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Sonntag, 23. Februar 2020

Zumindest zeitgenössisch, wenn auch (noch) nicht Kunst ?!

Zweiter Tag des Kurses zur Gegenwartsmalerei in der Newlyn School of Arts.
Wieder geht's bis 16.00 Uhr und man hat fast durchge"arbeitet" und ist jedenfalls vor lauter Konzentration durch. Bei mir kommt noch hinzu, dass das ja alles in englischer Sprache erfolgt und ich vor allem bei Gesprächsrunden mit Diskussion viele individuelle Sätze mit meiner zunehmenden Altersschwerhörigkeit herausfiltern UND übersetzen muss. Bei einer kurzen Kaffeepause am späten Vormittag stellt zum Beispiel eine der Mittlerinnen die Frage: "Wird es im Postkapitalismus noch Kunst geben?". Ichfrage sie, ob sie im Hauptberuf Lehrerin ist/war. Sie war Lehrerin! Hah! Trotz der etwas prätentiösen Frage  entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. In der Mittagspause erzähle ich dem neben mir sitzenden John (Grafiker) aus Totnes ("twinned with Narnia") vom Karneval in Köln und was da alles passiert (Stippeföttchestanz habe ich dann noch nicht zu übersetzen versucht und auch der schwule Tanzcors der Rosa Funken läßt sich nicht so einfach übersetzen.)und warum das alles Weltkulturerbe ist. Er erzählt mir von seiner Tangoleidenschaft. Er wohnt während des Kurses bei einer Freundin Denise aus Helston, die auch am Kurs teilnnimmt und mit der er die Leidenschaft für Tango teilt. Der Kreis schließt sich, als sie dann von der Parade in Helston am Flora Day im Mai erzählt und den verschiedenen Arten von Tänzen, die dort vorgeführt werden und die viel mit dem alten System des Landadels und der einfachen Bauern und Arbeiter zu tun haben. In Köln war sie schon, ein Rheintrip als Studentin -sie ist meine Generation- in Heidelberg sei sie mit dem Rucksack über eine Anwohnerstraße gegangen und spontan von Leuten in das Haus eingeladen worden. Deren Kinder hätten begeistert von der Aufnahme in England bei einem Schüleraustausch erzählt, sie wollten jetzt etwas zurückgeben.

Ich komme mir manchmal wie die Deutsche mit den Liegen und den Badehandtüchern vor, wenn ich die Kursleiterin Marie Claire darauf hin weise, dass wir den völlig überfüllten Tisch und Boden frei räumen müssen sollten, da wir sonst keinen Platz für die nächste Aufgabe hätten. Sie sagt sie sei froh, dass hier wenigstens einer an das Organisieren denke....

Die Aufgaben heute: Nach einer gemeinsamen Besprechung der Skizzen von gestern hat jeder einen Starting Point für ein daraus zu fertigendes Bild. Ich werde ermahnt wenn ich versuche, ein "richtiges" Bild zu machen, wir sind hier , um uns der Gegenwartskunst zu nähern! Das bedeute mehr spielerische Herangehensweise, mehr Planlosigkeit, keine Geschichten mit dem Bild erzählen zu wollen, keine Begründungen für einen Strich zu machen. Das ist echt harte Arbeit!

Danach sollen wir mit relativ flüssiger Farbe ( 3 Farben konnte man aus den Grundfarben wählen) zwei große Kartons begiessen. Einen so lassen, beim anderen ein Blatt darauf legen und ausstreichen, sodann noch einmal, mit dem Ergebnis von 4 großen Blättern mit zufälligen Farbflecken und Flächen.
Sodann sollten wir darin Landschaften (auch Phantasielandschaften) erkennen und weiter ausarbeiten.

Der gaze Raum ist voller bunter Blätter. Nicht einfach, auch wenn ich auf Anhieb eine Berglandschaft, eine hügelige Landschaft , eine Unterwasserlandschaft und ein Blumenbeet sehe. Armin hat sich die Ausgangskleckserei angesehen und hatte völlig andere Assoziationen, zum Beispiel ein Motorrad. Auf die Idee wäre ich im Leben nicht gekommen.

Nach dem Kurs fahren wir nach Sennen , zum Strand und zur Cove. Es ist Flut. Der Strand, von dem sonst aber bei Flut noch ein deutlicher Streifen trockener Sand verbleibt, ist weg. Surfer sind daher natürlich keine da, eine Welle rollt nach der anderen herein, auch hier ist das Wasser weiss vor Gischt. Im Hafenbereich brechen die Wellen über den Wellenbrecher. Es fehlen  zwar das Azurblau und das Himmelblau, aber Winter in Cornwall hat auch ´was!

Armin guckt nach dem Frühstück den Schwimmern zu



Der Wellenbrecher an der Sennen Cove


ist fast nicht mehr zu sehen!



Das nicht contemporary-genug Bild vom Morgen 

Landschaft aus Klecksbild Nr. 2
Landschaft aus Klecksbild Nr.1
Klecksbilder in Arbeit von John mit Farbtöpfen
Klecksbilder wohin man guckt
Klecksbild Nr 4
Klecksbild Nr.3
Bilder von heute Morgen
Der Pub gegenüber unserem Haus: The Ship Inn




Dienstag, 9. Oktober 2018

Besser geht´s nicht!

Beim Wachwerden blinkt die Sonne durch die Lamellen des Rollos. Die Sonne steht schon knapp über dem Horizont. Ich ziehe mir schnell eine Jeans an und einen Sweater über mein Schlafshirt und gehe hinunter zum Wasser. Alles glitzert,  die Farben der bunten Kanus an der Kaimauer sind scharf. Mir begegnen immer wieder ein paar Leute mit der Morgenzeitung unter dem Arm und einem freundlichen Good Morning auf den Lippen: It is stunning, isn´t it! Yes it is! Absolut!

Am Hafen von Mousehole

Dann finde ich meine "große" Kamera nicht. Sie liegt nirgendwo in unserem Haus und auch im Auto, wo sie eigentlich sein MÜSSTE, finde ich sie nicht. Armin auch nicht. Ein letzter verzweifelter Versuch der Suche nach dem Frühstück noch einmal im Auto, eigentlich müssen wir dringend los nach Newlyn. Ich will unter dem Beifahrersitz nachgucken und da fühle ich, dass sie genau da liegt , wo ich sie gestern hingelegt hatte, hinter dem Beifahrersitz. Im scharfen Schatten, war die schwarze Hülle nicht zu sehen gewesen. Tag gerettet. Allerdings habe ich in der Eile die kleine Kamera  ohne Akku eingepackt (der war noch in der Ladeschale) und die große Kamera (die ich eigentlich während des Frühstücks laden wollte) wäre vielleicht noch vom Füllstand gegangen, aber zu schwer für das Wandern mit Malsachen. Als wird es ein Iphone Tag. Gut, dass die Kamera darin sehr ordentlich ist!

"What a gorgeous day", "Aren´t we lucky?" heisst es dann  auch in der Newlyn School of Arts. Wir verlieren nicht viel Zeit (M. geht es besser und sie ist nett, C. hat Migräne und musste leider absagen, erstmal jedenfalls und An. ist gar nicht gekommen, sie ist wohl mit ihrem Mann unterwegs). R. aus Falmouth kommt wieder als Letzte und hat es wieder nicht geschafft, Essen mitzubringen, sie ist  cool und nett und chaotisch.

Der kleine Bus bringt uns zum Parkplatz von Land´s End und wir gehen direkt zum Küstenpfad in Richtung Sennen Cove. Unsere "lovely Ann", die nette Chauffeurin fährt unterdessen mit dem Bus zur Sennen Cove, im Bus transportiert sie  alle großen Malbretter, die Farben und die Din à 1 Blätter sind. Dort werden wir sie später treffen.

Wir wandern los mit kleinem Gepäck, nur unsere Kursschulmappe mit Stiften und Papier. G. hat eine praktische Umhängetasche mit, in die auch die Mappe passt. Nach etwa 500 m ist der erste Malstop. G. stellt fest, dass seine Mappe bei Ann im Bus liegt und in seiner Umhängetasche im wesentlichen nur sein Telefon und sein Butterbrot ist. Imogen, die Kursleiterin hat Extrablätter und -stifte bei. Den Rest kann er sich bei einem von uns leihen.

Wir werden auf dem Weg zur Sennen Cove ab jetzt immer wieder halten und 5-10 Minuten Skizzen fertigen. Es läuft sich auf dem Küstenpfad wie auf einem Teppichboden, die Sonne knallt, alles glitzert und die Wellen rollen heran um mit weißem Schaum in die Granitfelsen zu brausen. Wie hoch wir sind, sieht man nur, wenn ein Stück weg ein Mensch zu sehen ist und so die Proportionen klar werden.

Es ist so einer dieser kostbaren Tage. Keine Arbeit, man macht etwas Schönes und der Himmel singt mit. Schöner kann das Wetter nicht sein. Ich erzähle den anderen, dass wir viel reisen und es viele schöne Orte gibt, auch zuhause. Aber Cornwall im Sonnenschein ist einer der schönsten Orte, die ich mir vorstellen kann oder je gesehen habe.

Wir hocken auf den Felsen am Abgrund , zeichnen und gucken, ab und zu wird ein Foto gemacht. Nicht nur, weil man versucht ist, diese Momente für immer festzuhalten, sondern auch, um später einmal die Skizze zur Hand nehmen zu können und das Foto und dann ein Bild damit zu malen.

Zu schnell (und etwas 6 Skizzen und ein Picknick später) sind wir in Sennen. Imogen schlägt vor in der Strandbar erst einmal einen Wein trinken zu gehen, um die nötige Lockerheit für das großformatige Papier zu bekommen und überhaupt. Inzwischen haben wir alle drei Lagen Kleidung schon in den Rucksack gestopft. Im Beach Café "Surf " verteilt Ab. Sonnenmilch. H. aus Schottland bestellt ein Bier und erhält ein Pintglas. Das Erste in ihrem etwa 70-jährigen Leben, wie sie sagt. Der Barmann meinte, da sie keine spezielle Größe bestellt habe, habe er ihr halt das Übliche gegeben. Gott sei Dank ist am Parkplatz eine Toilette und daher können wir alle drauflos trinken. H. ist gespannt, ob sie den Pinsel noch wird gerade halten können. Wir halten die Gesichter in die Sonne. Unsere Künstlerin bezeichnet sich ja als "Contemporary Impressionist", also Jetztzeit Impressionisten. Die Impressionen von heute will jeder auf dem großen Blatt unterbringen.  Sonne im Nacken, Salz in der Luft, blau und türkis und dicke weiße Linien. Ein Surfer mit rotem Brett, glitzerndes Wasser und leuchtender Tang.
Der letzte Maltag findet langsam sein Ende.

Es wäre schön, jetzt eine Woche lang nur zu wandern und zu faulenzen und dann noch einmal den Faden wieder aufzugreifen. Weiter zu arbeiten an der Balance im Bild und dem Zusammenfügen und Verschränken aller Elemente. Zum Beispiel dadurch, dass man dem Flug einer Möwe mit eine, Strich Ölkreide folgt.

Es war, wie jedesmal, wieder eine inspirierende Zeit im Kurs, mit interessanten Menschen, die man im Streiflicht kennenlernt.

Ab Morgen wird dann wieder "richtig" Urlaub gemacht, leider nur noch ein paar tage. Aber Zuhause kann man das Gelernte ja auch wieder aufnehmen.

Erster Blick nach dem Aufwachen

Harbour Road, Mousehole

Vor der Mauer zur Harbour Road

Glitzernde Sonne

Minigasse in Mousehole

Fenster in Mousehole

Fenster im Atelierraum, Newlyn School of Art

Granitfelsen am Küstenpfad nahe lLnd´s End

Zum Größenvergleich, links oben sitz ein Pärchen

Ausdrucksstarker Fels

Schäumendes Meer

Skizzen am Abgrund

Blau und Türkis

Panoramafoto

Sennen Cove-Whitesand´s Beach

Imogen Bone und Zuschauer am Wegesrand

Surfer und Lifeguard, Sennen

Weite

Wellen

Tang

Ausbeute der 4 Tage

5-Minuten-Skizze

Das Riesenblatt (1 m breit) = Work in Progress




Montag, 8. Oktober 2018

Malen am Pendeen Lighthouse

Heute gibt es keinen orangefarbenen Sonnenaufgang, sondern wieder einmal grauen Hochnebel, der sich -von kleinen Ausnahmen abgesehen,  den ganzen Tag nicht auflöst. Trotzdem stellen wir am Abend fest, dass wir "Farbe bekommen haben", die UV-Strahlen haben es also geschafft , durch die Wolkendecke zu kommen.

Am Morgen gibt es in der Newlyn School of Art erst eine Runde entlang der entstandenen Skizzen und Bilder mit Kommentaren, Vorschlägen und Diskussionen. Womit ist man zufrieden, womit nicht? Stimmt die Balance? Wo könnte man noch etwas nacharbeiten,-oder eben auch nicht-.Dann haben wir noch eine halbe Stunde, um das ein oder andere umzusetzen. Man muss dabei ganz schön vorsichtig sein, das Bild nicht zu verschlimmbessern. Rachel geht mit einem breiten Pinsel voll Ocker radikal über die obere Hälfte ihres einen Bildes. Erst nach unserer Rückkehr am Nachmittag, nachdem die Farbe getrocknet ist, konnte man die Wirkung sehen, der Mut hat sich geloht.

Während des gemeinsamen Rundganges hatte ich mich so halb sitzend an einen der Ateliertische gelehnt, mit dem Ergebnis, dass die Platte an der anderen Seite hochging und nach meinem vorsorglich schnellen Aufstehen mit lautem Klappern wieder runterging. So schlimm war es nun doch nicht, da die Platte aus höchstens 10 cm herunterfiel. Eine ältere Kursteilnehmerin, M.  erschreckte sich aber offenbar so, dass sie scharf nach rechts guckte und sich dabei einen Nerv im Nackeneinklemmte. Ich erzählte dann die Geschichte von "How clumsy can a wife be", aber die Dame war offenkundig "not amused". Rachel ist im Hauptberuf Ärztin und schlug vor die Seite des Halses zu kühlen. Mangels Alternative hielt sich  M. eine Zweiliterflasche Milch aus dem Kühlschrank  an den Hals. Unsere Kursleiterin fand das "rather surreal". Als ich wieder von meinen Korrektur/Ergänzungsarbeiten aufgucke, ist M. weg.  Sie hat sich von einer Mitarbeiterin der School of Art zum Krankenhaus fahren lassen, weil sie solche Schmerzen hatte und sich schwindelig fühlte. Ich kam mir ein bisschen so vor, als hätten die Deutschen schon wieder was kaputt gemacht, "don´t mention the war" and all that, aber meine Mitstreiterinnen meinten, dass das nun wirklich nicht meine Schuld sei, wenn die Dame "zu den etwas nervösen Menschen gehöre".

Als wir später von unserem Outing zum Pendeen Lighthouse zurückkommen, (drei Stunden später) ist M. gerade zurück. Sie wurde mit Paracetamol versorgt und war nun auch wieder in der Lage, den Mittagssnack etwas verspätet zu essen. Nach insoweit wiederhergestellter Ordnung, gibt es einen weiteren lauten Krach, Hilary ist ein Kaffeebecher auf den Boden geklatscht. Ich war glücklicherweise auf der anderen Seite des Raumes und sagte: "It was not me", aber M. war erneut not amused.

Auf der Klippe von Pendeen Lighthouse  haben uns wir auf der südlich gelegenen Seite der Landzunge niedergelassen. Von dort hat man den dramatischen Blick auf das schäumende Wasser unten und die Ruinen der Totallack, Geevor und Levant Minenruinen mit den typischen Schornsteinen hoch oben.



Leider ist diese Stelle ganz schön exponiert. Es ist ein ganz toller Platz zum Malen, aber wir beginnen mit dem Picknicken, während Imogen etwas demonstriert und danach ist mir schon kalt. Außerdem hingen bereits mein Ärmel rechts und der Ellbogen links der "Kanadajacke" nacheinander in der weißen Farbe. Bei den Bodenverhältnissen und dem Wind ist nix unter Kontrolle. (Glücklicherweise lässt sich das Meiste erst herauswaschen und zurück im Haus der Rest abkratzen. Acrylfarbe ist gemein!). Aber wir halten immerhin knapp gut zwei Stunden aus. Ich rühre mich nicht vom Fleck, nachdem ich eine einigermaßen bequeme und etwas windgeschützte Grasnarbe gefunden und mich darauf niedergelassen habe. Unter dem Hintern ein dünnes Klappkissen, was sowieso sofort wegfliegen würde, wenn man aufstehen würde. Ist mir vorgestern dauern passiert, aber heute sind wir direkt neben der Abbruchkante der Klippe, da wäre das Kissen ruckzuck weg. Und Toiletten gibt es sowieso nicht und die Büsche bestehen aus 30 cm hohem Heidekraut. Also gibt es keinen Grund sich zu bewegen.

Mein Bild


Das Panorama ist, wie immer, überwältigend und das Meer braust. Wir sehen sogar eine der selten gewordenen cornischen Choughs (gesprochen chuff , also Tschaff). Dieser selten gewordene Vogel war 28 Jahre lang, seit 1973,  aus Cornwall ganz verschwunden, jetzt gibt es wieder eine kleine, wachsende Population. Auf deutsch heißt der Vogel
Alpenkrähe.

Nachdem wir alle dauerhaft  eiskalte Hände haben, machen wir uns auf den Weg zurück.  Eigentlich ist es kein richtig kalter Tag (15-18 Grad), aber der Platz ist so toll, weil er so exponiert ist. Gestern barfuss , heute Mütze, Küste im Oktober! Wir fahren jedenfalls nach dem Malen zu Marks & Spencer und ich hole mir eine Thermostrumpfhose und ein Thermounterhemd und eine Daunenweste. Morgen geht es nämlich von Land´s End bis zur Sennen Cove und Whitesands Bay. Aber wahrscheinlich können wir dann wieder im T-Shirt wandern und malen....

Cove am Pendeen Lighthouse

Basislager

Demo von Imogen Bone

Blick auf unseren Lagerplatz

Pendeen Lighthouse

Demo-Skizzen und Palette von Imogen

Hilary hat sich ein Platz am Hang gesucht

Wildes Meer

Türkisches Wasser unter und über der Gischt

Imogen Bone

Demo
 
Die perfekte Welle