Höchste Zeit also, dass wir einmal etwas über die Minen lernen.
Um 12.15 ist ein Talk mit Vorführung der Dampfmaschine. Ein älterer Mann erzählt, eigentlich kann er nicht mehr in der Mine gearbeitet haben, sein Vater aber vielleicht schon.
Nach den Erzählungen haben die Gärten der Familie Bolitho ( wir haben heute auch gelernt, dass man das Boleitho ausspricht) etwas an Strahlkraft verloren. Edward Bolitho finanziert eine botanische Expedition in der Himalaya letztlich vom Gewinn der Minen. Die Bolitho Familie besaß nicht nur Minen, sondern auch die Anlagen zum Weitertransport der Erze und zu deren Verarbeitung. Das Leben in den Minen war Proletarierschicksal, wie es härter nicht sein könnte.
Aber Minenarbeiter zu werden, war nicht nur das Schicksal der Jungen in den Dörfern, sondern auch deren BerufsWUNSCH. In den Erinnerungen von Jack Penhale heißt es dazu wörtlich: "Here, in the hamlet (sc. kleines DorfAnsiedlung) that nests on the clifftop overlooking the broad Atlantic, the boys have one ambition: to go to work in one of the mines whose stacks and buildings scar the horizon for miles around, belching forth columns of black smoke, as the engines inside hiss and whirr, hoisting the ore (sc. Erz) and pumping the water from the narrow shafts".
Viele Minenarbeiter aus Cornwall sind übrigens, der besseren Bezahlung wegen, nach Südafrika ausgewandert und haben mit ihren Fachkenntnissen beigetragen, die dortigen Goldminen anzulegen. Viele Arbeiter sind dort aber aufgrund des Quartzstaubs mit 30-40 Jahren früh gestorben.
Der Schreiber des kleines Buches, aus dem ich berichte, Jack Penhale, wurde so, nach der Rückkehr seines Vaters aus Südafrika, im Jahr 1917 bereits mit jungen Jahren Halbwaise. Viele Jugendliche werden 1917 in den Krieg eingezogen, Jack ist aber erst 14. Nach der Schule fängt er zunächst über Tage an, er ist in der "Dressing plant" beschäftigt, dort, wo das erzhaltige Gestein zerquetscht und gemahlen wird. Er verdient einen Schilling und einen Penny am Tag und brennt darauf, endlich unter Tage zu dürfen. An einem der nächsten Montage hat er die Genehmigung des Captains. Seine Mutter packt ihm den Lunch in einen Leinenbeutel (Cornish Pasty) und das Wichtigste: Einen wasserdichten Zylinder mit Streichhölzer zum Anzünden der Kerzen, der einzigen Lichtquelle unter Tage. 36 Kerzen stellt die Unternehmensleitung pro Woche , das reicht nicht für die 12-Stunden Schichten, sind die Kerzen verbraucht, müssen neue Kerzen vom Lohn dazu gekauft werden. Schafft man es aber doch, kann man die übrig gebliebenen Kerzen versuchen, an einen Ladenbesitzer zu verkaufen.
Die Schächte gehen bis 600 Meter unter die Erde und bis zu 1,6 Kilometer unter das Meer. Gefährlich ist auch, dass die Schächte verschiedener Minen wie Finger ineinandergreifen. Versehentlich falsch gebohrt und gehämmert und Wasser kann aus einem anderen Schacht einströmen.
In Levant ist man zwar nicht besonders großzügig, aber wenigstens beginnt die 12-Stunden Schicht und damit die Bezahlung bereits mit dem Einfahren in den Schacht. In anderen Minen beginnt die "Stechuhr" erst , wenn der Bergmann an seinem Arbeitsplatz angekommen ist. Das kann dauern, wenn man eine Meile entfernt arbeitet und ein paar Hundert Meter in der Tiefe dazu.
In die Tiefe geht es nicht etwa in einem "Käfig", vielmehr geht eine Art senkrechter Balken , sich bewegend in die Tiefe, an dem Balken sind kleine Stufen und Halter zum Festhalten, jeweils im Abstand von 12 Fuß. Ebenfalls im Abstand von 12 Fuß sind an den Schachteingängen korrespondierende Plattformen, auf die die Männer aufspringen müssen. Wenn der nächste Balken kommt, müssen sie wieder aufspringen, das Ganze bei Kerzenlicht. Eine Art Pater Noster ohne Kabine und mit 133 Stufen.
Es gibt in der Mine Lorenponies. Nach 4 Monaten sind die Tiere erschöpft und werden ausgewechselt. Zweimal müssen sie unter Tage, dann werden sie verkauft, nicht unbedingt für den Kochtopf, auch Bauern aus der Umgebung kauften die Ponies. Wir kamen aber die Ponies in die Tiefe: Das Gitter, auf dem die riesigen eimerähnlichen Eisenbehälter für die abgebauten Erze nach unten geschafft wurden, wurde mit einem Blech belegt und die Ponies dann in den kleinen Käfig gezwängt und nach unten transportiert. Beim zweiten Mal, so wird uns erzählt, sträubten sich die Ponies sehr, da sie jetzt ja wussten, was sie erwartete.
6 Tage in der Woche musste 12 Stunden in der Mine gearbeitet werden ( Frauen und Kinder über Tage und nur 10 Stunden) , sonntags war frei. Viele der Minenarbeiter waren besonders stramme Methodisten und mussten an ihrem freien Tag auch noch drei Mal in die Kirche. Da blieb kaum Zeit, sich eine Rute zu nehmen und ein bisschen angeln zu gehen. Gab es Heringe , war für volle Töpfe , durch Haltbarmachung auch im Winter, gesorgt.
In nur 20 Jahren hatten die Eigentümer 180.000 Pfund Sterling verdient.
Wir werden uns jedenfalls jetzt die Neuverfilmung von "Poldark Mine" kaufen. Das war schon sehr interessant.
Auch die Dampfmaschine wurde angeworfen. Nicht, dass ich das richtig verstehen würde. Zu viele Stangen. Das kriegen wir später..., bekanntlich!
Außerdem erzählte der Vortragende, dass im Gestein viel Uran ist. Marie Curie hat das "Pitchblende" genannte Material in Mengen aus der Trenwith Mine bei St. Ives bezogen, um den Nachweis der Radioaktivität zu erbringen.
Der Vortragende rät uns, keine schweren glänzenden schwarzen Steine mit nach Hause zu nehmen....!
"Trenwith Mine, above St Ives, produced 694 tons of pitchblende and other ores over the period 1911 to 1917. Recovery of the ore was mainly from the dumps, where it had been discarded as worthless because it had originally been confused with black copper ore. Radium, discovered by Marie Curie, was first isolated by her from pitchblende from Trenwith Mine. The dumps were a plentiful source of stone for local streets and houses. Now they provide hard core for the large car park that occupies the mine site (above). One recent visitor was quite alarmed when he found several rocks used in the car park walls to be radioactive, claiming that the whole area should be cleared." , http://www.aztecresearch.net/trenwith.htm
Er erzählt auch, dass es hier überall Granit gibt, im Boden und in den Hauswänden, darin findet sich überall eine Minimalstrahlung.
Von der Mine aus fahren wir weiter Richtung St. Ives . Auf der Höhe der Landzunge von Gurnards Head liegt der Gasthof Gurnards Head: http://www.gurnardshead.co.uk, ein klassischer Gastropub with Rooms und sehr gutem Essen. Wir bestellen das dreigängige Lunchmenu (GBP 19,00) und sind begeistert. Außerdem ist die Atmosphäre super. Definitiv ein Ort zum Weiterempfehlen!
http://www.gurnardshead.co.uk
Weiter geht es nach St. Ives mit dem perfektem Blick auf die Stadt und leerer Batterie in der Kamera. Schnell noch in der Tate ein Geschirrtuch kaufen, dass "meine" Malerin für die Tate entworfen hat.
Zurück in Sennen strahlt die Sonne noch vom Himmel und die wellen klatschen über das Felsenband, also Gummistiefel an und raus! Man kann sich einfach nicht losreissen vom Blick! Er ist einfach grandios!
Frühstück |
Levant Mine mit Möwe und Bluebells (Uschi 3) |
Engine House, Levant Mine |
Steilküste |
Ein Abhang voller Grasnelken |
Im Museum der Levant Mine |
Die Bergwerks"uhr" mit der Tiefe nach Fathoms (Faden) |
Steilküste II |
Mein Nachtisch mit Marmelade-Eis |
Gurnard´s Head Inn |
Küstenstraße bei Zennor |
Fensterladen in der Sennen Cove |
Heranrollende Wellen, Sennen Cove |
Breakwater Monochrom-Modus, Sennen Cove |
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