Donnerstag, 28. Juli 2016

Franeker in Friesland-Kurztrip in die Niederlande

Keine Termine am Wochenende, kurze Entscheidung einfach nach der Arbeit für drei Nächte in die Niederlande zu fahren. Holland war schon (Schulferien!) ziemlich ausgebucht und damit auch voller Leute, daher habe ich vorgeschlagen, dass wir ein bisschen weiter fahren und uns in Friesland (NL) umschauen.
Ich hatte dann eine Wohnung in Franeker gebucht, dieser nette Ort mit langer Geschichte liegt etwa 8 km nordöstlich von Harlingen und etwa 6 km vom Wattenmeer entfernt.

Bis Amsterdam ist die Wegstrecke unspektakuläre Autobahn mit wenig spannenden Ausblicken. Ich frage mich nur, warum das Navi uns über Amsterdam leitet, da sich zwischen Amsterdam und Harlingen definitiv das IJsselmeer befindet und der Jaguar ist alles mögliche Tolle, aber kein Amphibienfahrzeug. Des Rätsels Lösung ist ein Deich, der "Afsluitdijk", über den die Autobahn A7 führt.
Der Abschlussdeich ("afsluitdijk") ist ein 32 Kilometer langer Deich, der die Provinz Nordholland mit der Provinz Friesland verbindet. Er wurde zwischen 1927 und 1933 als Hauptelement im Rahmen der „Zuiderzeewerke“ erbaut. Mit der Fertigstellung des Abschlussdeichs wurde die Zuiderzee (die „südliche See“) zum Süßwassersee IJsselmeer. (Quelle: http://www.holland.com/de/tourist/artikel/abschlussdeich.htm)


Auf der anderen Seite liegt Kornwerderzand. Links ist das Wattenmeer, das aber vom Deich verdeckt ist. Ab und zu spazieren Schafe hintereinander über den Deichkamm. Auf der rechten Seite (also der richtigen für unser Sichtfeld) liegt das IJsselmeer. Durch die  tiefhängenden Wolken und die milchige Sonne verschwimmt der Horizont und man kann Wasser nicht von Himmel trennen. Die Farbe ist ein graustichiges Weiss. In Richtung Friesland sieht man aufgetürmte Kumuluswolken. Entlang des  Ufersaums  stehen immer wieder Stelzen zwischen denen Netze befestigt sind. Die Anordnung entspricht ein wenig einem riesigen T, mit dem Querbalken zum offenen Wasser und dem Längsbalken zum Ufer hin! Ein zeitverlorenes Bild. Diese Fischfanganordnung könnte überall auf der Welt sein.

Hinter Kornwerdersand zieht sich die Fahrzeit ,  in Gewächshäusern neben der Straße werden Paprikaschoten gezogen.

Gegen 17.15 Uhr kommen wir nach Franeker und sind angenehm überrascht. Nicht, dass wir uns etwas anderes vorgestellt hatten, nur eben mangels näherer Kenntnis hatten wir so gar keine Idee. Es ist ein sehr netter, überschaubarer, aber nicht winziger Ort mit einer ordentlichen Anzahl Geschäften, Cafés und Restaurants, jeder Menge Wassergräben, Boote und der schöner alter Häuser. In einer Art Stadion wird ein Ballspiel gespielt, bei dem Handschuhe und ein Ball eine zentrale Rolle spielen - und ein Spielfeld aus Gras. Es handelt sich aber weder um Cricket, noch um Baseball, sondern es ist eine typisch friesische Sportart. 3 Spieler auf jeder Seite! Ich muss noch herausfinden, wie das Spiel heißt.

Franeker hat etwa 13.000 Einwohner und ist einee der 11 historischen Orte in Friesland, die sich gemeinsam als interessante Ziele einer Rundfahrt vermarkten.

Unsere Unterkunft "Martena Tuinhus" liegt mitten im Ort, aber ruhig im Garten (siehe Name) auf der Rückseite des Museums Martena, einem stattlichen Stadthaus aus dem Mittelalter im Burgdesign.
Zum Gartenhaus gelangt man durch einen ab 18.00 Uhr für die Öffentlichkeit geschlossenen schmiedeeisernen Tor zwischen dem Haus der Eigentümer und dem Museum. Am Gartenhaus vorbei führt ein Weg durch einen Garten mit hohen Bäumen und Hortensien, in den wir von unserem Balkon herunterschauen. Die Wohnung ist bei Booking mit 9.9 gelistet, die höchste Wertung in Friesland von allen Unterkünften. Natürlich freuen sich die netten und hilfsbereiten Eigentümer auch über Direktbuchungen. Die Website lautet: www.martenatuinhuis.nl  .

Im parkähnlichen Garten sitzen in zwei Bäumen Vögel, die von weitem aussehen wie grau/hellbraune Tauben , aber wunderbar singen. Der eine plustert sich immer auf, ist wohl das Männchen und macht Minnemusik für das Weibchen auf dem anderen Baum.

Nach unserer Ankunft fährt der Inhaber (Mello-unser Alter) mit uns durch den Ort, zeigt uns wo wir später kostenfrei parken können, zeigt Sehenswürdigkeiten, welche Restaurants gut und welche ok und welche nicht gut sind, Supermärkte, den besten Bäcker, den Fahrradverleih. Sehr hilfreich.
Die Eigentümer Mello und  Rim Abma haben einen Innendekorationsladen unter anderem mit Farrow & Ball Farben.

Der Geschmack zeigt sich sofort in unserer großartigen Wohnung. Einziger Nachteil:Zumindest für Kinder und Gehbehinderte ist die Wohnung nicht geeignet, da eine eigenwillige Außen-Treppenkonstruktion in den ersten Stock führt, die besteht aus einem Teil Wendeltreppe, einem Teil Rampe und einem Teil normaler Treppe mit langen Stufen, alles aus Metall. Die Wohnung beginnt im ersten Stock mit Wohn/Ess/Kochbereich  und Bad und einer sehr schönen Terrasse. Im Kühlschrank steht Wein und ein Orangenkuchen, die lokale Spezialität. Kaffee und Tee ist auch vorhanden.
Vom Wohnbereich führt eine Treppe in den Dachboden mit zwei Schlafzimmern und einem Hauswirtschaftsraum. Die Treppe ist auch ein bisschen gedreht und im übrigen so wie auf einem Schiff. Alkohol verbietet sich so aus zwei Gründen in diesem Haus: Erstens muss man alle Sinne beisammen haben für die Treppe und zweitens möchte man nachts nicht zu oft auf die Toilette, dafür muss man ja runter in den ersten Stock.

Ich habe dann noch ein bisschen etwas eingekauft, wir haben keine Lust mehr essen zu gehen, weil wir am Mittag in Köln noch gegessen hatten. Jetzt freue ich mich auf Bauernbrot, Käse und Radieschen!

Jetzt sitze ich auf dem Sofa und höre die Vögel singen und die Kirchturmuhr immer wieder einmal schlagen. Beethovens Fünfte und Beethovens Neunte als Glockenspiel, immer zur halben oder vollen Stunde abwechselnd.

Der Oranjekoek

Balkon mit Blick in den Garten

Der Wohnbereich mit dem Balkon dahinter.

Koch- und Essbereich

Alter Geschirrschrank

Detail Vorhangkordel

Durchgang zwischen Burg und Innendeko-Laden

Einkaufsstraße Franeker

Bürgerhaus Franeker

Kaufmannshaus Franeker

Typische Haustür

Haus Franeker

Blick von der seitlichen Terrassentür auf das Martina Museum


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