Samstag, 6. Februar 2016

Von Priwall ins Mecklenburgische

Die Apple Texterkennung hat gestern aus Eutin "Turin" gemacht und heute aus Priwall "Privat". Von mir aus kann sie die Einschreie (das hat die Texterkennung jetzt z.B. gerade für Einmischerei geschrieben-macht doch absolut nicht mehr Sinn!?) auch ganz lassen. Wenn ich ´mal wieder Unsinn schreibe, liegt es also nicht unbedingt an mir.

Nach dem Frühstück geht es heute bei bewölktem Himmel mit ein paar hellblauen Lücken zu Fuß zur Priwall-Fußgängerfähre. Die fährt im Winter aber gar nicht. Also zurück ins Hotel, Autoschlüssel holen, Auto holen, dicke Jacke gegen dünnere austauschen und wieder los zur Autofähre. Die hätte uns zwar auch als Fußgänger mitgenommen, aber jetzt wollen wir nicht mehr.  Auf dem Priwall gibt es ein kunterbuntes Durcheinander von Häusern: Einfamilienhäuser, ein paar Villen, Strandhäuser, die aussehen, wie Datschen, aber ein paar Hundert Meter vor dem Sperrgebiet lagen. Ein Landau Ferienpark, ein Yachthafen, verlassene kasernenähnliche  Gebäude, früher teilweise als Krankenhaus genutzt, heute abbruchreif, einen Campingplatz, eine Seniorenresidenz und einen breiten Sandstrand, noch heute teilweise als FKK-Strand genutzt. Früher durch eine rot-weiße Kette abgetrennt vom Strand, der bereits DDR-Staatsgebiet war. Von den Grenzwachtürmen aus hatten die Grenzer mit ihren Ferngläsern einen Prima-Blick auf die westdeutsche Körperkultur. Der Priwall wirkt ein bisschen altmodisch und die Lokale gleichen denen von Schrebergartenvereinsheimen. Es gibt eine große Neubauinitiative, aber auch Proteste gegen eine tourismuszensierte Umgestaltung des Priwalls.
Die Halbinsel Priwall ist eine Merkwürdigkeit, da sie während DDR-Zeiten zur Bundesrepublik gehörte und nur per Fähre erreichbar war. Heute wie damals verläuft die Grenze nach Mecklenburg Vorpommern am schmalen Verbindungsstück zum Bodden.

Hier ein Text-Ausschnitt des Deutschlandradios mit Stimmen, wie es war:

"Wir sind jetzt also direkt am Priwall."

An der schmalen Landbrücke die auf die Halbinsel führt. Hier zerteilte der Grenzzaun den Strand. Richtung Osten verliefen die Sperranlagen 20 Kilometer parallel zur Küste.

Ulrich: "Dann kam dieser erste Zaun, drei Meter hoch."

Immer entlang der Dünen. 

Ulrich: "Und dahinten lief dieser Grenz-Signal-und-Sperrzaun mit den Drähten dran. Erst mal zwei Meter hoch mit Streckmetall und dann Drähte, wenn man die dann zusammendrückte oder durchschnitt, dass sie auslösten."

Zwischen diesen beiden Zäunen war eine 500 Meter breite Schneise mit Grenztürmen, Minenfeldern und Hundelaufanlagen. Wer das als Flüchtender hinter sich gebracht hatte, den erwarteten Suchscheinwerfer, Grenzschiffe, die Erfassung durch Radar und schließlich das Zuchthaus. Dennoch versuchten ab 1961 über 5000 Menschen über die Ostsee zu flüchten. Selbst in Badehose war das ein Angriff auf die Seegrenze der DDR, wie es offiziell hieß. Gerade ein Zehntel der Flüchtenden kam im Westen an. Mindestens 200 Menschen ertranken. Die meisten vor der Küste zwischen Brook und Priwall. "
Quelle: http://www.deutschlandradiokultur.de/es-geschah-zwischen-priwall-und-brook.1001.de.html?dram:article_id=156922

Wir fahren von Priwall an Pötenitz (die Texterkennung macht übrigens daraus Potenz) und weiter über Harkensee nach Barendorf. Die kleinen Dörfer haben teilweise noch Kopfsteinpflaster, viele Höfe haben einen Ententeich (Löschteich) und riesenhafte Scheunen. Immer wieder ist das Land etwas sumpfig, manchmal wie ovale Flecken in den weiden oder Feldern , 50-100 Meter lang und von einem Kreis Kopfweiden umgeben. Läden oder Cafés finden man nicht, ab und zu ein Gasthaus, aber die sehen so aus, als seinen sie Teil eines Privathauses und zu sowieso.
Auf dem Weg hinter den Dünen, auf dem ehemaligen Patrouillenweg der DDR-Grenzer ist heute ein Fernwander- und Radweg. Wir parken den Wagen und überqueren den Weg in Richtung Dünen und Meer am Zugang Nr. 7.

In weitem Bogen kann man kilometerlang strandwandern. Ostseemäßig mit kleinen Dünen auf der einen Seite und Badewannenwasser auf der Anderen. Dazwischen Sand mit Beinchen (schon wieder die Texterkennung: Es sollte Steinchen heissen) und Muscheln. Hier wachsen sehr viele hohe Sanddorngehölze. Man blickt auf Travemünde und Timmendorf. Ich denke, dass das doch für die Menschen zu Zonenzeiten verlockend gewesen sein muss, ein Ruderboot könnte es sogar schaffen. Jedenfalls vielleicht, denn die Entfernung täuscht natürlich. Aber , wie ich (Quelle s.o.) gelesen habe, war der Strand abgesperrt, erst im 20 Km entfernten Boltenhagen durften die Leute an den Strand und die Fischer mussten bis ins 50 km entfernte Wismar zum Fischen fahren.
In das Sperrgebiet durften zudem im Prinzip nur die Anwohner.

Nach dem Spaziergang fahren wir noch nach Klein-Schwansee und Groß-Schwansee, aber ohne Erfolg, was Kaffee und Kuchen angeht. Es gibt einige neue Ferienhäuser und ein Schlosshotel (renoviert mit schönem neuen Zimmertrakt. Jedenfalls von außen. Von innen ist es uns zu steril, irgendwie hatte es der Innenarchitekt nicht drauf. Also keinen Kuchen.

Auf den Feldern hocken Schwäne, riesig, wie Attrappen aussehend. Immer wieder auch sehr große Reiher, die möglicherweise sogar Kraniche sind.

Wir machen uns auf den Rückweg nach Travemünde und parken hinter der Fähre. In der "Alten Vogtei" ist das bereits im Blog von vorgestern wegen des Marzipans erwähnte Tee- und Kaffeehandelskontor und wir essen ganz wunderbaren Kuchen und ausgezeichneten Kaffee aus Spezialsorten. Die Atmosphäre ist freundlich, man redet über die Tische weg.

Danach gehe ich zu Fuß zum Hotel zurück und zuvor noch eine Runde entlang des kleinen Fischereihafens und rund um die alte Backsteinkirche.

Danach geht es in die Spa und ich korrigiere zwei Arbeiten, eine vor und eine nach dem Schwimmen. Heute ist es ziemlich voll, gut, dass wir noch zwei Liegestühle im Ruheraum ergattern konnten. Ich ziehe meine Bahnen und teile mir die mit 1,5 anderen Menschen und wir schaffen es gut mit der Rücksichtnahme und dem Ausweichen. Das klappt nicht immer, wie wir uns gegenseitig beim Passieren freundlich bestätigen. Auf der Nachbarbahn schwimmen nebeneinander zwei Männer, die sich die 20 Bahnen lang, die wir gleichzeitig schwimmen , gegenseitig erzählen, wie, wo wann sie sich um ihre Kinder kümmern. Ich bekomme natürlich nur Bruchstücke mit, da wir mit unterschiedlichem Rhythmus schwimmen und unsere Wege manchmal gegenläufig und  zuweilen parallel sind. Der eine ist offenbar Arzt in einem Krankenhaus und er beginnt im März 6 Monate (immerhin!) Elternzeit. Es wird für diese Zeit mit einem Zeitvertrag ein anderer Arzt eingestellt. Der andere geht mit den Kindern zum Sporttraining und meint, die Lehrkraft könne besser mit seiner Frau kommunizieren. Wie schön, dass Männer 20 Bahnen (oder mehr)  lang angeregt über die Aufteilung der Zeit auf Aufgaben im Hinblick auf die Kinder sprechen können.
Wir sind doch etwas weiter gekommen mit der Rollenverteilung!

Sumpf bei Warendorf

Zugang zur Ostsee

Dünen am Strand von Barendorf

Sanddorn

Blick auf Travemünde mit dem Maritimhochhaus

Sand, Steine  und Muscheln

Strandgräser

Der alte Patrouillenweg mit Birken

Der Apfelkuchen

Bauenhaus im Kreis NWM (Autoschild)

Fischverkauf vom Kutter

Nix los?

Fischerboote in Travemünde

Krumme und schiefe Mauern

Die alte Vogtei

Nochmals Birken in Barendorf

Ich hatte keine wasserdichten Schuhe an

Travemünde

Travemünde, Haustür


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