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Sonntag, 30. Mai 2021

Corona und die ostfriesischen Inseln

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass Reisen im Mai/Juni 2021 immer noch genauso schwierig ist. Vor ziemlich genau einem Jahr war es gerade wieder erlaubt, Urlaub in Niedersachsen zu machen und wir hatten unter einem Erlaubnisvorbehalt für 7 Tage eine Ferienwohnung auf Borkum gebucht. Vitamin See und so weiter! Vor einem Jahr war der Cornwallurlaub erst 3 Monate her, in diesem Jahr liegt der letzte Urlaub bereits über 7 Monate zurück! Dreimal musste nun schon coronabedingt eine für April bzw Mai gebuchte Feruenwohnung auf Langeoog ( nicht etwa auf Martha's Vineyard oder den Seychellen...) verschoben werden und im Juni war Langeoog dann ausgebucht, also haben wir statt dessen eine Wohnung auf Wangerooge gemietet, yeah Meer und frei und erlaubt mit negativem Coronatest und zwei Folgeterminen für die nächsten Tage. Wir haben, wie vor einem Jahr auf Borkum, die gebuchten 7 Tage inzwischen auf 9 verlängert! Nachdem wir im Oktober 2020 auch noch auf Langeoog waren, ist die Coronazeit für uns eine Ostfrieslandzeit geworden. Auf Spieckeroog war ich 1988 einmal auf einem Tagesausflug und auf Norderney waren wir in den letzten Jahren sogar zweima. Ich habe jetzt den Überblick über die ostfriesische Inselkette, auch wenn Juist und Baltrum noch fehlen...! Wangerooge ist nach Baltrum die zweitkleinste der Inseln. Sie gehört zum Landkreis Friesland und hat etwas über 1.000 Einwohner. Die Insel ist autofrei und vom Hafen fährt eine kleine Eisenbahn, die -anders als auf Schwesterninseln- von der DB betrieben wird. Vom Fähranleger bis zum Ort fährt sie durch die Salzwiesen ummittelbar am Saum des Wattenmeeres entlang. Von der Bahn aus sind viele Wasservögel zu entdecken, einige brüten versteckt zwischen Grasbüscheln! Im Ort sind die Wege kurz und wir rattern mit den Koffern zur Unterkunft, die etwa 200 m westlich vom Cafe Pudding in zweiter Reihe vom der 100 m entfernten Promenade liegt. Wie Borkum und Norderney ( in Norderney auch am Wasser, aber nicht direkt an Strand) verfügt Wangerooge über eine Promenade direkt am Sandstrand! Dies ist perfekt zum Spazieren mit Meerblick ohne Sand zwischen den Zehen und vor allem für einen Sundowner! Ich hole mir im Surfcafé (hip genug für jeden Standard) ein Weizen mit Grapefruit und sitze im Sand. Friere ein bisschen dabei. Sonne ist gerade nicht! Eine Wolkendecke mit seltenen Sonnenlücken liegt bei sportlichen 12 Grad über Norddeutschland. Hier ist noch Raum für Verbesserung! Ich schreibe dies am Sonntag Morgen um 11.54 und wiederhole mich gerne, das Wetter darf noch zulegen! Die Wetterapp hat schließlich pure Sonne vorhergesagt, diese ist aber derzeit noch über dem Küstenhochnebel und arbeitet sich hoffentlich im Laufe des Tages noch durch...! Macht nix, ein Pullover mehr geht auch! Hauptsache trocken und Wasser im Meer und Weite des Blickes! Der hat es auf Wangerooge in sich: Dicke Pötte am Horizont, die aus der Ems, der Weser und der Elbe kommen oder einfach nur auf dem Weg vom Atlantik durch den Ärmelkanal in die Nordsee fahren - oder umgekehrt. Keine Einbahnstraßen auf dem Meer wie im Corona Testzentrum!
Strandkorb auf Wangerooge 

Beach combing 

Wangerooge - der Ort


 
Wellenbrecher am Strand 
Salzwiesen und neuer Leuchtturm 
Salzwiesen Wangerooge 
Hafen Wangerooge 
Segelschiffe zwischen Harlesiel und Wangerooge 

Schafe auf dem Deich bei Ostbense
Eisenbahn auf Wangerooge 
Scheidenmuscheln  am Strand
Im Sand sitzen und auf das Meer gucken 

Freitag, 31. Juli 2015

Reisen in die deutsche Provinz- Fortsetzung, diesmal: Bad Wörishofen

Irgendwie hat der Bordcomputer des Jaguar ausgerechnet, dass unsere Durchschnittsgeschwindigkeit 93 Stundenkilometer war, aber gefühlt haben wir zwischen Frankfurt und Würzburg nur gestanden. Und zwischen Würzburg und Ulm auch. Es gibt sehr viele Baustellen auf deutschen Autobahnen.

Im Spessart sah es so aus wie in Grimms Märchen, dunkel und grün und im Wald da sind die Räuber! Ein Schneewittchenschloss ist auch da. Bei Würzburg kam der Wein und dann wurde das Land wieder flacher, rund um das Donauried. Jetzt dominierten die Mai- und Kornfelder, überall in der Luft Staub wie Rauchfahnen, dort, wo die Mähdrescher entlang fahren. Etwa bei Krumbach tauchen fern als diesiger Schatten die Alpen am Horizont auf. Sozusagen wie der Blick von Denver Airport, fiel mir jedenfalls da ein.

in Krumbach trinken wir einen Kaffee in unserem ersten bayerischen Biergarten, komplett mit gewürfelter Tischdecken und dickem Kastanienstamm und -dach.

Dann geht es weiter nach Bad Wörishofern. Mehr Kurort geht nicht! Erstaunlicherweise sind sogar Leute unter 60 unterwegs.
Das Steigenberger ist zwar ein 5 Sterne Superior Hotel, aber Old School (es gibt Schlüssel...) unglaublich verbaut. Das erste Zimmer lehne ich ab (Dunkel, kein Ausblick, kein Balkon und Flecken auf dem Boden und Flickstellen auf der Tapete), dann bekommen wir ein Upgrade.
Ich wollte nie jemand sein, der dauernd am ersten angebotenen Zimmer rummeckert, aber genau genommen, habe ich es in den letzten 9 Monaten schon viermal gemacht. Liegt vielleicht aber mehr an der gesteigerten reisefrequent als an zunehmender Meckerei?!
Der Balkon im neuen Raum  ist zwar ein verwinkelter Fleck im Dach fast ohne Aussicht , aber ansonsten ist das Zimmer groß und bequem eingerichtet. Nicht gerade das , was man als cutting edge bezeichnen würde, eher das grünes-Jaquardmuster-und-Kirschbaumholz-Ambiente.

Der Wellnessbereich ist schön und ausserdem jetzt um sechs auch noch leer. Wir liegen in einem Daybed in der Sonne und den fürs Schwimmen gedachten Pool habe ich für mich alleine. Prima!

Nach dem Abendessen in der König-Ludwig-Stube ( ich habe so das Gefühl, als würde uns der Name noch öfters begegnen) mit einer bayerischen Tapas Version und Allgäuer Käspätzle (die hiessen aber nur so ähnlich wie Spätzle) sind wir noch ein bisschen raus gegangen. Das Hotel liegt am Kurpark und also fingen wir dort mit dem Abendspaziergang an. Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt. Der Kurpark hat 160.000 qm! Teilwiese sind dies reine Grünflächen, teilweise ist er sehr intensiv bepflanzt. Es gibt z.B. 500 verschiedene Rosenarten mit insgesamt 5.000 Stöcken. Dazu 1000 und eine andere Pflanze.  Pergolas mit Klematis, Kletterrosen und glockenblumenähnlichen Ranken, Phlox, Dahlien, Tagetes und jede andere Gartencenterstaude ,die man sich nur vorstellen kann.  Blütenflächen in jeder Farbe , aber nicht sorgsam gezirkelte Rabatten, sondern riesige Staudengärten, teilweise ganz alt. Richtig großartig. Dazwischen Wasser und Springbrunnen und eine Tennisanlage mit einer Jugendstiltribühne.
Es gibt einen Blindegarten und einen Duftgarten mit unzähligen Stauden. Jetzt, am Abend, dominieren Pfefferminze und Lavendel. (Geissblatt ist verblüht).

In einem anderen Teil des Parks (neben dem Kneippianum ;)) sehe ich ein Rondell, das wie ein Kurkonzertpavillon aussieht.  Ältere Blogleser bitte helfen: War "Einer fehlt beim Kurkonzert" ein Tatort mit Trimmel?
Bei näherem Hinsehen sind die Wände  des Pavillons aber bedeckt, mehrwürdig. Und an einer Seite ist eine beleuchtete Öffnung. Ich gucke mir das ganze näher an und stelle fest: es ist ein Gradierungsraum. Alles klar?

Von innen betrachtet ist es ein Zwölfeck, dessen Wände mit 4 Meter hohen Schlehdornreisigen bedeckt sind. Übereinandergestapelt, mit der Schnittkante zum Innenraum. Von oben rieselt in 10 cm Abständen jeweils ein Rinnsal Salzwasser in die Reisigwand. Das Wasser rinnt dann die Zweige entlang in eine Rinne am Boden. Oben bilden sich kleine Mini-Pammukale Salzklümpchen, es plätschert beruhigend und die fallenden Wassertropfen sehen im Scheinwerferglanz aus wie Sternschnuppen. Gesund soll das ganze auch noch sein. Also müssen wir morgen noch einmal da hin.

Auf dem Rückweg kommen wir beim Löwenbräuhotel vorbei mit seinem anheimelnd aussehenden Biergarten auf der Terrasse. Ich will Armin, der im Park nach einem Kurschatten gesucht hat, in die Hotelbar Löwenhöhle schicken, aber er will doch lieber wieder mit mir in unser grünes Jaquardmusterzimmer.

Das grüne Jaquardzimmer

Turn Down Service mit Betthupferl