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Montag, 1. Juni 2020

Walfang, Wind und Wellen

Ich dachte immer, der neue Leuchtturm sei der alte Leuchtturm. Stimmt aber gar nicht! Ich habe gelesen, dass es noch einen richtig alten Leuchtturm gibt, das der dunkelbraune der neue Leuchtturm ist und dass der rot weiß gestreifte Leuchtturm der “ Elektrische Leuchtturm”  ist , aber auch schon alt und dass es darüber hinaus noch das Quermarkenfeuer Düne und das Einfahrtfeuer Fischerbalje gibt! Puh! 
Ich beschließe mir diesen alten Leuchtturm einmal näher anzusehen...! 
Der Weg führt mich in das alte Borkum, zu Kirchen und Schule, einem alten Friedhof und netten alten Häusern und Villen letztere aus der Zeit der Jahrhundertwende um 1900. 


Der Alte Leuchtturm

Er ist der älteste Leuchtturm und zugleich das älteste Bauwerk aller Ostfriesischen Inseln. Archäologische Grabungen auf Borkum ergaben, dass es hier im 14. Jahrhundert schon eine kleine Kirche gab. 1576 ersetzte die Stadt Emden den Kirchturm der kleinen Kirche durch einen 40 Meter hohen Turm, als Tagesmarke für die Schifffahrt: Die Seefahrt rund um das gefürchtete Borkumriff wurde ein kleines Stück sicherer. 1817 wurde alles einfacher: Das Königreich Hannover ließ den Alten Borkumer Turm von einer Tagesmarke zum Leuchtturm mit Öllampen und Parabolspiegeln umbauen. Als er 1879 ausbrannte, errichtete Preußen den Neuen Borkumer Leuchtturm.
Quelle: https://www.borkum.de/blog/jede-insel-braucht-einen-leuchtturm/

Neben dem alten Leuchtturm befinden sich die interessanten Reste eines alten Friedhofs. 
Bei den stark verwitterten Grabsteinen stehen Tafeln mit der Transkription zum besseren Verständnis. Die Grabsteine spiegeln die Tradition der Walfischerei auf Borkum wieder. Bis Grönland und in die Davis Street Kanadas brachen die  Seeleute einst auf. Die Grabsteine sind vor allem von verstorbenen Frauen , einige im Wochenbett , zb beim 7. Kind mit 30! Es lohnt sich auf den nachstehenden Link zu klicken, um mehr über eine nette Forschungsgeschichte zu erfahren, die Walfischer aus dem 18. Jahrhundert betrifft. Einige Kapitäne  hatten auf niederländischen Schiffen angeheuert und die Akten waren von britischen Behörden  1798 mitsamt der gesamten Walfang-Flotte beschlagnahmt worden. Danach sind sie 200 Jahre im Tower auf London verstaubt , bis sie ein  Borkumer Forscher gesucht, gefunden und transkribiert hat. 
https://borkum-stiftung.de/projekt/borkum-und-der-historische-walfang-bei-groenland/
Von den 100 Walfängern wurden zahlreiche Walkieferknochen mitgebracht, die in der Nähe des alten Leuchtturms als Einzäunung von Grundstücken noch zu sehen sind.




















Am Mittag geht es dann mit dem Rad zu  dem Strandabschnitt am Café Seeblick, an dem wir vorgestern schon einmal waren. Heute aber bläst eine ordentlicher Wind. Nach einer halben Stunden lesen, sind wir so paniert, dass wir lieber in das Café gehen. 
Es ist deutlich zu sehen, wie sich innerhalb von zwei Tagen der Sand neu formiert hat. Alle Inseln im Wattenmeer , die eine Seite zum offenen Meer haben, verformen sich ständig: 

“Neben Nordwestwind und Sturmfluten nagen dabei vor allem die starken Nordseeströmungen an den Westköpfen der Insel und spülen den abgetragenen Sand nach Osten. Demzufolge erhielt die Nordseeinsel Borkum ihr hufeisenförmiges Aussehen im Laufe vieler Jahrhunderte durch die Ebb- und Flutströmungen im Mündungstrichter der Ems, die Sandmassen an manchen Stellen abtrugen und an anderen wieder anspülten”
Gute Grafiken zur Veränderung der Form von Borkum über die Jahre lassen sich auch auf der als Quelle genannten Website absehen! 










Sonntag, 31. Mai 2020

Friesentorte im Ostland

Nachdem wir die Wohnung auf Borkum gebucht hatten, hatten wir uns in der Mediathek einen Reisefilm  über die Insel angeguckt. Darin übte sich die Moderatorin Rakers im Friesentorte backen.
Daher muss es heute unbedingt mit dem Rad zum Café Ostland gehen. Das Café ist ein typisch deutsches Ausflugslokal inkl. Saal für Feierlichkeiten und Aussenterrasse mit zwei Linden. 50 m weiter ist noch die Bauernstube mi Spielplatz und Streicheltieren und großem Holzpferd. Beide Gastronomien haben gut zu tun, Mengen von Fahrrädern säumen den Weg.  Im Café gibt es auch jede  Menge warmes Essen, aber das Frühstück ist nicht lange her. Friesentorte muss es sein. Jedenfalls für Armin. Ich bestelle Milchreis mit Erdbeeren. Milchreis gibt es überall auf der Insel. Er kommt warm und cremig mit vielen Erdbeeren und einer Schale Zimt und Zucker. Gute Wahl. Die Friesentorte wohl auch und das Stück ist gigantisch groß!

Danach geht es noch an den Strand am Dünen-Übergang etwa 500 m vom Café in Richtung Westen. Die Übergänge ( Pfade) sind mit neonpinken Kreuzen gekennzeichnet, damit die Leute nicht überall durch die   naturgeschützten Dünen trampeln.
Nicht zu verwechseln also mit kontrollierten Übergängen mit Kurkarten oder Entgeltpflicht. Das gibt es auf Borkum nicht.

Das Ostland heisst übrigens so, weil die West - und Ostseite der Insel durch einen Priel getrennt waren , bevor dieser trockengelegt wurde. Auch der Name des bei der Trennung entstandenen Sees “ ”Tüskendör” (“zwischendrin”) zeugt daher!

Auf dem Rückweg radele ich im Lee der Dünen durch ein Naturschutzgebiet zurück und bin im Wesentlichen allein mit Fasanen und Kaninchen und Singvögeln!

Ostland Cafe 

Ostland Cafe 

Die Friesentorte 

Der Milchreis 




Sieht aus wie gestern, war aber heute...




Kein Bahn- sondern ein Dünenübergang 



Wilde Hornveilchen  



Fast wie ein Mangrovensumpf 

Bäderarchitektur Borkum 





Donnerstag, 28. Mai 2020

Borkums Promenade, Kitesurfer, Sundowner und immer wieder Meer und Sand

Heute erzähle ich einmal ein bißchen über Borkum.
Dazu zitiere ich erst einmal ein paar Fakten aus Wikipedia:“Borkum ist Teil der Ostfriesischen Inseln. Als westlichstes Eiland der Inselkette liegt Borkum zwischen den beiden Mündungsarmen der Ems. Insgesamt ist die Insel 32 Quadratkilometer groß, 10 Kilometer lang und maximal sieben Kilometer breit.Östlich sind JuistMemmertBrauer- und Kachelotplate, auf der westlichen Seite das zu den westfriesischen Inselngehörende niederländische Rottumeroog die Nachbarinseln. Zwischen Borkum und Rottumeroog verläuft das Emsfahrwasser.Die Entfernung zur niederländischen Küste beträgt etwa 12 Kilometer. Bis zum deutschen Festland sind es circa 20 Kilometer. Die Stadt Borkum hat ungefähr 5200 Einwohner und ist die am weitesten westlich liegende Stadt in Niedersachsen.“
Borkum ist mit 32 qkm die größte der ostfriesischen Inseln. Fährhäfen sind Emden und Eemshaven in den Niederlanden. 
Wir waren bisher zweimal auf Norderney und ich war mit Melanie, Eva Lotte und Matthias als Tagesausflüge auf Spieckeroog und Langeoog. Borkum war irgendwie nie ganz oben auf meiner Liste und auch diesmal ist es nur Zufall, der uns hierher geführt hat. Es gab einfach die meisten freien Ferienunterkünfte hier. Gutes oder schlechtes Zeichen. Jedenfalls ist Borkum am weitesten vom Festland entfernt und hat das Alleinstellungsmerkmal der Hochseeluft. Gesund also auf alle Fälle. 
Im Studium begegnete mir,wie allen Juristen der unvermeidliche Schulfall des „Borkumlieds“. Es geht juristisch zunächst um die Frage der Störereigenschaft im öffentlichen Recht. Ist der, der das Schaufenster publikumswirksam dekoriert, der in die Verantwortung zu nehmende Störer Oberverwaltungsgericht statt dessen das gaffende Publikum davor, das den Bürgersteig versperrt ( Schaufensterpuppenfall).
Im Borkumliedfall geht es vordergründig auch um diese Frage: Stört das Kurkonzert, dass eine einschlägig bekannte Melodie spielt, oder das Publikum, dass den antisemitischen Text dazu grölt?
Im Hintergrund steht das Folgende:
Schon Ende des 18. Jahrhunderts entstand auf der Insel Norderney :“Norderney 1797 zur ersten Königlich-Preußischen Seebadeanstalt erklärt. Borkum ist seit 1830 Badeort. Die Gäste kamen aus den zahlreichen deutschen Adelshäusern sowie dem gehobenen Bürgertum. Ihr Glanz färbte auf die Kurorte ab. Sittenstreng wie die Zeit war, wurde zwar wenig gebadet; umso mehr zeigte sich das gehobene Publikum, bestens gekleidet, auf der Promenade. Die Sommerfrische diente nicht zuletzt dazu, Heiratsbeziehungen anzubahnen.“https://www.lto.de/recht/feuilleton/f/lehrbuchfall-borkum-lied-unser-hotel-ist-judenfrei/
Mit dem im Kaiserreich zunehmend aufkommenden Tourismus, wird auch die Küste als Destination für die Sommerfrische immer beliebter. Dabei hatte sich der Tourismus höchster Familien, wie die von Kaiser Wilhelm II in Ostfriesland vornehmlich auf der Insel Norderney etabliert. Dorthin zog  es auch die gebildete und wohlhabende Oberschicht. Arbeiter und einfache Angestellte hatten generell am Tourismus nur einen kleinen Anteil von 11 %. 
Borkum ( und nicht nur Borkum) blickte auf die Konkurrenz und suchte nach einem Alleinstellungsmerkmal, seiner USP. Es sollten andere Zielgruppen angelockt werden, als die wohlhabende Klientel von Norderney, unter der auch viele jüdische Kaufleute und Industrielle waren.  Die Idee für Borkum war, um antisemitische Urlauber zu werben:
Seebäder wie Borkum oder Zinnowitz auf Usedom entdeckten in diesen Wachstumsjahren den Antisemitismus als Wirtschaftsfaktor. Konkurrenz lässt nach Unterscheidungsmerkmalen suchen. Ältere Seebäder profitierten von ihrem Renomee,wurden von den regierenden Fürstenhäusern Deutschlands frequentiert und lebten vom Habitus weltmännischer Offenheit.
Andere Kurorte schlossen sich der verbreiteten Judenfeindlichkeit ihrer weniger gut betuchten, aber gleichwohl vermögenden Gäste an, woraus sich eine starke antisemtische Dynamik entwickelte. Judenfeindliche Lieder wurden zur "Hymne" des Kurorts, Postkarten mit ihnen bedruckt. Die Motive aus den 1890er-Jahren nehmen das NS-Blatt "Stürmer" vorweg.
Der Kurkonzert- Pavillon...
Aber es kam, wie Bajohr weiter schreibt, noch schlimmer: "In der Weimarer Republik mutierte die Insel jedoch zeitweise zum antisemitischen Tollhaus, das reichsweit Aufsehen erregte."
Von symbolischer Bedeutung für die Republik war die Haltung der Kommunalverwaltung von Borkum zur ortsüblichen antisemitischen "Hymne". Der Gemeinderat hatte sich, der judenfeindlichen Geschäftspolitik wegen, 1919 mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass das "Borkum-Lied" nicht verboten würde. Der Umstand, dass die kommunale Kurkapelle dazu die Musik orchestrierte, gab ihren Gegnern aber einen Hebel in die Hand.
Zunächst sah aber der noch aus alten Zeiten übernommene Regierungspräsident von Aurich keine Rechtsgrundlage, in die kommunale Selbstverwaltung einzugreifen. Das sollte sich ändern, als der umstrittene SPD-Politiker Gustav Noske, seit 1920 Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover, sich der Sache annahm und die Kommunalverwaltung anweisen ließ, die Kurkapelle von Borkum dürfe den "Kaisermarsch" nicht mehr intonieren – jene Melodie, zu der die Gäste des Seebades so "geistvolle" Zeilen sangen wie:
"An Borkums Strand nur Deutschtum gilt, nur deutsch ist das Panier //...// Doch wer dir naht mit platten Füßen, mit Nasen krumm und Haaren kraus, / Der soll nicht deinen Strand genießen, der muß hinaus, der muß hinaus! Hinaus!"
Das Amtsgericht Emden erließ, ohne die Legitimation des Antragstellers zu prüfen, eine einstweillige Verfügung gegen den Staat Preußen, die es bei 100.000 Goldmark Strafe untersagte, das Musizierverbot durchzusetzen.
Gefeiert wurde diese skandalöse, handwerklich angreifbare Verfügung vom umtriebigen Pfarrer von Borkum, dem evangelischen Geistlichen Ludwig Münchmeyer, der später für die NSDAP in den Reichstag einziehen sollte.„ Quelle: LTO a.a.O.

Glücklicherweise ist das Geschichte und Borkum ist immer noch von Bauten und Boom nicht so schick wie Norderney, aber die Dünenlandschaft ist definitiv eindrucksvoller ! Spaß macht auch, die großen Schiffe, die aus der Emsmündung kommen, zu beobachten! 
Architektonisch geht hier so einiges Durcheinander. Ein paar Villen und alte Kurhotels, Backsteinhäuschen und 60er Jahre Waschbeton, alles da! 
Borkum hat eine sehr schöne Promenade. Vom Hafen fährt eine historische Schmalspurbahn in den Ort, die ist sehr nett!

Und daher jetzt viele schöne Fotos!