Freitag, 30. Dezember 2016

Schlitten ohne Schnee in Clovelly und weiter nach Porthleven

Heute geht es weiter nach Cornwall. Wir fahren entlang der A 39 über Bideford , Bude und Wadebridge, "The Atlantic Highway". Vor 21 Jahren waren wir auch hier im Grenzbereich von devon und Cornwall und hatten Hartlang Abbey besichtigt und sind zum Leuchtturm an der "Wrackküste" bei Hartland Point gefahren. Diesmal wünsche ich mir einen Stop im merkwürdigen Dorf Clovelly, das uns damals in der Hauptsaison zu sehr "Königswinter" war. In Braunton ist schon die Sonne durchgekommen , auf dem Weg nach Barnstaple lichten sich die Nebel , das Mündungsdelta des River Taw ist nur sehr schemenhaft zu erkennen. Im neuen Sonnenlicht dann glitzert der Tau in den krüppeligen-Hobbitähnlichen-Krüppelwäldern, auf den Höhenzügen der Grundmoränenlandschaft schaut man auf den Nebel in den Senken herunter.

Clovelly kostet Eintritt, GBP 7,00 pro Person , der Eingang sieht nicht sehr vielversprechend aus und hat viel von Ausflugsfalle, aber das Herrenhaus zuvor sah von weitem schön aus. Wir riskieren die 14 GBP, da wir schon mal bis hierhin gefahren sind. Etwa 200 Meter weiter frage ich mich, auf was wir uns da eingelassen haben. Der Weg geht NUR bergab, von den hohen Klippen bis zum Meer. Der Boden ist maximal schwierig, weil ausschließlich aus länglichen Kieseln, die aus dem Bett weit herausragen, gefertigt. Die Hunde gucken ihre Besitzer an, als wollten sie sagen, das das doch wohl nicht der Frauchen und Herren Ernst sein könne.

Ich frage mich das auch, packe erst einmal den Fotoapparat in die Handtasche, damit der beim Hinfallen wenigstens heil bleibt. Und dann geht es Schritt für kleinen Schritt mitsamt Arthroseknie bergab. Und bergab. Das Dorf ist so steil angelegt, dass kein Auto hier fahren kann. Über Jahrhunderte erfolgte der Transport von Ware und Mensch mittels Eseln. Heute werden die Waren vom Kasten Bier bis zum Schrank auf Schlitten transportiert, die - Marke Eigenbau- überall herumstehen. Transport wie beim Pyramidenbau und dank der Kieselbeläge kaum Reibungsverluste für den Schlitten.

Die Geschichte Clovellys geht zurück bis in das 14. Jahrhundert, das Dorf war und ist im Eigentum und Besitz der Rous Familie:

"Unusually, the village is still privately owned and has been associated with only three families since the middle of the 13th century, nearly 800 years. The estate is run by the Clovelly Estate Company, led by the Hon. John Rous, a descendant of the Hamlyn family who have owned the village, estate and manor house Clovelly Court since 1738. John Rous is the eldest son of Keith Rous, the 5th Earl of Stradbroke and Mary Asquith, granddaughter of former Prime Minister Herbert H. Asquith, 1st Earl of Oxford and Asquith." https://en.wikipedia.org/wiki/Clovelly

Es ist allerdings wohl so, dass im 19. Jahrhundert , zu Beginn des touristischen Interesses , eine Art Total Makeover stattgefunden hat und viele Fassaden der alten Cottages wurden viktorianisch renoviert. Ein bisschen "fake", aber dennoch ein bekanntes Kuriosum an der Küste und ein von vielen Dichtern (inklusive Kingsley, dem Autor von Westward Ho! und Charles Dickens) beschriebener und Malern gemalter (malerischer...) Ort. Glücklicherweise ist es ruhig und die Zahl der Touristen hält sich in Grenzen, im August möchte ich nicht hier durchlaufen. Auch fehlen Andenkenläden und Imbissbuden, das insoweit einschlägige Interesse wird im Eingangsbereich mit Shop und Café bedient.

Mir graute es eigentlich vor dem Weg zurück nach oben (400 Fuß), aber runter war schwieriger!

Von Clovelly aus fahren wir nach Bude, um die Lücke entlang der cornischen Küste zu schliessen, es fehlte uns noch das Stück zwischen Hartland Point und Boscastle. Bude ist ein typischer "bucket and spade brigade"-Badeort, aber irgendwie nicht  schlimm und vor allem nicht so grell wie andere. Wir fahren weiter zur Widemouth Bay. Bald geht die Strecke oben an den Klippen entlang, kurz nachdem sie zur Bucht hin anfängt bergab zu gehen, kommt ein Parkplatz, von dem aus wir zu einem Headland spazieren. Die Wellen klatschen auf die von der Ebbe freigelegten Felsen, die wie lange, böse Rippen ins Meer ragen. Toller Platz!

Schließlich geht es dann zu unserem Bestimmungsort Porthleven, an dem wir die nächsten 8 Tage bleiben werden. HIER ist ,als wir ankommen, dann tatsächlich Königswinter, Armin sagte "Osterspaziergang". Tatsächlich sitzen die Menschen in Massen vor dem "Nauti but ice"-Café. (Für nicht im englischen so bewanderte Menschen sei erklärt, dass dies ein Wortspiel von "Naughty but nice" ist). Jedenfalls wird Eis geschleckt und der ein oder andere nackte Arm im T-Shirt gezeigt. An Parkplatzfinden ist nicht zu denken und schon die Fahrt durch die schmalen Gassen ist nicht des Jaguars bester Freund. Glücklicherweise hat Porthleven Holiday Cottages , unsere Vermietungsagentur, am Shipyard ein paar Parkplätze gemietet. Wir ziehen unsere Koffer und Taschen 300 Meter durch die Ausflügler und über Kopfsteinpflaster und sind dann am Fuß der Treppe zum Weg zu unserem Cottage. Puh! Das Ferienhaus ist erst in diesem Sommer renoviert worden und sehr, sehr schön. Der Blick ist phantastisch und als Armin auf der Terrasse sitzt (!) und eine Pfeife raucht, gehe ich die paar Meter bis zum Ende des Piers und schaue den Surfern zu, die hier die Wellen nutzen, für die der Hafen von Porthleven berühmt ist.

Einem Nichtsurfer stehen bei der Gemengelage von Felsen und Pier und riesigen Wellen die Haare zu Berge. Manche Surfer schwimmen sogar quer über den Hafeneingang und versuchen die Wellen auf der anderen Seite zu erwischen. Die meisten tragen Handschuhe. Wer auf dem Wellenkamm Unfälle, müsste sich eigentlich das Genick brechen, aber irgendwie wissen die wohl, was sie tun.

Um 5 wird es dann ruhig und die Tagesausflügler sind weg. Von der Terrasse gucken wir auf den inneren und äußeren Hafen und das offene Meer. Rund um den Hafen sind bunte Lichter gespannt und große bunte, blinkende Weihnachtsbilder. Laut klatschen die Wellen, der innere Hafen ist dann durch ein Schott abgeriegelt.

Clovelly High Street

Clovelly High Street - Blick zum Meer

Clovellys Hafen mit dem Red Lion Inn

Weihnachtsdeko in Clovelly

Norddevon-Biersorten

Haus in Clovelly

Bucht von Clovelly

Straßenbelag aus Kieseln in Clovelly

Zwischen Bude und der Widemouth Bay

Zwischen Bude und der Widemouth Bay

Widemouth Bay

Cornwall ist sehr felsig...

Blick von der Terrasse zum Meer
Blick geradeaus auf den Outer Harbour und das Ship Inn

Blick nach rechts über den Outer Harbour zum Schott des Inner Harbour

Schaumbad

Adrenalin pur: Wellenreiten!

Surfing Porthleven

Porthleven






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