Gemütlich geht es heute links um die Insel herum, von Ribeira Grande über die Westspitze herum und an der Südküste entlang bis Vila Franca do Campo. Es reihen sich an der Küstenstraße die Orte aneinander wie Perlen an einer Schnur, das Landesinnere ist hingegen weitgehend unbesiedelt. Wir biegen immer wieder auf kleinere Straßen ab, die dann mitten durch die abseits der Hauptstraße gelegenen Orte führen und landen dabei immer wieder im Nichts auf einer schlammigen Schotterstraße. so dass wir umkehren müssen. Aber die Touren durch die Dörfer lassen uns beim Alltagsleben zu Zuschauern werden. Auch wenn es im August auf den Azoren über 200.000 T Flugpassagiere gab ( inkl. der vielen Inlandsflüge) und damit das Flugaufkommen durch den Tourismus weiter wächst, ist in den meisten Orten davon nichts zu sehen. Nur auf den Parkplätzen der Haupt”sehenswürdigkeiten” tauchen sie auf, andere Touristen und natürlich auch wir. Es gibt kaum große Hotels, kleine B&B oder Ferienwohnungen fallen nicht auf. Es gibt kaum typische touristische Infrastruktur, wie Souvenirläden, Tshirtläden und Schnellimbisse oder Restaurants, die Pizza, Pasta, Salat Standard servieren. Es sind auch ganz wenig große Touristenbusse unterwegs. Man sieht an den Hotspots hingegen immer wieder Kleinbusse lokaler Touranbieter. Zum einen sind Mietwagen nicht ganz billig ( wenn auch nicht superteuer und Benzin ist viel billiger als bei uns) und ein eher knappes Gut, zum anderen bleiben viele Besucher nur 2 oder drei Tage auf jeder Insel, da lohnen sich geführte Touren, und schließlich scheuen Besucher aus Übersee die Schaltgetriebe und das Fahren auf kleinen, steilen Straßen. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls aus den Posts in einschlägigen Foren in Social Media.
Wir halten an einigen Miradouros am Wegesrand. Am Miradouro da Ponto do Escalvado vor Ginetes ganz im Westen schaut man in die endlosen Weiten des Atlantik. Hier steht - inzwischen unbenutzt- ein Walbeobachter Häuschen. Zu Zeiten des Walfangs saßen Beobachter in den Häuschen uns suchten das Meer nach Walen ab, so dass sie den Walfängern die Richtung weisen konnten. Auf der Insel Pico werden die Ausgucke noch immer genutzt, inzwischen für Walbeobachtungsboote.
Wir machen danach einen kleinen Abstecher in das Landesinnere um den obligatorischen Blick von Vista do Rei Miradouro auf den Sete Cidades See zu werfen und vor Allem, um uns den Lagoa do Canario anzusehen.
Am Vista do Rei steht eine Ruine, die zu den Lost Places gehört. 1989 Jahre wurde hier ein 5-Stern-Hotel mit 87 Zimmern ( Monte Palace Hotel ) eröffnet und nach nur 18 Monaten 1991 als unrentabel wieder geschlossen. Die Welt war noch nicht bereit für ein 5 Sterne Hotel im Hinterland der Azoren. Auch wenn es direkt am Vista do Rei ( Ausblick des Königs) liegt, muss man einbeziehen, dass der Ausblick häufig von Regen getrübt oder schlichtweg aufgrund von tief hängenden Wolken nicht existent ist.
Verspekuliert oder Wirtschaftskriminalität?
“Angefangen damit, dass es ein ausländisches Unternehmen war, das hier den großen Coup landen wollte. „Niemand auf den Azoren hat hier ein Fünf-Sterne-Hotel gewollt. Das war eine verrückte Idee aus Europa.“ Verrückt genug jedenfalls, dass die Indústria Açoreana Turistico-Hoteleira Mühe hatte, für ihre Mega-Investition das nötige Kleingeld beizuschaffen. Der französische Privatkonzern Creusot Loire, der am Anfang mit im Boot war, ging Pleite, als das Hotel längst beschlossene Sache war. Eine azoreanische Bank sprang ein. Dabei hätten die Investoren unlautere Absichten gehabt, sagt Cogumbreiro: „In den Zeitungen war von Schwarzgeld und Geldwäsche zu lesen. Daran ist kein Zweifel. Die Investoren wollten nur unser Geld.“ https://www.fr.de/panorama/keine-sterne-mehr-dafuer-umso-mehr-gaeste-10952171.html
Noch bis 2010 wurde das Gebäude bewacht, ein Käufer fand sich nicht. Seither gibt es nur noch “Gefahr” und “Nicht Betreten” Schilder , die gewohnheitsmäßig ignoriert werden. Instagram Fotos werden vom Dach des Hauses gemacht, denn da hat man die beste Aussicht auf den See. Also, falls nicht wieder Wolken da sind. Innen verfällt das Haus, im Netz immer wieder als ein 5 Sterne Beispiel für eines der vielen Lost Places benannt. https://www.atlasobscura.com/places/hotel-monte-palace
Danach wandern wir 1 Km vom entsprechenden Parkplatz zum Lagoa do Canário. Dachte ich. Tatsächlich handelt es sich um einen langen Wanderweg durch das Hinterland. Wir kehren um. Mein Fehler! Der Zugang zum See liegt versteckt hinter einer Mauer direkt am Parkplatz. Armin beschließt am Auto zu picknicken , ich gehe aber doch noch hin.
Unser letzter Haltepunkt ist die Ermida de Nossa Senhora de Paz in Vila Franca do Campo. Vor dem Ort im Meer liegt eine kleine vulkanische Insel ( Ilheu) mit einem kreisrunden Kratersee.
Oberhalb des Ortes liegt die Wallfahrtskapelle, der Jakobsweg ( einer Zubringer) führt direkt daran vorbei. Das Besondere daran sind die vielen Stufen , geschmückt mit Azulejos Kacheln, alle einem Abschnitt des Rosenkranzes entsprechend.
Gleich gehen wir in einer Quinta ( Hofanlage) essen, Überraschungsmenu mit 5 Gängen. Ich werde berichten!
|
Typische Ortsdurchfahrt |
|
Bunte Häuser |
|
Oh, vielleicht lieber drehen?! |
|
Haus in Bretanha |
|
Mühle in Bretanha |
|
Ausblick M. d. P. d. Escalvado |
|
Miradouro de Ponta do Escalvado |
|
Armin sucht Amerika |
|
Am Walbeobachtungshäuschen |
|
Ausblick auf alte Thermen |
|
Das verlassene Monte Palace Hotel |
|
Vista do Rei |
|
Falscher Weg zum Lagoa |
|
Der Lagoa do Canário |
|
Typische Sicheltannen |
|
Der richtige Wanderweg |
|
Moosbewachsen |
|
Blick auf die Nordküste |
|
Im Baumkreis Kühe |
|
Blick auf Capelas |
|
Wandbild in Ponta Delgado |
|
Jakobsweg |
|
Die Kapelle Nossa Senhora usw |
|
Azorenkühe allerorten |
|
Die Kapelle |
|
Blick auf die Ilheu |
|
Blau der Hortensien |
|
Blick vom Balkon |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen