Donnerstag, 14. Mai 2015

Noch mehr Kamelien, der Kopf eines Türken und das Lebensrettungsboot

Ausschlafen Brot kaufen, English Breakfast, Badewanne und dann doch irgendwann losfahren. Heute geht es in (noch) einen Garten, diesmal Trengwainton, ebenfalls bei Penzance. Es ist noch ein bisschen grau und windig, daher macht es mehr Sinn, durch einen geschützten Garten zu gehen, als  über den Küstenpfad.

Der Garten wird zumindest vom National Trust gemanaged, möglicherweise steht er auch in dessen  Eigentum, jedenfalls ist das Herrenhaus aber noch in Privatbesitz. Es taucht dabei der schon von Trewidden bekannte Name Bolitho auf. Die Familie erwarb den Besitz 1857, aber erst als Edward Bolitho ihn 1925 erbte, liess er den Garten anlegen. Der Gärtner war Rose Price, Sohn eines wohlhabenden Zuckerrohrplantagenbesitzers in der Karibik. Price pflanzte als Erstes eine lange Reihe  Eichen und Buchen auf beiden Seiten des Baches, westlich vom Haus , um so Haus und Garten vor den Winden des Atlantik zu schützen. Der Graten türmt Kamelien , Rhododendren, Azaleen und Magnolien neben und übereinander. Der riesige Walled Garden (er soll die Größe der Arche Noah haben) ist in viele Abschnitte unterteilt und von einer Ziegelmauer umgeben, die die Wärme besser speichert, als der lokale Granit. Viele der Pflanzen stammen aus einer Expedition in den Himalaya im Jahr 1927, die Edward Bolitho mitfinanziert hatte. Ein Magnolie aus der Szechuan Provinz in China hat Blüten, die haben einen Durchmesser von 30 cm. Toller Garten!

Von dort aus fahren wir nach Penzance. Penzance ist viel rauer als Falmouth, es ist ärmer und die Region karger, die traditionellen Einkommensquellen waren hier immer Fischfang und Erz-Minenbergbau. Man erkennt an einigen Stellen, dass Penzance, wo die Immobilienpreise  heute auch noch günstiger sind als anderswo, gentrifiziert werden wird. Im Augenblick sieht man zwar schon Maler auf dem Gerüst, um die wunderbaren georgianischen Häuser zu renovieren, aber es dominieren noch einfache Läden und -letztlich auch- einfache Leute. Auf der Main Street Dominien kleine Läden, Haushaltwaren, Charity Shops, Tea Room, Schreibwaren, Galerie, Trödel, Friseur, Bäcker, Metzger, Gemüsemann, Pub, Bank, Krimskrams und Dekoläden.

Nirgendwo kann man besser den Leute zuschauen, als im Delikatessenladen "The Cornish Hen" am kleinen Market Square. Hier gibt es guten Kaffee, Sandwiches (BLT mit Pancetta statt traditionellem Bacon)  , italienische Käsespezialitäten und Kuchen. Wir ergattern gerade noch zwei Barhockerplätze am Fenster mit Blick auf den Marktplatz. Wir sehen genau 3 schick angezogene Frauen, der Rest hat im wesentlichen graue, beige oder hellblaue Anoraks an. Oder lila Fliessjacken. Eine ältere Frau trägt 1960er Look mit Kopftuch, unter dem Kinn gebunden. Eine Frau mit schwarzer Schlabberhose trägt eine Staffelei vorbei. Zwei alte Frauen treffen sich vor der Lloyds Bank und schwatzen, sie sind beide höchstens 1,50 m groß. neben und sitzt ein Mann mit einem Broschur-Buch über Faust. Er liest gerade ein Kapitel über Goethe in Weimar. Sieht eher englisch aus, Deutschlehrer?

Über die alte Chapel Street mit ein paar netten Läden (Galerien und Antiquariate) und dem "Turk´s Head"-Pub, gehen wir im Bogen zurück zum Parkplatz.

Der Turk´s Head ist einer der ältesten Pubs in Cornwall und der älteste in Penzance. Schon vor 750 Jahren haben hier die Schmuggler ihr Bier getrunken. Ein unterirdischer Tunnel führte vom Hafen hierher, auf diesem Weg konnte die Beute heimlich transportiert werden.

Interessant sind auch Fassade und Geschichte des "Egyptian House" auf der Chapel Street. Erbauen ließ es ein Mineraloge aus Penzance im Jahr 1835. Heute gehört das Haus dem Landmark Trust, zwei Etagen können als Ferienwohnung gemietet werden. Zur Historie habe ich am Ende des Blogs einen Abschnitt eingefügt.

Von Penzance aus fahren wir nach Norden nach Hayle, um dort zu Godrevy Point zu gehen. In der Bucht sind immer sehr viele Seehunde. Auf dem Weg kommen wir an einer Minimall mit Marks & Spencer und einem Next Laden vorbei und bleiben dort erst einmal hängen. Wer Wäsche kauft, muss weniger Wäsche waschen;)! Danach gegen Drei ist die Sonne draussen und es ist richtig warm. Also ist nix mit den Seehunden, wir fahren zurück, schließlich haben wir ein Ferienhaus dort, wo andere Urlaub machen. Da muss man nicht noch weiter fahren!

Ich setze mich mit einem Skizzenblock auf ein Hafenmäuerchen in die Sonne und lerne Boote zeichnen. Plötzlich Aufregung, das RNLI -Seenotrettungsboot macht eine Übung. Es ist immer wieder ein toller Blick, wenn das Boot die Rampe hinuntergleitet und ins Wasser klatscht.
Als das Boot knapp 2 Stunden später zurückkommt, stellen wir den Herd aus und gehen noch einmal um die Ecke zum kleinen Hafen. Aber das blöde Boot parkt doch erst einmal 2 Km von der Station entfernt. Wir warten 15 Minuten und gehen dann zum Herd zurück. "Could be another 20 minutes or so", hatte ein Nachbar weise gesagt und ist auch nach Hause gegangen. Rechts hatte er. Wir haben den Teller schon halbwegs leer gegessen, als das Boot endlich kommt. Selbst schuld mit der Bummelei, müssen die jetzt eben ohne Armin als Harbourmaster auskommen.
Das Lifeboat fährt die Rampe herunter 
"Located 50 or so metres from the top of Chapel Street is the Egyptian House (Nos 6-7). It's perhaps one of Cornwall's most flamboyant examples of architecture with it's ornate facade of lotus columns and stylized cornices. Set in amongst the Egyptian styling and spynx like adornments is the royal coat of arms of George III/William IV maybe just to remind us we are still firmly in the British Empire.The building dates back to 1835 and it is thought that the architect was a John Foulston from Plymouth who is credited for the design of the similar Classical and Mathematical School in Devonport, Devon. It has been said that the facade was an exact copy of a museum in Picadilly, London built in 1812 which was inspired by the Temple of Hat-hor at Dendra in Egypt. This is not strictly true although it is likely the museum served as the main source of inspiration.The original owner of the Egyptian house was John Lavin, a mineralologist from Penzance. He lived here for some time and housed his extensive mineral collection in the shop downstairs. This collection was eventually sold by Lavin's son and was later donated to the Oxford University Museum.The building had fallen into some disrepair by the end of the 1960s but was restored to it's original splendour in 1973 after several years work. " http://www.cornwalls.co.uk/Penzance/egyptian_house.htm
Sonnenuntergang gestern

Azaleen, Trenwainton Garden
Komplementärfarben

Was war zuerst da?

Ausschnitt Walled Garden, Trengwainton
Noch mehr Azaleen
A gardener´s work is never done

Hauptstraße (Fußgängerzone)von Penzance

The Cornish Hen: Deli am Marktplatz von Penzance

Schild des Pubs "The Turk´s Head"

Fassade des "Egyptian House"

Blick von meinem sonnigen Platz am Hafen




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