Reise Blog Heike: Die Mweelrea Berge

Dienstag, 6. September 2022

Die Mweelrea Berge

Der Plan für heute ist Friseur ( Armin) und Einkaufen (Heike) in Cliften und dann zur Kylemore Abbey, einem der Besichtigungshighlights von Irland und besonders von Connemara.

Zunächst aber geht es nach Cliften und da scheint die Zahl der Pubs und Bars die der Friseure um ein Vielfaches zu übersteigen. Wir fahren eine Runde und entdecken nur 2 Friseure/ Barbershops , die offen sind, aber altmodische Schilder und ihr Geschäft im ersten Stock haben. Google sagt, dass es etwa sechs Friseure gibt und mithilfe der Karte finden wir einen Barbier und einen Unisexsalon in der Church Street. Armin entscheidet sich für den Unisex Frisierladen von Mary. Ich warte vor der Tür, um zu hören, ob es klappt. Armin kommt aber nicht wieder raus. Also gehe ich rein und da sitzt er in einem uralten Frisierstuhl aus bordeauxfarbenem Kunstleder und hat schon einen Umhang an. Mary ( ca 50 Jahre) fragt ihn gerade ob Schere oder Radiergerät. Er sagt Schere und ich gehe einkaufen. Der Laden hätte vor 44 Jahren genauso ausgesehen können , als ich da war , vielleicht schon von Marys Vorgängerin eingerichtet. Winzig, vollgestellt, alte Einrichtung, kleine Bilderrahmen mit Fotos auf einem Sims, Nippes.

Von Cliften aus fahren wir - jetzt mit einem guten Styling Armins für 15 Euro - weiter zur Kylemore Abbey. Ehemaliges Herrenhaus , ältestes Benediktinerinnenkloster Irlands und ( auch heute noch) Mädcheninternat, viktorianischer Walled Garden, Parkgelände, Cafe , Shop.

Das Anwesen liegt sehr idyllisch/romantisch an einem See.

Nicht so idyllisch und schon gar nicht romantisch sind die 9 großen und 10 kleinen ( gezählt) Reisebusse auf dem Busparkplatz und die 200 oder so ( nicht gezählt ) PKW. Uns ist völlig unklar, wo die auf einmal alle herkommen. Wir sind jetzt 1,5 Wochen auf sehr leeren Straßen unterwegs, aber hier ist die Tourismuszentrale überhaupt. Schulferien zuende, Busreisezeit? Wir fahren verschreckt weiter und sehen im Umkreis von 25 km um die Abbey immer wieder Busse. Vielleicht werden die da vermehrt und ausgebrütet.

Schnell machen wir uns davon in Richtung Killary Fjord . Im Ort Leenane , wo wir einen Mittagssnack essen , regnet es wie in der Waschanlage. “Hinten wird es aber hell” und so fahren wir weiter um den Scheitelpunkt des Fjordes herum in die Grafschaft Mayo und zunächst noch auf der anderen Fjordseite entlang, um dann in die Mweelrea Berge abzubiegen . Wir fahren zunächst bis Delphi und dann biegen wir auf eine kleine Passstraße ab. Der höchste Berg ist 814 m hoch, was ab der Meereshöhe, auf der wir prinzipiell sind, ganz schön hoch aussieht. Die vielen weißen Tupfer an den Berghängen können mähen und halten sich alternativ gerne auch mitten auf der Straße auf. Einige Wasserfälle liegen am Wegesrand. Licht und Schatten von Sonnen und Wolken modellieren die Landschaft. Eine tolle Strecke!

Auf dem Rückweg fahren wir wieder über Leenane, wo es , kaum haben wir due Biegung vor dem Ort erreicht, zu schütten anfängt. Hier mein Tipp: Kein Hotel in Leenane buchen.

Zurück in Roundstone komme ich mit einer netten Frau ins Gespräch , die gebürtige Irin ist und in Birmingham wohnt, wo sie bis vor kurzem als Lehrerin gearbeitet hat. Während der Troubles ( IRA Zeit der 70er) wohnte sie ausgerechnet in Derry, ihr Vater war Katholik, arbeitete für Dupont, war aber gleichzeitig in der Police Commission. Er erhielt eine Todesdrohung deshalb. Sein Vorgesetzter versetzte ihn sicherheitshalber nach Genf. Dieser Vorgesetzte war Brite und wurde am blutigen Freitag von der IRA erschossen.

Abend gegessen haben wir im O’Dowd’s. Die Bedienung an der Bar trägt Maske , die offenbar ausschließlich Einheimischen nicht. Die Frau am Kai , deren Tochter seit 30 Jahren hierher kommt und ein Haus als Ferienhaus gekauft hat, hat mir erzählt , dass die Tochter von einem Einheimischen angemeckert worden sei, ob sie nicht wegen Covid zuhause hätte bleiben können. Offenbar sind die Gefühle hier gemischt. Einerseits braucht man dringend die Touristen, andererseits war die Gegend vor dem Sommer so gut wie Covid frei und man hat Angst sich wieder eine neue Welle herein zu holen. Blöde Pandemie!

Jedenfalls war dies wieder ein sehr schöner Tag mit großartigen Ausblicken und geregnet hat es nur in Leenane…