenver Cove auf einen Felsen und schaue auf das Meer. Überall blühen im Gras Blumen, die Bluebells haben einen ganz intensiven Duft, den man in der Abendsonne schon von weitem riechen kann. Immer noch kein Basking Shark in Sicht.

Auf dem Rückweg entdecke ich Armin am Strand. Wir bleiben noch ein wenig sitzen und gucken Surfern und Kanuten beim Umfallen zu und dann machen wir uns auf den Weg in den Dorfpub, weil wir Hunger haben und bei dem guten Wetter weder gestern noch heute im Supermarkt waren. Das Gasthaus heißt "Old Success Inn". Ich bestelle mir ein Pint "Proper Job" der cornischen Brauerei in St. Austell, da unser Haus schließlich "Proper Job" heißt.

Während des Essens halten wir immer die Sonne im Blick, denn ich will unbedingt den Sonnenuntergang fotografieren. Es fällt dabei auf, wie , anders als in den Tropen oder auch in Südeuropa, endlos lange die Sonne braucht, um ein vergleichsweise nur noch kleines Stück der Kreisbahn zu schaffen.

Mit der Kamera mache ich mich, lange nach dem Essen, von unserem Haus aus die paar Schritte auf zur Cove und sehe dort auf der Mole bereits mehrere Leute mit Kamera und Stativ bewaffnet. Ach ja, gute Idee, das Stativ. Also zurück und das Stativ holen und wieder runter zur Mole, oder doch lieber nach oben zur Mauer, nein doch wieder runter auf die Mole, auf die man nur vom Strand aus kommt. Die Sonne ist immer noch nicht untergegangen.

Es gibt einen perfekten Ball, der im Meer versinkt. Armin meinte, er habe auch Ball geguckt in der Zeit, aber er meinte Bayern München. ... - das war ja nicht ganz so perfekt;)! Das Sonnenuntergangsbild gibt es erst morgen, ich hatte vorher schon die Fotos von heute übertragen!

Morgen kein Programm auf dem Plan , warten wir einmal ab, ob die Sonne scheint!

( Für die Bilder aus dem Atelier: Dank an J.Cooper dafür, dass wir Fotos machen durften. Ihre Website hier noch einmal: www.jessicacooper.co.uk)

Im Atelier von Jessica Cooper

Im Atelier von Jessica Cooper

 Jessica Cooper demonstriert eine Technik und hat Spaß dabei

Im Atelier von Jessica Cooper

Im Atelier von Jessica Cooper

Meine Bilder von heute

Bluebells für Uschi 2


Wellen ohne Pause: Whitesands Bay

Blick vom Balkon 

Gwenver Cove

Surfer an der Whitesands Bay



Auf unserem Esstisch