Samstag, 30. Juli 2016

Das Planetarium in Franeker, Leeuwarden und Sneek

Heute morgen nach dem Frühstück gehe ich ein bisschen in Franeker bummeln und treffe Armin dann um halb 11 vor dem Planetarium des Eise Eisinga. Die Bürger von Franeker wollen, dass es Unesco Weltkulturerbe wird.
Zunächst einmal ist es ein schön gemachtes Museum, mit vielen kleinen und größeren Räumen und Stiegen zwischendurch, so eng und steil wie in unserer Wohnung hier. Ich denke noch:"Kopf einziehen" und bevor ich den Satz zu Ende gedacht habe, geht es Rums.
Drei Häuser wurden verbunden, in der Mitte das sehr schöne Museumscafé mit großem Garten und Hof und - so unter Vermieter - sehr gutem Essen und Trinken tagsüber. Für uns war es ja noch zu früh zum Einkehren.

Im linken der drei Häuser (bei Aufsicht von der Straße aus) ist der modernere Teil mit modernen, interaktiven Elementen, einem Filmraum und alten Exponaten aus dem Bereich Sextant, Uhr, Sonnenuhr und so weiter.
Das alte Haus ist klein und diente Eisinga als Wohnhaus, Werkstatt und Planetarium.

Schon als kleines Kind begeisterten ihn die Konstellationen der Sterne und Planeten.  Als Erwachsener hatte er autodidaktisch so viel über Astronomie gelernt, dass der das Sonnensystem an der Decke seines Wohnhauses  so darstellen wollte -und konnte-,, dass die Menschen, die sich zu seiner Zeit dem Himmel nach seinem Gutdünken ausgesetzt fühlten, würden nachvollziehen  können, dass nichts als Physik im Spiel ist!

"In einem wunderschönen Grachtenhauses in Franeker befindet sich das älteste funktionierende Planetarium der Welt. Dieses Modell des Planetensystems ist zwischen 1774 und 1781 vom Wollkämmer Eise Eisinga gefertigt worden.
Am 8. Mai 1774 gab es einen Zusammenstand von Planeten. Es wurde in einer damals verbreiteten Schrift behauptet, dass diese Planeten zusammenstoßen würden. Dadurch sollte die Erde aus ihrer Bahn geschleudert werden und in der Sonne verbrennen. Else Eisinga wollte zeigen, dass es keinen Grund zur Panik gab.
Alle Planeten bewegen sich im gleichen Tempo um die Sonne wie in Wirklichkeit. Beim Merkur nimmt ein Rundgang 88 Tage, bei der Erde 1 Jahr und beim Saturn über 29 Jahre in Anspruch! Bis heute können die aktuellen Stellungen der Planeten abgelesen werden. Daneben baute Eise Eisinga allerhand Sonderuhren, die den Tag, das Datum, den Aufgang und den Untergang der Sonne und des Mondes, die Bewegungen des Sternhimmels sowie zahlreiche sonstige Erscheinungen zeigen.
10.000 Nägel, Eichenholz und 9 Gewichte!
Das alles wird von einem eindrucksvollen Räderwerk aus hölzernen Reifen und Scheiben mit 10.000 handgeschmiedeten Nägeln als Zähnen in Bewegung gesetzt. Eine Pendeluhr und neun Gewichte steuern dieses Räderwerk an."
Eisinga benötigte 7 Jahre um sein Projekt fertigzustellen. Daneben arbeitete er noch, um Geld zu verdienen, als Wollkämmer. Die Lateinschule durfte er nicht besuchen, er sollte das Handwerk des Vaters weiterführen. Seine Kenntnisse in Mathematik und Physik erarbeitete er sich als Autodidakt. Eisinga , der Hobbyastronom, fertigte sein Meisterwerk ganz allein. Lediglich sein Vater unterstützte ihn mit dem Drechseln der vielen benötigten Scheiben. Mehr Infos siehe am Ende dieses Blogs.
Von Franeker machen wir uns danach auf den Weg zur friesischen Landeshauptstadt, nach Leeuwarden. Wir kommen aufgrund einer Umleitung etwas unglücklich in den Ort hinein durch ein leicht abgewrackt aussehendes Gewerbegebiet. Der alte Stadtkern präsentiert sich dann aber in voller Schönheit in einem inneren Ring, umgeben von einer Gracht, ein weiterer Kanal führt mitten durch die Altstadt. Mitte des 15. Jahrhunderts erhielt Leeuwarden die Stadtrechte, viele historische Häuser und Winkel sind zu sehen, außerdem gibt es viele nette Cafés, Läden und überall an den Brücken ganz viele pink blühende Petunien! 
Ich trinke im SIS (Smoothies in Style) den besten geeisten Cappuccino mit frisch hinein-ge-smooth-ter Kokosnuss. Ich mag den Laden und mache ein paar Fotos, die beiden Damen an der Theke haben Spaß und freuen sich darüber, hier die Adresse: Inhaberin Zizka de Fries, Straße: Naauw 5 in Leeuwarden, www.fruitbarsis.nl.
Von Leeuwarden aus fahren wir sodann etwa 17 km bis Sneek am Sneeker Meer, da wo ich, wie gestern bereits geschrieben, vor 43 Jahren einen Segelkurs gemacht habe. Ich erinnere mich noch an viel Kreuzen/Wenden -lernen an einem mittelbreiten Kanal , an dem lag auch die Segelschule. Sneek ist in meiner Erinnerung ein  als kleiner Ort.
In den letzten 43 Jahren sind auf jeden Fall dazugekommen: Ein vierspuriger Ring um die Stadt, Gewerbegebiete mit allem von Büromöbelproduktion bis Metallverarbeitung. 6-stöckige Wohnhäuser und neue Wohngebiete, darunter Marinas mit Anbindung an das Sneeker Meer. Anne: Erinnerst Du Dich noch an den Ort? Bei mir ist das sehr nebulös.
Jedenfalls ist die Innenstadt auch nett, mit vielen Geschäften, alten Häusern, Booten und Grachten aber jetzt Ende Juli mit einer allgemeinen Atmosphäre, die wir ,Reinold zitierend, "Königswinter" nennen. Das liegt wohl an den tausenden Bootsurlaubern. Wir machen noch einen Abstecher an den See mit vielen Campingplätzen und ganz vielen Booten, die wie kleine und große Insekten  kreuz und quer geschäftig über das Wasser ziehen. 
Bei unserer Fahrt heute haben wir mehrfach Kanäle unterquert, die Boote fahren dort im Aquädukt über uns. Manchmal sieht man aus der Autoperspektive auch Segel über eine Wiese fahren. Immer wieder ein Zusammenspiel von sattem Grün, Himmelblau, weißen Wolken und weißen Segeln. Wie im Bilderbuch.
Apropos Bilderbuch. Die Häuschen und Häuser entlang der Grachten sehen ausgesprochen niedlich aus.Wie Kinderspielzeug. Das liegt natürlich daran, dass sie viele den Giebel nach vorne haben, dass sie aus Backstein oder weiss getüncht sind und dass sie klein sind.Von den größeren Kaufmannshäusern und Manufakturen abgesehen, sind die Wohnhäuser wirklich winzig.
Ich habe eine Theorie entwickelt, warum sie so besonders nett aussehen. Weil sie dem Kindchenschema entsprechen. Kleine Kinder und Hunde sprechen einen an, weil sie im Verhältnis zum Körper einen größere Kopf und im Verhältnis zum Kopf sehr große Augen haben. Das ist bei den Häusern auch so. Die Fenster sind sehr vielgrößer als bei uns. Im Grunde besteht die gesamte Giebelfläche neben der Tür aus Fenstern. Ich habe so heute durch ein Haus hindurch ein Segelboot vorbeifahren sehen! 
Richtigstellung: Das Glockenspiel ist nicht an der Kirche von Franeker, sondern am Rathaus.
Blumen auf dem Markt in Franeker

Fenster in der Bäckerei, Franeker

Tortenmodelle, Bäckerei Franeker

Detail Rathaus Franeker

Kacheln in der Stube des Planetariums

Viel Fenster, wenig Mauerwerk

Steile Treppe im Planetarium

Rathaus von Franeker

Oben die Planeten und geradeaus die Slapkamer

Von der Decke hängen die Planeten unseres Sonnensystems

Tjorven hat Geburtstag

Mechanik des Systems oberhalb der Decke

30.Juli: Tjorven Geburtstag

Krumm und schiefe mittelalterliche Häuser

Trachtenbrücke in Leeuwarden

Im SIS, Leeuwarden: Erdbeeren statt Keks zum Kaffee

Klassisches Malmotiv: Sonnenblumen im SIS


Die Mädels im SIS

Alles Käse

Oude und nieuwe Genever

Rathaus in Sneek

Gracht in Leeuwarden

Tür des Rathaus von Sneek

Segelparadies Sneeker Meer

Alles Käse II

Boote in Franeker

Hier noch zu Eisingna:
Wie viele andere seiner Zeitgenossen auch war Eisinga als Anhänger der Aufklärungsbewegung davon überzeugt, dass Wissen dem Menschen und der Gesellschaft zugute kommt. In den Niederlanden, wo es keine allmächtige Kirche und auch keinen souveränen Herrscher gab, nahm das Aufklärungsdenken eine andere Form an als in Frankreich - hier konnten sich nur wenige für die radikalen und antireligiösen Ansichten mancher Philosophen erwärmen. Lieber glaubte man daran, dass Gott es gut mit den Menschen meine und die Dinge zu einem friedlichen und harmonischen Zusammenleben führe. Interessierte Bürger taten sich zusammen und führten naturwissenschaftliche Experimente durch, untersuchten Fossilien, diskutierten gesellschaftliche Probleme und studierten die Himmelskörper.
Bis zum heutigen Tag stellt Eisingas Planetarium den jeweils aktuellen Stand der Planeten dar. Diese bewegen sich nämlich in Echtzeit um die Sonne: Der Merkur benötigt 88 Tage für seine Umlaufbahn, die Erde ein Jahr und der Saturn mehr als 29 Jahre.
Herzstück der Anlage ist ein Pendeluhrwerk mit neun Gewichten. Ein beeindruckendes Räderwerk aus hölzernen Reifen und Scheiben und zehntausend handgeschmiedeten Nägeln, die als Zähne dienen, sorgt dafür, dass jeder Planet die richtige Umlaufgeschwindigkeit hat.
Als König Wilhelm I. 1818 nach Friesland reiste, um das Planetarium zu besichtigen, war er davon so beeindruckt, dass er es für den Staat kaufte. Zehn Jahre später starb Eisinga im Alter von 84 Jahren. In seinem Testament hinterließ er eine Beschreibung der Funktionsweise seines Planetariums.http://www.entoen.nu/eiseeisinga/de

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