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Mittwoch, 26. Februar 2020

Teatime


Am Morgen machen die Möwen zwischen dem kleinen Pier und unserem Haus einen Freudentanz, die Sonne scheint schon wieder!

Wir haben heute eine Teatime der besonderen Art auf dem Programm.  Gemeint ist natürlich nicht unser Cornish Breakfast Tea Smuggler´s Brew zum Frühstück. Vielmehr geht es zum Tregothnan Estate. Ich hatte Armin ja vorgestern eine Privatführung mit einem Gärtner durch den öffentlich nicht zugänglichen Garten geschenkt.

Um 14 Uhr ist Treffpunkt am kleinen Teeladen neben dem Estate Office, wo Teeprodukte des Estates und Marmelade verkauft wird, ebenso werden Blumenbouquets auf Bestellung gefertigt und sogar versendet.





Lawrence Wright , der uns heute führt, ist einer der nur 7 Gärtner des riesigen Grundbesitzes, gibt die Größe des von den Gärtnern zu pflegenden Parks  (also ohne den von Pächtern oder selbst vom Estate bewirtschafteten Grundbesitz) mit 100 Ha an.
"Welcoming Estates" (Link s.u.) nennt als Fläche des Gartens dagegen eine Größe von nur 100 Acres.
 1 Acre entspricht 4.047 m² beziehungsweise 40,47 Ar. Insgesamt ist der Garten im engeren Sinne danach etwa 40.000 qm groß, das entspricht 5,6 Fußballfeldern.

Eine andere Quelle, Historic England, differenziert genauer:
"The c 150ha site comprises some 25ha of gardens and pleasure grounds and c 125ha of parkland, ornamental woodland, and drives."https://historicengland.org.uk/listing/the-list/list-entry/10006

Gebucht haben wir: "Whilst the botanical garden remains private, we offer a strictly limited number of visitors the chance to enjoy one of England’s hidden treasures with our garden tours. Head Gardener, Neil Bennett, or his assistant, will personally guide you through over 40 hectares of gardens before you complete your visit with an indulgent cream tea served in the Estate Tea Shop."
(www.tregothnan.co.uk)

Wir jedenfalls haben 3 Meilen (das sind 4,8 km) Wanderung vor uns, heute müssen wir uns keine Gummistiefel leihen, von denen eine kleine Auswahl vorhanden ist. Ich habe meine allerdings sowieso im Kofferraum. Ich entscheide mich bei der Strecke für die  gefütterten Winterstiefel.
Zum Herrenhaus führt eine 4 Meilen lange Privatzufahrt, die ausschließlich von der Familie und den geladenen Gäste benutzt werden darf.  Sie beginnt beim imposanten Lodgehaus in Tresillian, etwa 3,8 Meilen östlich von Truro. Wir fahren, wie auch alle Angestellten über die kleine Landstraße in Richtung St. Michael in Penkivil. Dort wohnt im alten Pfarrhaus (Vicarage), als Alterssitz, der Lord of Falmouth, der etwa 100 Jahre alt ist. Die 4 Meilen lange Zufahrt ist die längste im Königreich.

Honourable EAH Boscawen, der derzeitige Hausherr,  erbte den Estate von seinem Vater, dem  9. Viscount Falmouth  1985. Er ist auch noch der Chairman (Chef) von  Goonvean Holdings Limited, einer Gruppe industrieller Unternehmen. Die Familie hat drei Kinder im Alter von 18 bis Mitte 20, die aufgrund von Schule (A-Levels) und Studium  nur in den Ferien da sind. Was bedeutet, dass der /die SchülerIn -natürlich- auf einem Internat ist.

Die Familie der  Boscawens lebte in Tregothnan seit dem Jahr 1334 , Tregothnan ist Sitz des Viscount Falmouth. Der Vater des Hausherrn (der im Pfarrhaus) war als jüngerer Bruder eigentlich gar nicht für die Rolle vorgesehen, im 2. Weltkrieg fielen aber die vor ihm Erbberechtigten und er wurde nolens volens der 9. Viscount. Da er zuvor ohne gesellschaftlichen Druck bezüglich der Erblinie leben konnte, hatte er sich bereits  in eine nichtadlige junge Dame verliebt, die an einem der wenigen Colleges für Frauen, an denen man Gärtnerin werden konnte, ausgebildet wurde. Ein Glücksfall für den Garten. Laurence erzählt, dass sie mit eiserner Hand die Brigade der Gärtner anführte und stets die Richtung der Anlage steuerte. Wenn sie 1,5 Stunden Mittagspause machte, mussten die Gärtner genauso lange pausieren, denn sie wollte stets höchstpersönlich ein Auge auf die Arbeiten haben.

Tregothnan hat die ältesten Kamelienbüsche  im UK. Einige sind fast 300 Jahre alt, sie waren die ersten, die im UK nicht im Gewächshaus, sondern in die freie Natur gepflanzt wurden.  Tregothnan ist heute Teil der  National Collections of Camellias.

Das für die Kinder angelegte Labyrinth aus Kamelien ist mein Lieblingsteil des Gartens. Als die Büsche endlich zusammengewachsen waren, war das jüngste Kind bereits 12 und damit mehr an der Playstation interessiert.

Auch der gegenwärtig als Superfood getypte Manukka Honig wird hier "angebaut".
Tregothnan hat die  Manukka Pflanze  bereits im 19. Jahrhundert aus Neuseeland importiert und ist der einzige kommerzielle Produzent außerhalb Neuseelands.

Die Magnolien sind ebenfalls alt und riesig. Ein Hotelier (Hotel am Nare Head auf der Roselend Peninsula) hat aus Marketing Gründen , um Urlauber schon im Februar und März nach Cornwall zu locken, eine Kampagne "Wieviel Magnolien Bäume blühen schon?" gestartet. Wenn es 2.000  in ganz Cornwall sind, dann ist offiziell Frühling. Cornwall Murmeltier-Tag.
Die Rhododendren ( von Laurence liebevoll die "Rhodies" genannt)  gehören zu den größten weltweit , ein Baum hat eine Blütenpracht "from a single stem with 50 foot crescendos of full flower."
https://www.welcomingestateswebsite.com/estates/united-kingdom/cornwall/tregothnan

Das Tregothnan Mikroklima kommt von der Lage knapp 10 km vom Meer entfernt, aber an einem Meerarm von 18 m Tiefe, der vom Golfstrom gewärmtes Wasser führt, auch kommt der salzige Wind nicht mehr soweit in das Inland.
All dies führt zur größten Attraktion von Tregothnan, der Teeplantage, von der ich ja schon geschrieben hatte. Der1/4 Acre alte Teil, den ich fotografiere, ist heute nur noch ornamental. Die eigentliche Plantage umfasst derzeit 300 Acres und wird immer weiter ausgebaut, jedes Jahr werden neue Büsche gepflanzt, will ein Pächter sein Land z.B. aus Altersgründen abgeben, wird es dazugenommen. 4 1/2 Jahre dauert es vom Steckling bis zur Erntereife.

Der Teeanbau deckt schon heute die Kosten des Gartens, aber da ein Grundbesitz mit alten Hausbestand und hohen Erbschaftssteuern ( der alte Lord musste 90 % zahlen) immer "on a shoestring" geführt wird, soll das schon jetzt erfolgreiche Marketing mit einer Hochpreisstrategie ausgebaut werden. Die eigentliche Teeplantage ist maschinennutzbar angelegt und derzeit auf nicht zugänglichem Privatland. Hier sollen zukünftig viele weitere Wege der touristischen Nutzung eröffnet werden.
Auf dem Estate sind umfangreiche Pflanzungen von Osterglocken zu sehen, die aber zum Bereich der jeweilige Pächter gehören. Riesige Felder, u.a. wird die Supermarktkette Tesco beliefert.

Derzeit ist der Park Privatgelände. Insgesamt 1000-2000 Besucher kommen allerdings zu Privatführungen, davon einige Gruppen. Melden sich individuelle Besucher an, dann werden sie nicht zu einer Gruppe zusammengefasst, sondern einzeln betreut.

Einmal im Jahr kommen weitere 5.000 zahlende Besucher plus Kinder und Hunde , am Tag der Charity Garden Opening Day, der Eintritt kostet GBP 12 und kommt jedes Jahr einem anderen, möglichst guten lokalen Zweck zugute. letztes Jahr konnten der Blindenhilfe Cornwall 50.000 GBP überwiesen werden. Im April 2020 findet der nächste Event statt, diesmal zugunsten eines Vereins, der sich mit der Therapie psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher von 5-19 beschäftigt.

Mehr zu Tregothnan und dem Teeanbau unter: https://tregothnan.co.uk
Mehr zu Tregothnan und der Gartenanlage sowie dem Haus  unter: unter: https://historicengland.org.uk/listing/the-list/list-entry/1000655

Zum Abschluss unseres Besuches gibt Lawrence uns noch seine Kontaktdaten, falls wir irgendwo sind, wo es Gärten geben könnte, sollen wir fragen, welche Gärten dort sehr gut seien und umgekehrt. Er legt uns im UK besonders Highgrove ands Herz und die vielen Privatgärten, die man unter dem National Garden Scheme besichtigen kann: https://ngs.org.uk!

Wir beikommen noch am einzigen Tisch des kleinen Ladens und nur für uns einen Cream Tea und dürfen das Marmeladen Glas mit Kram Finest Plum und die Clotted Creme mitnehmen.

Ein toller Tag, bei dem bis auf eine Schauer das Wetter mit viel blauem Himmel gehalten hat und an dem wir viele neue Eindrücke in Natur und Garten bekommen haben.

Osterglockenfelder, eines hinter dem anderen ( teilweise grün )


Crocosmia (Montbretien) im Gegenlicht, noch ohne Blüten

Kamelien Labyrinth , Tregothnan

Kamelie nach der Schauer

Deutlich erkennbar die Gänge

Magnolie Tregothnan

Teeplantage , heute nur noch ornamentaler Teil

Die größten "Rhodies"


Korkeiche

Osterglocken und der Meerarm "Fall"

Das Herrenhaus, Tregothnan
Teepflanzen, Tregothnan
Magnoliensorte 2, Tregothnan

Magnoliensorte 3, Tregothnan
Magnoliensorte 4: Tregothnan
Wunderschöne große Pinien, Wunderschöne große Pinien
Bluebells-Allee ( in ein paar Wochen..)
Fein gestreifte Kamelie

Osterglocken

Cream Tea 1, Tregothnan



Der kleine Verkaufsraum, Wunderschöne große Pinien

Gartenhaus, Fasanenjagd
5 Km durch den Garten

Dienstag, 18. Februar 2020

Trelissick und Truro

Aprilwetter und heute einmal nicht so lange Spazierfahrten?! Wr entscheiden uns für den an der Straße in Richtung Truro liegenden Trelissick Garden und einen Einkaufsbummel in Truro.

Etwa 30 Minuten vor Sonnenaufgang
Sonniger Blick auf Flushing links 
... und aus dem Fenster geradeaus
...und nach unten
Der Grundbesitz wurde 1755 zunächst als Erweiterung eines Farmhauses erbaut. In der heutigen Form geht das mit Säulen verzierte  Herrenhaus  aber auf die Copeland Familie zurück , insbesondere auf Ida Copeland, die das Anwesen 1937 vom der Industriellen Cunliffe in ihrer Eigenschaft als dessen Stieftochter erbte. Ida war da schon mit Ronald Copeland verheiratet, der Managing Director der W.T. Copeland and Sons Ltd. , einem Unternehmen zur Fertigung von feinem Spode Porzellan. Sie lebten in Stoke-on-Trent in den Midlands. Im 2. Weltkrieg  wurde das Trelissick von der US Army, und zwar 77. Luftabwehr- und Artillerie Einheit, genutzt.  Diese half  zum Einen die Region um Falmouth zu schützen  und zum Anderen auch bei der Vorbereitung des D-Days.
Nach dem 2. Weltkrieg zogen Ida und Ronald ganz nach Cornwall. 1955 übergab sie den Besitz dem National Trust unter der Maßgabe, dass die Familie weiter dort wohnen könne. Erst 2013 zogen Sohn und Enkel dann auch weg.

Trelissick Haus
Trelissick Spode Porzellan
Die Besucher kommen allerdings nicht wegen des Hauses, sondern wegen des weitläufigen Parks und Waldgelände. Der Garten ist ein sog. Spring Garden, der seine große Vielfalt von Rhododendren , Kamelien, Magnolien und Azaleen im Mai am Besten zeigt. Dann blühen auch unzählige blaue Glockenblumen und der Bärlauch.
Jetzt ist aber erst Februar. Dennoch gibt es Teppiche von Schneeglöckchen, erste Rhododendronblüten, ein, zwei schon jetzt voll aufgeblühte Magnolien und viele blühende Kamelien. Ein besonderer Reiz besteht darin, dass die Laubbäume noch nicht grün sind und man daher ihre Aststruktur so gut erkennen kann.

Trelissick Rhododendron
Trelissick Rhododendron
Magnolien, benannt nach dem franz. Botaniker Pierre Magnol (1638-1715), stammen aus Ostasien und den USA, es gibt nach verschiedenen Quellen zwischen 200 und 250 Arten plus Hybride. Etwa 150 Sorten sind vom Aussterben bedroht. Magnolien sind prinzipiell immergrün, es gibt aber auch sommergrüne Arten und von denen blühen einige schon, bevor die Blätter ausschlagen. So ist das auch bei der wunderschönen Tulpenmagnolie in Trelissick.

Trelissick Magnolie
Trelissick Magnolie
Trelissick Magnolie
Verwehte Magnolienblätter
Für Cornwall besonders typisch sind neben den Rhododendren die vielen Kamelien. Die Großgrundbesitzer hier haben tatsächlich sogar Expeditionen nach Asien in das Hochland finanziert, um neue, seltene Arten hierher zu holen. In einem Buch über das harte Leben der Minenarbeiter in Cornwall kann man lesen, wie arm die Menschen hier waren. Die Bolitho Familie zum Beispiel  betrieb Minen und gleichzeitig sponsorte sie teure Expeditionen. Im Castle Caerhays haben wir gelernt, wie die Familien Pflanzen  austauschten, um Züchtungen zu ermöglichen. Zudem stelle ich mir vor, konnte man auch mit einer neu entdeckten, besonders seltenen Pflanze gut prunken!

Trelissick Kamelie
Trelissick Kamelie
Trelissick Kamelie
"Die Gattung der Kamelien umfasst rund 300 Arten sowie unzählige Sorten und Hybriden. Sie alle zählen zur Familie der Teeblattgewächse (Theaceae). Die Chinesische Kamelie (Camellia sinensis) ist in Ostasien eine Jahrtausende alte Kulturpflanze – schon seit über 4.000 Jahren werden aus ihren Blättern der Grüne und der fermentierte Schwarze Tee gewonnen. Neben der eigentlichen Teepflanze gibt es auch andere Kamelien, die wegen ihrer schönen großen Blüten als Ziersträucher äußerst beliebt sind. Die bekannteste Kamelien-Wildart ist die Japanische Kamelie (Camellia japonica). Sie wurde 1735 vom schwedischen Pflanzenforscher Carl von Linné entdeckt und nach Georg Joseph Kamel benannt, einem mährisch-österreichischen Jesuitenpater und Naturkundler, der erstmals die Pflanzenwelt der Philippinen beschrieb.

Die ersten Kamelien gelangten vermutlich im 16. Jahrhundert nach Europa – kurioserweise vor allem durch das Bemühen der europäischen Staaten, die kostbaren Teepflanzen zu importieren. In China wurden oft die optisch sehr ähnlichen Zier-Kamelien als Tee-Kamelien deklariert, weil das Land sein damaliges Monopol im Tee-Anbau schützen wollte. Das führte dazu, dass die Kamelie schon Mitte des 18. Jahrhunderts in England eine sehr beliebte Gartenpflanze war, der Tee aber immer noch aus Ostasien bezogen wurde."(Quelle: https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kamelie)

Der Parkplatz von Trelissick Garden war heute sogar voller als im Mai. Viele Familien nutzen die "Half-term"-Ferien zu einem Winterurlaub und scheuchen die Kinder durch die Botanik, Rallyezettel in der Hand.

Trelissick Schneeglöckchen
Feock, Cottage
Blick auf den Meerarm
Von Trelissick aus fahren wir nach Truro und gehen erst einmal in Charlotte´s Tea House, in der alten Coinagehall, deren Geschichte auf das Jahr 1302 zurück geht, das gegenwärtige Gebäude stammt aus dem Jahr 1848. Hier trafen sich die Minenbesitzer und die Banker. Ob sie in einer Pause bei einem Brandy über den neuesten Kamelienerwerb redeten oder ob die Damen  eher beim Tee damit angaben, weiss ich nicht.

Wir jedenfalls folgen dem Tipp unserer Freund Marita und Hans  (Teehaus in Düsseldorf-Benrath: http://www.teehaus-benrath.de) und gehen Tee trinken. Wir bestellen zwei Cream Teas, worunter man neben einer Kanne Tee Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream versteht. In Cornwall kommt erst die Marmelade auf die Scone-Hälfte und dann die Clotted Cream oben drauf, in Devon macht man es umgekehrt.

Charlotte´s Teahouse ist ein bewusst altmodisch gehaltenen Unternehmen, gut besucht und preisgekrönt. Nicht gerade hip oder hygge, dafür tragen die servierenden Damen schwarze Kleider mit weißen Schürzen und Stirnbändern/Häubchen. Alle Speisen sind hausgemacht und wirklich lecker. http://charlottes-teahouse.co.uk
Das Teahouse besteht seit 1994 und ist definitiv nicht als Touristenlokal konzipiert oder von diesen okkupiert.
Ein Interview mit den Inhabern dazu gibt es hier: https://www.cornwalllive.com/news/cornwall-news/charlottes-tea-house-truro-history-834277

Charlotte´s Teahouse
Scones
Der Rest ist Einkaufen.Das Übliche eben. Erwähnenswert ist aber, dass wir eine Auftragsarbeit bei M&S erledigt haben, zwei Tweedcaps für meinen Vater, als Ersatz für welche, die er selbst einmal bei M&S gekauft hatte. Wir sind sofort fündig geworden! 20 % off, weil ja schon die Magnolien blühen und der Winter auf dem Rückzug ist!