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Dienstag, 1. Januar 2019

Flucht aus dem Exmoor und eine kleine Wanderung in Mortehoe

Der Tag beginnt mit einem "Full English" , nach zwei Tagen normalem Frühstück ist Neujahr der richtige Tag, um in die Vollen zu gehen. Außerdem ist es gesund: Baked Beans (no added sugar) und eine große Schale Champignons sind schon 2 aus 5 gesunden Sachen. Im übrigen habe ich gerade einen BBC-Food Report gesehen, nach dem Schweinefett mehr günstige Ernährungseigenschaften hat als Grünkohl. Also ist der Bacon ein Muss, gleich gibt es zum Abendessen als Ausgleich schwarzen Grünkohl ( black kale).
Siehe Nrn.: 31 und 8 : "A good source of B vitamins and minerals. Pork fat is more unsaturated and healthier than lamb or beef fat." Na also!
http://www.bbc.com/future/story/20180126-the-100-most-nutritious-foods

Die Sonne kommt heraus und es ist warm für Dezember und windstill, alles was ein Neujahrsmorgen können soll. Gestern Abend haben wir vor Mitternacht noch die zweite Folge von Dynasty über den Lebenszirkel des Kaiserpinguins geguckt ( selbst das BBC Team, das hierfür einen Winter in der Arktis verbrachte, war zu Tränen gerührt) und nach Mitternacht das Feuerwerk des Woolacombe Bay Hotels. Wir hatten in der Tat  - wie vermutet- einen Panoramablick, mussten aber warten, bis die Gäste drinnen mit Sekt angestoßen haben, Auld Lang Syne gesungen und schlussendlich Mäntel über ihre vermutlich kurzärmelige und strumpflose Sylvester-Partykleidung gezogen haben UND dann mit Dudelsackmusik zum Gucken nach Draussen geleitet wurden. Unterdessen gab es hier und da ein paar kleine Raketen und ein paar beschwipste junge Leute unten auf der Esplanade, aber insgesamt ist es sehr ruhig und ich schöre, wir waren die einzigen Leute in ganz Woolacombe, die auf der Terrasse standen. Dabei war es sensationell, dass Rauschen der Wellen, die klingen wie LKWs auf einer 300 M entfernten  Autobahn, zu hören.

Beim Pinguingucken betrinkt man sich nicht und so gibt es keinen Grund für einen Katerspaziergang (blowing the cobwebs away nennt das der Brite). Dennoch wollen wir raus und fahren in Richtung Exmoor. Bevor wir zum NT Parkplatz am Haddon Mouth kommen, halten wir an einer exponierten Stelle oben auf den Klippen mit Blick auf The Hangman, die höchste Klippe in England. Das Licht ist überwältigend, da die Sonne gegen einen wolkigen Himmel scheint, der gelbe Stechginster leuchtet auf und der Hintergrund erscheint dunkler als er ist. Über allem schweben wieder die hier überall ansässigen Paraglider. (Kann der Schirm nicht kippen, die sind so hoch und so weit weg von ihrem Absprunghügel?). Armin sagt, sie sähen aus wie Ikarus!

Wir fahren weiter über die kleinen Straßen, und drehen, als diese immer kleiner werden und mäandrieren durch das Netz der Wege zwischen hohen Hecken, Heidekraut und Weiden. Vor dem Parkplatz von Haddon Mouth (voll, kein Platz frei), liegt in der Mitte von Nirgendwo das überraschend riesige Gasthaus Hunter´s Inn (kein Platz frei) und wir kehren um, viel zu überlaufen heute. Ich habe die schlechte Idee, es mit Lynmouth zu versuchen , bin mir sicher, dass wir da ein Café finden. Nach gefühlten 30 Kurven sind wir dort, es gibt Cafés, ja, aber es ist vor allem erst einmal einen Busparkplatz mit etwa 8 Bussen zu sehen , gefolgt von einer verstopften Zufahrt zum Autoparkplatz entlang (vor 100 Jahren einmal idyllischer) Cottages an einem Minihafen an der Flussmündung. Fudge-Läden , Souvenirs, Postkarten, Tea-Rooms, ein Alptraum der Königswinter-Art. Wir mögen ja Filme über Pinguine und Schimpansen gucken, aber für Lynmouth sind wir entscheidend zu jung. Nichts wie weg. Ich mache noch nicht einmal ein Foto. Es ist ein bisschen wie Clovelly, nur eben.

Frustriert geben wir auf, heute ist kein guter Tag für einen Kaffee in einem (angeblich) idyllischen Exmoor-Ort. Zuhause  in der Ferienwohnung gibt es dagegen ein Gratis-Panorama, einen Parkplatz 5 Meter von der Cafétière und Kuchen, Porridge, Früchte, was man so will.

Trotzdem müssen wir uns dann doch noch bewegen und so fahren wir gegen 3 Uhr zum 2 Km entfernten Mortehoe (aber steile Straße), parken dort (jetzt ist zumindest hier etwas frei) und wandern einen guten Kilometer oneway , aber auf und ab bis zum Morte Point, dem Ende der Landzunge. kein Königswinter, kaum Wanderer, ein paar Familien und Paare nur,  Heidekraut, Meeresrauschen und jede Menge Landschaft.

Im Dorf gibt es einen Pub, der nicht ohne Grund "Ship Aground" heisst, eine Bucht, die Grunta Beach heisst ( wegen des hier gestrandeten Schiffs voller Schweine) und den bestgelegenen Friedhof, den ich je gesehen habe. Wenigstens die Angehörigen, die die Blumen giessen kommen, haben etwas davon.

Es ist mild und ich schwitze ganz ordentlich durch die Höhenunterschiede. Armin meint, man könne hier prima einen Golfplatz anlegen, aber ich hoffe, der National Trust hat was dagegen. Dem gehört das Land nämlich. Armin ist einverstanden.

Happy New Year!

Full English am Neujahrsmorgen

Sonne!

Blick nach draussen

Stop im Exmoor

Blühender Stechginster (Gorse)

Blick zum Hangman

Straßen durch das Exmoor

Strahlkraft des Stechginsters

Kirche und Pub in Mortehoe

Schafe

...in Bewegung

Blick nach Woolacombe

Wanderung zum Morte Point

alte Trockenmauer

Blick zum Bull Point Lighthouse

Blick nach Mortehoe



Mittwoch, 28. Dezember 2016

Norddevon revisited

Nach 21 Jahren sind wir erstmalig wieder in Norddevon. Damals haben wir in Georgeham in "The Old Manse", dem Wohnhaus des ehemaligen Methodistenpfarrers gewohnt.
Diesmal sind wir im George Inn in Braunton, an der A 261 zwischen Barnstaple und Georgeham bzw. Ilfracombe. Braunton beherbergt das British Surf Museum.
Es ist ein alter Gasthof, in den letzten Jahren renoviert und mit "Boutique rooms" versehen. Die Einrichtung der Gasträume ist gelungen, aber es fehlt ein wenig TLC (Tender Loving Care).  Das Haus ist von einer außerordentlich freundlichen Managerin mehr als Pub und Bar geführt. Die Heizung könnte auch etwas effektiver sein. Zumindest die Männer frieren nicht, denn die Dienstkleidung ist hauteng schwarz, das Frühstücksmädel hatte dazu eine minimale graue Schürze an..! Wer über Kleidergröße 40 hat, darf aber auch etwas anderes anziehen. Die Küche ist gut, mein Burger gestern war sehr ordentlich und mein Vegetarian Full English hatte toll gewürzte, kurz gebratene Spinatblätter dabei, zusammengerollt wie eine Zigarre.

Nach dem Frühstück fahren wir über die bekannten Ministraßen über Croyde zur Putsborough Beach. Zuvor halten wir hoch oben über Saunton Sands, dort sind die Surfer schon in Massen unterwegs und sehen wie kleine Fliegen auf der Wasseroberfläche aus. Alles glitzert. Der Himmel ist strahlend blau. Anders als vor 21 Jahren kostet das Parken an dem Putsborough Beach heute 8 Euro, ansonsten hat sich aber im Grunde nichts verändert. Es gibt aber ein kleines Café, immerhin. Auf dem wegen Ebbe weitläufig trockengefallenen Sand spielen Kinder, Jogger laufen in T Shirt und kurzer Hose den Strand entlang, Freundescliquen spazieren sich die Spinnweben von den Pints gestern Abend aus dem Kopf, Surfer sind unterwegs und ganz viele Leute mit Hunden. Eine Familie hat einen Schlitten in Form der flachen Plastikwannen  mit, um ihr Einjähriges notfalls ziehen zu können, gute Idee, Buggies kann man ja hier nicht schieben.

Die Wellen rollen in ordentlichen Reihen heran und oberhalb fliegt die Gischt weg. Auf English heißt dies Horse´s Mane, die Pferdemähne und tatsächlich sieht es wie die fliegende Mähne eines galoppierenden Pferdes aus.
Auf der Seite wwww.putsborough.com heißt es über diesen wunderbaren Strand:
BUT....... don't just take our word for it, as our beach, stretching three miles north to Woolacombe,  has once again, been voted  Best Beach in Britain,  4th Best in Europe and 13th Best in the World .....according to "Trip Advisors Travellers Choice"....... WOW!  Trip Advisor has recently also awarded Putsborough Sands a " Certificate of Excellence".  Further to this, our newly built toilet block has been rewarded with  a "Platinum" certification from The Loo of the Year awards Committee.........High praise indeed!
We are also recommended by The Marine Conservation Society and  The Daily Telegraph writes:-
"At the end of the long flank of sand stretching south from Woolacombe is Putsborough Sands. It has clear water, great surf and a gentler away-from-it all feel. There's a beach shop and café, a small caravan park, award winning toilets and nothing else apart from rock pools and spectacular sunsets"
Sounds Idyllic...............it certainly is!!

Was für ein grandioser Auftakt unserer Silvesterreise.

Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang geht es weiter durch Georgeham und Mortehoe in Richtung Ilfracombe. Beide Dörfer sind ebenso wie Croyde gespickt mit restgedeckten Cottages mit dicken, weißgetünchten Mauern, aber erstere sind idyllischer mit ihrem baulichen Ensemble ohne neuere bauten wie in Croyde mit seiner Strandlage und einfacherem, ebenen Baugrund und seiner Reputation als Surfstrand!

Ilfracombe war vor 21 Jahren aus unserer Erinnerung ein "gestriger" Badeort, der seine Existenz auf die viktorianische Reiselust zurückführen kann. Immer noch an einigen Stellen etwas renovierungsbedürftig und immer noch von klassischen Badeorthotels und B&B dominiert, zeigt sich das Stadtbild heute aber interessanter. Ilfracombe ist in eine Reihe hoher felsiger Headlands gebaut, ja geradezu reingerutscht, Grund war sicherlich , dass mittendrin ein sicherer Hafen ist. Am Hafen ist eine RNLi Station, die Seenotrettung, allerdings fällt der Hafen bei Ebbe trocken, alle paar Stunden daher keine gute Option Ilfracombe anzufunken. 

Im Hafen steht eine riesige Statue, die uns rätselhaft ist. Die Figur, die von hinten noch "normal" aussieht, zeigt von Vorne einen fast skelettierten Kopf und einen offenen Bauch mit Fötus. Eine gutbekleidete Frau , etwa 70, spricht mich an und fragt mich , ob ich den Elefant von Ilfracombe kenne. Ich dachte erst, dass ich das nicht richtig verstanden habe, aber sie wiederholt es und zeigt dann auf das Headland gegenüber, dass wie ein kleiner liegender Elefant aussieht. Außerdem erzählt sie mir von der Statue. Sie ist von Damien Hirst, der aus Devon/Cornwall kommt. 15 Millionen ist sie wert, sie ist aus Bronze und hat innen ein stützendes Skelett aus Edelstahl. Seit vier Jahren ist sie hier. Sie heißt "Verity" und irritiert die Tagesausflügler aus Wales, die beim Anlanden von den Eingeweiden begrüßt werden und ausgesprochen irritiert reagieren. Hirst hat sie der bekannten Tänzerin von Degas, was die Körperhaltung angeht, nachgeformt. Eine erklärende Tafel fehlt, immerhin entdecken wir später eine auf dem Hügel über dem Hafen, neben der St. Nicholas Kapelle. Die Frau erzählt mir, dass sie neulich Zeugin einer Unterhaltung zwischen Mutter und kleinem Sohn wurde, wo er seine Mutter gefragt hat, warum sich die Frau etwas in den Po schiebe. (Es handelt sich dabei um die Waage der Justitia). Ein andermal hatte ein Kind gefragt, ob die Schale dazu diene "Pooh" aufzufangen und damit war nicht Winnie gemeint. 

"Verity (dt. Wahrheit) ist eine mehr als 20 Meter hohe, 25 Tonnen schwere Bronzestatue des britischen Künstlers Damien Hirst an der Hafeneinfahrt des englischen Küstenorts Ilfracombe. Sie wurde am 19. Oktober 2012 aufgestellt und zeigt eine schwangere junge Frau, deren Organe einschließlich der Gebärmutter und des Fötus auf der rechten Seite sichtbar sind, ähnlich den Körperwelten des deutschen Arztes und Plastinologen Gunther von Hagens." (https://de.wikipedia.org/wiki/Verity_(Statue))

Wir gehen ein paar Schritte die Straße am Hafen entlang und kommen zum stylischen Café und der Galerie von Damien Hirst. Im Café ist , wie eine Ansammlung von Matchboxautos eine Vielzahl Plexiglasschachteln mit Fischen wie in Miniaquarien (tote echte) zu sehen. Hirst ist ja auch bekannt für seine eingelegten Haie. Wir sitzen bei strahlender Sonne aber draussen und essen unsere Salate Al Fresco! Neben dem Café ist die Galerie, leider bis zum 03.01. geschlossen.

Danach gehen wir noch den steilen Weg zur alten St. Nicholas Kapelle hoch, mit die älteste Kapelle der britischen Inseln, auf dem Dach befindet sich seit dem 16. Jahrhundert ein Leuchtfeuer, ein zweiter Rekord!

Dating back to 1321 the chapel was built as a place of worship for the people of Ilfracombe living and working around the harbour.
From the middle ages the chapel maintained a light to guide shipping into the harbour. It is still a working lighthouse today and is said to be the oldest in the country. When Henry VIII dissolved the monasteries in 1540 St Nicholas ceased to be a chapel.
Between 1835 and 1871 a Mr John Davey lived in the chapel as lighthouse keeper raising a family of 14 children. The chapel was also used as a reading room and a laundry. Since then it remained much neglected until 1962 when it was restored by the Rotarians of the town.
The chapel is today regarded as a special place of interest within the town and is an iconic landmark overlooking the harbour. The old porch has been transformed into a small chancel and occasional services are held there.
The chapel is maintained by Ilfracombe Rotary Club and run largely by volunteers. It is free to look around but donations are welcome. All the money raised goes to charity. http://www.visitilfracombe.co.uk/see-do/attractions/item/250-st-nicholas-chapel.

Von Ilfracombe aus fahren wir noch nach Barnstaple und machen einen Stadtrundgang. Bekannteste Sehenswürdigkeiten sind die Guildhall und der Pannier Market, eine riesige Markthalle.

The George Inn in Braunton

Metzgerei in Braunton

Saunton Sands

Surfer in Saunton Sands

Rollende Wellen
Kleine Straßen
Putsborough Beach

...mit seinen Rockpools

Gespiegelte Möwe

Horses Manes

Fliegende Gischt

Fliegende Gischt

Armin aus der Ferne

Eine Hund Ausführende

Morgenritt Putsborough

Blick auf Woolacombe

Surf is on

Cottage am Wegesrand

Putsborough Beach

Verity von Damien Hirst

Verity in Ilfracombe

Rückseite Verity

Galerie und Café

Hafen


Blick von St. Nicholas Chapel

Das Leuchtfeuer auf dem Kapellendach

Nahe der Kapelle

St. Nicholas Chapel