Freitag, 5. Februar 2016

Ein Architekturwettbewerb wäre eine gute Idee: Kiel

"Statt Kieler Sprotten, Kiel verschrotten", kam mir so in den Sinn, mehr wegen des Reims, aber es ist keine Stadt, in die man Städtetrips  vermarktet könnte. Außer zur Kieler Woche, weil Wasser kann Kiel! Dabei kann die Stadt mit der tollen Lage nichts dafür, dass sie im 2. Weltkrieg zerbombt wurde.
Für alle, die genauso wenig wie ich bislang über Kiel wussten, hier ein paar Infos aus Wikipedia:

Kiel ist die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Als Holstenstadt tom Kyle im 13. Jahrhundert gegründet, wurde es im Jahr 1900 mit über 100.000 Einwohnern zur Großstadt. Heute gehört Kiel mit 243.148 Einwohnern[3] zu den 30 größten Städten Deutschlands und bildet das Zentrum der Kiel Region.

Die nördlichste Großstadt Deutschlands liegt an der Ostsee (Kieler Förde) und ist Endpunkt der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt, des international Kiel Canal genannten Nord-Ostsee-Kanals. Kiel ist traditionell ein bedeutender Stützpunkt der Deutschen Marine und bekannt durch das jährliche internationale Segelereignis Kieler Woche, den Handballverein THW Kiel, den Fußballverein Holstein Kiel und durch die kulinarische Spezialität der Kieler Sprotten.

Von wirtschaftlicher Bedeutung sind neben dem Dienstleistungssektor die größte deutsche Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS, bis Ende 2012 HDW) und der Kieler Ostseehafen mit den Fähren nach Skandinavien und ins Baltikum. Die kreisfreie Stadt ist Sitz dreier Hochschulen: der Christian-Albrechts-Universität, der Fachhochschule sowie der Muthesius Kunsthochschule.


Armin war als Kind einmal in Kiel und konnte sich eigentlich an nichts mehr erinnern. Wir (Melanie, die Kinder und ich) waren 1992  im Freilichtmuseum bei Kiel, was sehr schön war und ansonsten kann ich mich nur an den Kai erinnern, von dem aus wir Ostern 2005 mit Helga und Heinrich, Lotte und Juliane nach Göteborg abgelegt haben, ach ja, und an die Tankstelle, an der wir die kaputte Scheibenwischanlage versucht haben zu reparieren. Es regnete da auch, aber in Schweden hatten wir schönes Wetter!

Jedenfalls hatten wir heute beschlossen, über Landstraßen nach Kiel zu fahren und uns diese uns nicht wirklich bekannte Stadt anzusehen. Städte sind bei Regen nicht so schön wie bei Sonne, aber eigentlich kann man immer irgendwo im Trockenen etwas unternehmen.

Zuerst aber fuhren wir durch die nasse schöne Grundmoränenlandschaft mit ihren Riesenfeldern und den alten Bäumen, den Chausseen und den Kopfweiden entlang kleiner Wassergraben. In Eutin machen wir uns auf die Suche nach dem Bauernhof von 1992 und finden ihn tatsächlich auch. ich stelle mich in der Torbogen und mache ein Foto für den Blog, da werde ich aus dem 150 m entfernten Bauernhaus angebrüllt, ich sollte sofort das Fotografieren unterlassen und dies sei Privatbesitz. Ich brülle freundlich zurück, dass wir hier vor 25 Jahren einmal Gast gewesen seien. Daraufhin brüllte sie nur marginal freundlicher "Solange Sie nicht von der Verwaltung sind, die darf hier nicht fotografieren". Definitiv ist jetzt die Luft aus den netten Urlaubserinnerungen raus.
Irgendein Hansen wohnt jedenfalls nach den Briefkasten noch da. Die Bäuerin war damals nur ein paar Jahre älter als wir. Dumme Kuh....!Aber wir fragen uns natürlich, welchen Rechtsstreit die wohl
derzeit mit dem Bauamt oder der Landwirtschaftskammer führen......,.
Eutin ist immer noch eine außerordentlich hübsche Stadt mit ein paar Villen am Seeufer , einem Schloß und einer kleinen Backsteingotik Innenstadt.
Der Ferienhof Hansen von 1992

....und Fotografieren auch


Aber es regnet gerade in Eutin und wir fahren weiter. Zum Beispiel durch Ekelsdorf und Rumpel. In Rumpel gibt es die Dream Bar mit "Girls ab 21.00 Uhr". Und eine Schinkenräucherei!Lütgenburg ist nur 15 km entfernt, noch mehr Erinnerungen an Seelendorf  (Schreib sich das so?) nahe Lütjenburg und den Urlaub in der Ferienwohnung des Zahnarztes.

Zurück zu Kiel:
"Zwischen 1939 und 1945 wurde die Stadt, wichtiger Stützpunkt der Kriegsmarine und Standort von drei Großwerften, durch alliierte Luftangriffe auf Kiel zu weit über 80 Prozent zerstört. Mit 350 versenkten Schiffen war die Kieler Förde der wohl größte Schiffsfriedhof der damaligen Zeit".https://de.wikipedia.org/wiki/Kiel

Also in der Tat: Kiel wurde mehr oder weniger ausradiert. Ähnlich wie wir das vor Kurzem noch in Kassel gesehen haben, wurde in den 50er, 60er und 70er Jahren keine Bausünde ausgelassen. Nur noch eine Abrissbirne kann auf dem Marktplatz helfen, der kreuz und quer , vermutlich in der 70er Jahren mit Pavillons ohne Sinn und Verstand zugebaut wurde. Heute beherbergen die u.a. und überwiegend eher einfache Gastronomie, darunter einiger Leerstand.

Wir gehen ein wenig am Fördeufer entlang, bis es anfängt heftiger zu regnen und kehren in die Geschäftszone zurück, vorbei an zwei Eroscentern, gesäumt von einer Spielhalle, einem Wettbüro und einem Tattoostudio. Hafen halt!

Sehr gut gefallen hat uns die St.Nikolaikirche mit ihrem schlichten Kirchenschiff mit einigen, sehr schönen Ornamenten und Verzierungen, wie die Figuren um die Kanzel herum oder das Taufgefäß aus dem 14. Jahrhundert. Es gibt viele Kerzen, ruhige Ecken und aufgeschlagene Bücher laden zum Innehalten und Lesen ein. Die Tür zum Büro des Pfarrers steht offen, es ist warm und einladend. Aber definitiv zurückhaltend, es wird keiner gedrängt ,ein Angebot anzunehmen.
Mehrmals in der Woche gibt es kostenlose Beratung zum Sozialrecht.

Gut gefallen hat uns auch die alte Traditionskonditorei Fiedler und eine kleine Straße am Schloss mit einer Handvoll "besserer" Läden.

Von Kiel aus machen wir uns auf den Weg nach Laboe, die Wolken hängen immer tiefer und nun verschwindet auch der Fernsehturm in den Wolken.

In Laboe schauen wir uns das Ehrenmal an (eröffnet 1937 für die toten Marinesoldaten des 1. Weltkriegs, dann der beiden Weltkriege und schließlich nach der Inbesitznahme durch die Alliierten aller Soldaten aller Kriege aus allen Ländern. Gegenüber kann man ein U-Boot besichtigen.  Am Eingang zum Denkmal (das bei dem Wetter zu besteigen bzw ggfs hochzufahren nun wirklich keinen Sinn macht, )ist ein Metallmaschendrahtzaun, dicht an dicht behängt mit den Liebesschwur-Vorhängeschlössern. Merkwürdiger Ort für sowas.

Ich gehe aber lieber durch die Dünen und weiter am Ufer entlang, wo auf einer Sandbank die Kormorane ihre Flügel zum Trocknen aufhängen. In der Förde sieht man schemenhaft ein paar große "Pötte".

Dann geht es zurück nach Travemünde (Je nach Wegstrecke zwischen 80 und 120 km) und wir streiten uns mit dem Navi und schalten es schließlich aus und sind um halb sechs zurück. Beim Schwimmen im Außenschwimmbad bei 29 Grad merkt man gar nicht, dass es immer noch regnet.

Holsteinische Seenplatte

Eines der etwas älteren Häuser auf einer netten Straße in Kiel am Schloss (das auch nicht mehr steht)

Rätsel: Welcher Sport ist hier gemeint?

Wichtigste Kieler Einnahmequelle

Schiff "Kieler Sprotte" vor der Riesenfähre der Color Line

Der alte Mann blickt aufs Meer

Das Ehrenmal


Sandbank bei Laboe

Kleine Strandwanderung

Wo ist der Bernstein?

U-Boot von vorne mit sinnlosem Zaun (Zacken nur oben)

Kunterbunte Schlösser



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